*In der vorhergehenden Fassung dieses Beitrages hatte es an dieser Stelle geheißen "George W. Bush". Gemeint ist hier aber sein Vater, George Bush.
75 Minuten über die eigene Großartigkeit
Es war eine denkwürdige Pressekonferenz von Donald Trump: Er habe in den vergangenen vier Wochen alles richtig gemacht, nur leider berichte niemand darüber, sagte der US-Präsident gestern Abend im Weißen Haus. Die Frage eines Reporters nach seiner Ehefrau Melania besänftigte den aufgebrachten Präsidenten.
Die Nominierung seines neuen Arbeitsministers Alexander Acosta war nur der Anlass für diese äußerst ungewöhnliche Pressekonferenz, die vermutlich noch von sich reden machen wird: Eigentlich ging es Donald Trump um sich selbst – noch niemals zuvor sei es einem amerikanischen Präsidenten gelungen, in so kurzer Zeit so viel zu erreichen, stellte der Präsident fest.
Er habe in den vier Wochen seiner Amtszeit alles richtig gemacht, hielt Trump fest. Es gebe weder Chaos im Weißen Haus noch in seiner Administration – ein Eindruck, der sich verfestigt hatte, nachdem die Gerichte das umstrittene Einreiseverbot für Bürger aus vorwiegend islamischen Ländern gekippt hatten und Donald Trump seinen Nationalen Sicherheitsberater entlassen musste. Tatsächlich liefen die Regierungsgeschäfte wie geschmiert, behauptete Donald Trump.
Das gescheiterte Dekret des Einreiseverbots werde korrigiert. Und Michael Flynn, der Nationale Sicherheitsberater, der diese Woche über seine Russlandkontakte gestolpert war, habe eigentlich nur seine Arbeit getan. An den angeblichen Kontakten seines Wahlkampfteams zu russischen Geheimdienstmitarbeitern, die sowohl die US-Geheimdienste wie den Kongress und die Medien nachhaltig beschäftigen, sei nichts, aber auch gar nichts dran: Die einschlägigen, hochbrisanten Recherchen der "New York Times" nannte Donald Trump einen Witz – alles erstunken und erlogen.
Trump verbeißt sich in eine Medienschelte
Er selbst besitze nichts in Russland. Er habe keine Kredite in Russland aufgenommen. Und mache keine Geschäfte mit Russland.
Donald Trump machte zwei Probleme aus, die ihm offenbar nahegehen: Die vielen Lecks in seinem Umfeld, die dafür sorgen, dass Falschinformationen an die Medien durchgestochen werden, wie er sagte - weshalb er das Justizministerium angewiesen habe, unverzüglich Ermittlungen wegen dieser kriminellen Machenschaften aufzunehmen.
Die Durchstechereien seien echt, sagte Trump – die Informationen aber seien falsch. Und das zweite Problem: die Medien. Sie seien völlig außer Kontrolle geraten – ihre Lügen seien haarsträubend.
Donald Trump verbiss sich in seiner 75-minütigen Pressekonferenz in eine Medienschelte, die sich gezielt gegen die liberalen Medien des Landes richtete: An die "Washington Post", an die "New York Times", aber auch an "CNN". Als dessen Korrespondent Jim Acosta Trump fragte, ob er nicht Gefahr laufe, das Prinzip der Presse- und Meinungsfreiheit zu untergraben, wenn er Recherchen als Lügenberichte bezeichne, nur weil sie ihm nicht zupass kämen – da versteckte sich Trump hinter einer angeblichen Öffentlichkeit, die den Medien keinen Glauben mehr schenke, wie er sagte.
Trumps Behauptungen sorgen für tumultartige Szenen
Als Trump behauptete, sein Wahlsieg mit 306 Wahlmännerstimmen sei der höchste seit Ronald Reagan, kam es fast zu tumultartigen Szenen, als Reporter ihn mit einer blitzartigen Gegenrecherche von Twitter-Usern konfrontierten: Barack Obama gewann die Wahl von 2008 mit 365 Stimmen. George Bush* die Wahl von 1988 sogar mit 426 Stimmen. Warum sollten ihm die Amerikaner noch glauben, wenn er solche Unwahrheiten in die Welt setze, fragte ein Reporter. Trump gab seinen Mitarbeitern die Schuld: Sie hätten ihn entsprechend informiert.
Da musste am Ende ein Reporter einer lokalen Fernsehstation nach der Rolle von Ehefrau Melania Trump fragen, um den Präsidenten doch noch zufriedenzustellen. Das sei doch einmal eine richtig gute Frage, erwiderte Trump. Er werde diesen Sender künftig öfter einschalten.
Am späten Abend wurde bekannt, dass der Kandidat für die Nachfolge des geschassten Nationalen Sicherheitsberaters Michael Flynn das Angebot aus dem Weißen Haus dankend abgelehnt hat.