Architekturpreis geht erstmals nach Indien
Eine späte Ehrung seiner Arbeit: Der 90-jährige Balkrishna Doshi erhält den Pritzker-Preis, den Nobelpreis für Architekten. In Indien sei Doshi "eine absolute Größe, außerhalb allerdings kaum bekannt", sagt Architekturkritiker Nikolaus Bernau.
"Poetisch und funktional" sei seine Architektur, heißt es in der Begründung der Pritzker-Foundation. Doshis Arbeit respektiere die indische Kultur und verbessere die Lebensqualität der Bewohner.
1947, als Indien unabhängig wurde, begann Doshi mit seinem Architekturstudium in Mumbai, dann in London und Paris, bei dem schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier. 1954 wurde er Ausführungsarchitekt für Le Corbusier, der in Indien eine neue Stadt entwarf: Chandigarh, die Hauptstadt des Bundesstaates Punjab. Plötzlich eröffneten sich Doshi zahlreiche Möglichkeiten.
Letztendlich stehe Doshi aber auch für einen "Beton Brutalismus", der in letzter Zeit in der Architektenwelt wieder populär geworden sei, sagt Architekturkritiker Nikolaus Bernau. Diese Architektur habe gerade Länder wie Indien, Brasilien oder Mexiko "ganz, ganz stark geprägt". Das habe auch mit dem Klima in den Ländern zu tun: Denn mit Sichtbeton "dünn und schlank" zu bauen, sei nur in einem sehr warmen Klima möglich.
Zu Doshis eindrücklichsten Projekten gehört eine Wohnanlage für vormals obdachlose Familien, in der über 80.000 Menschen wohnen. "Kleine Häuser, dich aneinander", bei denen das Leben auf der Straße stattfinde. Auch bei anderen Architektur-Projekten sei es Doshi darum gegangen, Städte zu entwickeln, in denen "viel zu erleben ist", so Bernau. (lk)