Prince gibt erstes Ungarn-Konzert
Hunderttausende Besucher strömten zum "Sziget" Festival mitten in Budapest auf die Obuda Insel. Das Festival gehört zu den größten Musik- und Kulturfestivals in Mitteleuropa: Top-Act war Prince.
Auf der Insel mitten in Obuda, kurz hinter der Margareteninsel, gibt es noch das "Moszkva Tér Bistro" inmitten unzähliger Stände auf dem Festivalgelände. Benannt nach dem Moskauer Platz in Buda, der nationalistischen Politikern in Ungarn allein wegen seines Namens verhasst war. Nun gibt es den "Moszkva Tér" nicht mehr. Er wurde umbenannt in "Kálman Széll Tér" nach einem Finanzpolitiker Ungarn, den im Ausland keiner kennt. Für große demonstrative Gesten gibt die neue Regierung gerne Geld aus. Das "Sziget Festival" wird da eher toleriert als geliebt. Sogar der Budapester Oberbürgermeister stattete dem Riesenspektakel einen Höflichkeitsbesuch ab. Für den ungarischen Kulturjournalisten Géza Csakvari von der größten, linksliberalen Tageszeitung "Nepszabadság ist "Sziget" immer noch ein Muss. Einiges hat sich aber verändert:
"Schon seit einiger Zeit ist dieses Festival sehr professionell durchorganisiert. Das ist nicht mehr Euro-Woodstock oder die Studenteninsel wie zu Beginn. Heute gibt es genug Klos, genug Stände und auch Firmen aus aller Welt, auch die Multis wie Mc Donalds sind dabei. Man könnte kritisch anmerken, dass es eine Kommerzialisierung gibt, aber das ist die wirtschaftliche Seite. Aber es gibt die kulturelle Seite. Man fragt sich ja immer, warum spielen hier nicht die ganz großen Stars wie Madonna oder die Rolling Stones. Die Antwort ist, noch mehr Zuschauer werden kaum kommen und noch teurer kann man die Tickets auch nicht machen."
Natürlich ist "Sziget" in erster Linie eine Riesenparty mit einem Dutzend Bühnen, Musik von Klassik bis Heavy Metal und vor allem sehr international. Auf der großen Bühne spielen Altstars wie Prince, aber auch aktuell, angesagte Bands wie die Kaiser Chiefs, die einfach für gute Stimmung sorgen.
Die Besucher des Festivals kommen seit einiger Zeit mehrheitlich aus Westeuropa. Vor allem die Wochentickets mit Übernachtung werden zu 80 Prozent von Ausländern gebucht. Dafür kaufen Ungarn mehr Tagestickets. An guten Tagen ist es also "fifty-fifty" meint die Festivalsprecherin Viktoria Vetö, auch wenn Géza Csakvari meint, dass dieses Verhältnis ein wenig geschönt ist. Auffallend ist die ganz starke Präsenz aus den Niederlanden. Über 15.000 Holländer besuchen in diesem Jahr "Sziget" und seit drei Jahren ist auch der staatliche Jugendsender "3FM" immer live dabei. Wilbert Mutsaers der Manager des Radios erklärt, was "Sziget" alles so attraktiv macht:
"Einer der Gründe ist, dass unsere Festivals wie Pinkpop und Lowlands innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind und wir Holländer gehen gerne auf Festivals. "Sziget" kann man sich leisten, das Festival ist noch nicht so teuer. Wir organisieren Zugreisen. Das sind Sonderzüge und es dauert 22 Stunden. Aber viele mögen es. Für viele ist das hier eben auch Urlaub und eine Woche Budapest."
