Spenden für einen guten Zweck
Humboldtforum, Elbphilharmonie, Museum der Moderne - noch sind Beispiele einer erfolgreichen öffentlich-privaten Zusammenarbeit in Deutschland selten anzutreffen. Dabei gibt es gute Gründe für solche Kooperationen.
Public Private Partnership-Projekten schlägt in Deutschland generell ein großes Misstrauen entgegen. Besonders skeptisch müsste man mit dem Hereinholen privater Mitunternehmer eigentlich bei ausgewiesenen Kulturprojekten sein, die dem bundesrepublikanischen Selbstverständnis nach ebenfalls in die Zuständigkeit des Staates fallen, also bei öffentlichen Museen, Opernhäusern oder Theatern. Einem verbreiteten öffentlichen Empfinden nach hat allzu viel private Einmischung hier eigentlich nichts zu suchen, schon privates Sponsoring von Ausstellungen oder Ballettaufführungen wird zumindest von vielen Kritikern mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Und dann ist da noch der Verweis auf die Elbphilharmonie in Hamburg, die als PPP-Projekt nun wahrlich nicht als Beispiel für Kostensenkung und Effizienz beim Bau taugt.
Aber Politologe Rudolf Speth warnt vor voreiligen Schlüssen. Denn eigentlich sei privates Engagement im Kulturbereich eher die Regel als die große Ausnahme, auch in Deutschland:
"Der Staat muss nicht per se für die Bereitstellung von Kulturgütern sorgen. Ist es Aufgabe des Staates, dass eine ausreichende Menge an Museen da ist oder eine ausreichende Menge an Theatern oder eine ausreichende Menge an Kinos? Und damit wär sofort die nächste Frage verbunden: Was ist denn überhaupt Kultur? Gehören da auch Samstagabendsendungen dazu, gehört da YouTube dazu, warum finanziert der Staat dann Opern und nicht Hip-Hop-Konzerte?"
Kunst als strategisches Mittel der Diplomatie
Oft wird bei der Diskussion um Wohl und Wehe von Public Private Partnerships im Kulturbereich übersehen, dass das Engagement des Staates hier selbst keine wertneutrale Angelegenheit ist. Hier geht es vielleicht nicht direkt darum, Kunstsammlungen nach ihrem Marktwert anzulegen. Aber marktfern agiert der Staat keineswegs, im Gegenteil, er schafft selber Märkte, indem er durch seine Förderung bestimmte Positionen nobilitiert. Und dieses System, in dem ein privater Kulturmarkt von staatlichen Einrichtungen direkt profitiert, ist in der westlichen Welt längst etabliert. Durch die Erfahrung des Dritten Reiches hat sich diese Korrespondenz von Staat und privaten Märkten sogar noch verstärkt, wie Politologe Rudolf Speth erläutert:
"Bei PPP-Projekten im Kunstbereich geht es eben nicht nur um leere Staatskassen, sondern auch um die Durchsetzung von bestimmten Kunstrichtungen ja nicht, weil staatliche Akteure diese moderne Kunstrichtung ganz toll finden, sondern weil die Bundesrepublik eine bestimmte Image-Politik betrieben hat. Das wär so – naja, heute würde man sagen: Public Diplomacy oder so was, Kunst ist sozusagen strategisches Mittel der Diplomatie oder so was."
So gesehen erscheinen Public Private Partnerships bei kulturellen Großprojekten wie dem geplanten Museum der Moderne auf dem Berliner Kulturforum eigentlich als logische Konsequenz aus der ohnehin etablierten Praxis. War es doch schließlich das Sammlerpaar Pietzsch, das mit seiner Schenkung einer international einzigartigen Sammlung moderner Kunst an die Staatlichen Museen zu Berlin diesen Bau erst angestoßen hat. Denn die Bedingung, die die Privatleute Pietzsch für die Schenkung stellten, war ein eigenes Haus, in dem die Sammlung dauerhaft präsentiert werden kann. Auch dieser Zugzwang, in den der Staat durch die großzügige Gabe eines Sammlers gerät, ist durchaus als PPP-Projekt zu verstehen. Manfred Rettig, Vorsitzender der Stiftung Berliner Schloss / Humboldt-Forum wiederum ist stolz, mit dem modernisierten Wiederaufbau des Berliner Hohenzollern-Schlosses auf ein PPP-Leuchtturmprojekt ganz eigener Art verweisen zu können:
"Also für Bauten des Bundes war es wirklich Neuland, was wir hier betreten. Das ist das erste Großprojekt des Bundes, was in dieser Form teilfinanziert wird aus Spendenmitteln. Wir haben uns im Nachgang sicherlich auch so ein bisschen daran orientiert, wie das bei der Frauenkirche gelaufen ist oder bei der Elbphilharmonie, aber man kann diese Projekte nicht so ohne weiteres eins zu eins vergleichen, weil sie alle drei Objekte sehr unterschiedliche Grundvoraussetzungen haben und insofern auch ganz andere Emotionen bei möglichen Spendern ansprechen."
Private Spender stiften 80 Millionen Euro für Berliner Schloss
80 Millionen Euro, etwa ein Achtel der Gesamtkosten, will der Förderverein Berliner Schloss gemeinsam mit der Stiftung bei privaten Spendern einwerben, um die historische Fassade und die Kuppel, die den Betonbau einst schmücken sollen, zu finanzieren. Eine Summe in dieser Größenordnung lässt sich kaum per Klingelbeutel generieren, das weiß auch Manfred Rettig:
"Wir haben also im Jahr 2014 circa 15 Millionen an Spendeneinnahmen gehabt, und das ist eine gewaltige Summe. Wir merken auch jetzt, wie diese Spendenbereitschaft weiter zunimmt und vor allen Dingen auch für uns wichtig, dass Großspender auf dieses Projekt aufmerksam werden und sagen: Ja, jetzt sind die Streitigkeiten weg, jetzt ist es unwiderruflich, dass es kommt und da wollen wir auch mitwirken."
Rettig glaubt nicht, dass Großspender am Ende Einfluss auf Programm oder Gestaltung des geplanten Humboldt-Forums nehmen wollen, sondern dass sie uneigennützig nur ihren Beitrag zur Reparatur des Berliner Stadtbildes leisten wollten, wie er es nennt. Genau darin besteht zugleich der Sonderstatus dieses Projektes. Sollte das Spendenziel von 80 Millionen tatsächlich erreicht werden, dann nur aufgrund des emotionalen Engagements reicher Bürger für die "Wiederherstellung des alten Berliner Stadtbildes". Aber der Alltag der kulturellen Public Privat Partnerships in Deutschland wird sich auch in Zukunft eher im unauffälligen Bereich ansiedeln.