Eintauchen in den Alltag von Sigmar Polke
Das Museum Morsbroich zeigt Fotografien des Malers Sigmar Polke. Der "Vielfotografierer" experimentierte mit Belichtung und Schärfe und baute so mutwillig kunstvolle Fehler in die Bilder ein. Sie zeigen den Maler privat und von seiner spielerischen Seite.
2010 ist Sigmar Polke gestorben, ein Künstler, dessen Gemälde für Millionen gehandelt werden. Im Museum Morsbroich in Leverkusen sind nun Hunderte von Fotografien von Sigmar Polke zu sehen, die Polkes Sohn Georg in Kartons auf dem Dachboden gefunden hat. Sigmar Polke sehr persönlich - in der Badewanne, flirtend oder unterwegs mit dem Who’s who der Kölner Künstlerszene der 1970er-Jahre. Fritz Emslander, stellvertretender Direktor des Museums Morsbroich, hat die Bilder gemeinsam mit Georg Polke gesichtet und zeigt an die 500 dieser Fotografien jetzt in einer Ausstellung.
Was im Zeitalter der Smartphones gang und gäbe ist, sei für Polke bereits in den 70er-Jahren Alltag gewesen, erklärt Fritz Emslander. Auch sei Polke ein "Vielfotografierer" gewesen: "Er hatte einen Durst nach Bildern. Die Kamera war sein ständiger Begleiter." Dadurch könne man unmittelbar in das Leben Polkes eintauchen und ihn sozusagen begleiten.
Gegen das Regelwerk der Fotografie
"Das Besondere am ausgestellten Fotokonvolut ist, dass Polke von vorneherein gegen das Regelwerk der Fotografie gearbeitet hat. Schon wenn er auf den Auslöser drückt, stellt er die Belichtung auch gerne Mal falsch ein oder bringt Unschärfen mit rein.
Umso mehr, wenn er damals analog entwickelt und in die Dunkelkammer geht. Dann sucht er regelrecht den kunstvollen Fehler, den Zufall, den er teilweise steuern, aber nicht ganz kontrollieren kann. Bei diesen Fehlern im Entwicklungsprozess, in den chemischen Bädern setzt er eigentlich mit seiner künstlerischen Arbeit an und macht dann teilweise ganz andere Dinge aus diesen Fotografien, entfernt sich von den alltäglichen Motiven. Dies erzeug sehr malerische Effekte."
"Er wollte nicht das Foto als reines Dokument"
Das sei das, was Polke an der Fotografie geschätzt habe, so Emslander weiter. "Er wollte nicht das Foto als reines Dokument, er wollte auch nicht diese Glätte und Unpersönlichkeit oder Objektivität der professionellen Fotografie. Durch diesen konträren, fast anarchischen Umgang hat er einen Weg gefunden, auch die Bilder aus dem Alltag zu interpretieren."