Wie viel populärer die belgische Band "Triggerfingers" im Vergleich zu den "Söhnen Mannheims" war, die beide auf der neuen Europa Bühne spielten, das wurde beim Zuschauerzuspruch deutlich. Zu "Triggerfingers" kamen in etwa doppelt so viele Fans, weil die flämischen AC/DC vor allem Besucher aus Holland und Belgien anzogen. Die "Europa Bühne", auf der eher lokale Stars auftraten, gehörte aber zu den erfolgreichen Neuerungen beim "Sziget". Diese europäische, multikulturelle Ausrichtung wirkt wohltuend im aktuellen kulturpolitischen Kontext findet auch Zoltan Marton, ein erfolgreicher Werberegisseur, der seine Jugend in Deutschland verbrachte, aber seit 20 Jahren wieder in Budapest lebt. Ihn stört vor allem die Provinzialität der privaten Medien und das Staatsfernsehen sei indiskutabel:
"Hier in Ungarn ist das so: ich schau kein staatliches Fernsehen mehr, weil ich der Nachrichtensendung im staatlichen Fernsehen nicht vertrau. Wenn ich jetzt einen privaten Sender sehe, dann ist da zu sehen, dass die Nachrichten so nichts sind, das ist null. Von einer halben Stunde gehen 20 Minuten damit weg, wie von einer Nachbarin der Hund erschlagen wurde. Da gibt es einen fünf-Minuten-Report darüber während zwischendurch die Welt wirtschaftlich zusammenbricht."
Noch ist Sommer, das Wetter endlich gut und der Herbst könnte dann auch in Budapest etwas unangenehmer werden für die Ungarn, die stark unter der Wirtschaftskrise und dem neuen Sparfimmel der Regierung leiden, meint Zoltan Marton. Da ist das Bedürfnis nach guter Laune, vor allem bei der eher apolitischen Jugend des Landes verständlich. Auch dafür steht "Sziget".
Besonders gefeiert werden dann auch Bands, die nur gute Laune verbreiten wie Goran Bregovic, der gestern ein umjubeltes und rappelvolles Konzert gab.
Morgen früh wird dann aufgeräumt auf der Insel. Das Festival verlief übrigens wie immer sehr friedlich und ohne nennenswerte Probleme. Die Veranstalter zeigen sich sehr zufrieden. Vor allem über den Riesenerfolg des größten Stars Prince, der erstmals in Ungarn vor 45.000 Fans spielte.
Die angekündigte Störaktion des Festivals durch Rechtsradikale konnte auch mit massivem Polizeieinsatz verhindert werden. Immerhin hat der Staat diesmal die Rechtsradikalen bekämpft. Das ist leider nicht immer so. Normalerweise halten die schwarz gekleideten Glatzköpfe einmal im Monat ein Treffen auf der Obudaer Insel ab.
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Sziget Festival
"Schon seit einiger Zeit ist dieses Festival sehr professionell durchorganisiert. Das ist nicht mehr Euro-Woodstock oder die Studenteninsel wie zu Beginn. Heute gibt es genug Klos, genug Stände und auch Firmen aus aller Welt, auch die Multis wie Mc Donalds sind dabei. Man könnte kritisch anmerken, dass es eine Kommerzialisierung gibt, aber das ist die wirtschaftliche Seite. Aber es gibt die kulturelle Seite. Man fragt sich ja immer, warum spielen hier nicht die ganz großen Stars wie Madonna oder die Rolling Stones. Die Antwort ist, noch mehr Zuschauer werden kaum kommen und noch teurer kann man die Tickets auch nicht machen."
Natürlich ist "Sziget" in erster Linie eine Riesenparty mit einem Dutzend Bühnen, Musik von Klassik bis Heavy Metal und vor allem sehr international. Auf der großen Bühne spielen Altstars wie Prince, aber auch aktuell, angesagte Bands wie die Kaiser Chiefs, die einfach für gute Stimmung sorgen.
