Auch Lesben bekommen ihre trashige Datingshow
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In „Princess Charming“ buhlen 20 Singlefrauen um die Liebe einer Rechtsanwältin. Die Produktion sei eine klassische Datingshow wie viele andere im Reality-TV, findet Rezensentin Jenni Zylka – aber auch wichtig für die Sichtbarkeit lesbischer Liebe.
Datingshows gibt es viele im Fernsehen. Meistens, wie beim "Bachelor", oder der "Bachelorette", buhlen dabei Heteromänner um eine Frau, oder Heterofrauen um einen Mann. Mit "Prince Charming" startete im letzten Jahr sehr erfolgreich die erste schwule Datingshow in Deutschland; das Format wurde sogar mit dem Grimmepreis ausgezeichnet.
Nun gibt es erstmals auch ein lesbisches Format: In "Princess Charming" bemühen sich 20 Singlefrauen unter der Sonne Griechenlands um die Gunst der Princess, einer 30-Jährigen Rechtsanwältin namens Irina.
Gleichsam ein weiterer Protagonist von "Princess Charming" sei der Alkohol, erläutert die Kulturjournalistin Jenni Zylka, die sich die ersten beiden Folgen angeschaut hat: "Ich habe im Fernsehen selten Menschen so dermaßen viel saufen sehen wie in dieser Show. Allein vom Zuschauen kriegt man schon einen Kater." Zur Einordnung: Ein Sponsor des Formats sei ein Sahnelikörhersteller, so Zylka.
Eine typische Datingshow, aber mit Lesben
Formal sei "Princess Charming" ansonsten eine klassische Datingshow: Die Kandidatinnen leben in einer Villa und buhlen bei Gruppen- und Einzeltreffen um die Princess. In Einzelinterviews erzählen sie von ihren Erfahrungen und Gefühlen; in jeder Folge müssen zwei von ihnen die Show verlassen. Typisch fürs Reality-TV: Intrigen und Konflikte würden inszeniert. "Es ist eben eine gekünstelte, sehr lebensferne Rausschmeißshow wie viele andere auch."
Als Typen seien die Kandidatinnen jedoch vielfältiger als die Kandidatinnen in Heteroshows mit "20 kaum zu unterscheidenden Barbies", lobt die Rezensentin. Und wie bei "Prince Charming" könnten die Kandidatinnen theoretisch auch untereinander anbandeln. "Das beginnt jetzt auch ein bisschen. Also wir werden mal sehen, ob für die Princess überhaupt eine übrig bleibt."
Sichtbarkeit lesbischer Liebe
Die Produktionsfirma hinter "Princess Charming" habe zunächst geplant gehabt, eine Datingshow rund um eine bisexuelle Protagonistin zu stricken, die von Männern wie Frauen umworben wird. Das habe zu großen Protesten, vor allem aus der LGBTQ-Community, geführt, berichtet Zylka, getrieben von der Befürchtung, dass auf diese Weise das Lesbischsein unsichtbar gemacht würde. Dass die weltweit erste echte lesbische Datingshow nun zunächst nur beim Streaming-Portal TV Now ausgestrahlt werde, findet die Rezensentin im Hinblick auf lesbische Sichtbarkeit schade. Denn das führe dazu, dass Menschen das Format erstmal nicht zufällig beim Zappen entdeckten.
"Das ist also alles nur ein Anfang, dass auch Lesben eine trashige Datingshow bekommen. Es gibt noch viel zu tun bis zu einer wirklich fraglosen Akzeptanz", so Zylka.
Die umworbene Princess habe im Vorfeld der Show viele Interviews gegeben und dabei glaubhaft versichert, dass ihre Teilnahme für sie auch gesellschaftspolitisch motiviert sei: Sie wolle vermitteln, wie vielfältig und gleichzeitig normal und wunderbar lesbische Liebe sei.
(jfr)