Die Besucher des Festivals kommen seit einiger Zeit mehrheitlich aus Westeuropa. Vor allem die Wochentickets mit Übernachtung werden zu 80 Prozent von Ausländern gebucht. Dafür kaufen Ungarn mehr Tagestickets. An guten Tagen ist es also "fifty-fifty" meint die Festivalsprecherin Viktoria Vetö, auch wenn Géza Csakvari meint, dass dieses Verhältnis ein wenig geschönt ist. Auffallend ist die ganz starke Präsenz aus den Niederlanden. Über 15.000 Holländer besuchen in diesem Jahr "Sziget" und seit drei Jahren ist auch der staatliche Jugendsender "3FM" immer live dabei. Wilbert Mutsaers der Manager des Radios erklärt, was "Sziget" alles so attraktiv macht:
"Einer der Gründe ist, dass unsere Festivals wie Pinkpop und Lowlands innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind und wir Holländer gehen gerne auf Festivals. "Sziget" kann man sich leisten, das Festival ist noch nicht so teuer. Wir organisieren Zugreisen. Das sind Sonderzüge und es dauert 22 Stunden. Aber viele mögen es. Für viele ist das hier eben auch Urlaub und eine Woche Budapest."
Wie viel populärer die belgische Band "Triggerfingers" im Vergleich zu den "Söhnen Mannheims" war, die beide auf der neuen Europa Bühne spielten, das wurde beim Zuschauerzuspruch deutlich. Zu "Triggerfingers" kamen in etwa doppelt so viele Fans, weil die flämischen AC/DC vor allem Besucher aus Holland und Belgien anzogen. Die "Europa Bühne", auf der eher lokale Stars auftraten, gehörte aber zu den erfolgreichen Neuerungen beim "Sziget". Diese europäische, multikulturelle Ausrichtung wirkt wohltuend im aktuellen kulturpolitischen Kontext findet auch Zoltan Marton, ein erfolgreicher Werberegisseur, der seine Jugend in Deutschland verbrachte, aber seit 20 Jahren wieder in Budapest lebt. Ihn stört vor allem die Provinzialität der privaten Medien und das Staatsfernsehen sei indiskutabel:
"Hier in Ungarn ist das so: ich schau kein staatliches Fernsehen mehr, weil ich der Nachrichtensendung im staatlichen Fernsehen nicht vertrau. Wenn ich jetzt einen privaten Sender sehe, dann ist da zu sehen, dass die Nachrichten so nichts sind, das ist null. Von einer halben Stunde gehen 20 Minuten damit weg, wie von einer Nachbarin der Hund erschlagen wurde. Da gibt es einen fünf-Minuten-Report darüber während zwischendurch die Welt wirtschaftlich zusammenbricht."
Noch ist Sommer, das Wetter endlich gut und der Herbst könnte dann auch in Budapest etwas unangenehmer werden für die Ungarn, die stark unter der Wirtschaftskrise und dem neuen Sparfimmel der Regierung leiden, meint Zoltan Marton. Da ist das Bedürfnis nach guter Laune, vor allem bei der eher apolitischen Jugend des Landes verständlich. Auch dafür steht "Sziget".
Besonders gefeiert werden dann auch Bands, die nur gute Laune verbreiten wie Goran Bregovic, der gestern ein umjubeltes und rappelvolles Konzert gab.
Morgen früh wird dann aufgeräumt auf der Insel. Das Festival verlief übrigens wie immer sehr friedlich und ohne nennenswerte Probleme. Die Veranstalter zeigen sich sehr zufrieden. Vor allem über den Riesenerfolg des größten Stars Prince, der erstmals in Ungarn vor 45.000 Fans spielte.
Die angekündigte Störaktion des Festivals durch Rechtsradikale konnte auch mit massivem Polizeieinsatz verhindert werden. Immerhin hat der Staat diesmal die Rechtsradikalen bekämpft. Das ist leider nicht immer so. Normalerweise halten die schwarz gekleideten Glatzköpfe einmal im Monat ein Treffen auf der Obudaer Insel ab.
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Sziget Festival