"Eine der führenden Stimmen in der französischen Literatur"
Mathias Enard ist der Sieger: Er bekommt den Prix Goncourt, den wichtigsten Literaturpreis Frankreichs. Der 1972 geborene Autor wird für seinen zehnten Roman "Boussole" ausgezeichnet. Der in Paris lebende Romanist und Übersetzer Jürgen Ritte lobt die Wahl der Jury.
Der Prix Goncourt wurde erstmals 1903 vergeben. Er ist mit lediglich zehn Euro dotiert, außerdem gibt es für den/die GewinnerIn ein Abendessen mit der Jury in einem Pariser Gourmet-Tempel, dem Restaurant Drouant.
Der Übersetzer Jürgen Ritte, deutscher Literaturwissenschaftler an der Pariser Sorbonne, sagte in Deutschlandradio Kultur über den Preisträger Mathias Enard: "Er ist seit zehn Jahren eine der führenden Stimmen in der französischen Literatur, aber ganz besonders seit 2008, als er den großen Roman 'Zone' publiziert hat, der ja auch auf deutsch vorliegt und wo er ein großes Fresko entworfen hat der Konflikte rund ums Mittelmeer, und das von der Antike bis heute – das Mittelmeer, dieses 'blaue Grab', wie es in einer arabischen Redewendung heißt."
In "Boussole" (Kompass) gehe es, so Ritte, "ähnlich wie in 'Zone' um eine Figur, die eine ganze Nacht hindurch durchwacht, also an Schlaflosigkeit leidet. Diesmal ist das ein Wiener Musikwissenschaftler, der sich besonders interessiert für Musik aus dem Orient. Und ein Brief seiner ehemaligen Geliebten löst Erinnerungen an gemeinsame Reisen in den Orient aus. Und dann haben wir eine Reise durch eine ganze Nacht, und diese Reise ist eine Evokation, eine Féerie von verschiedenen Szenen aus dem Leben dieses Musikwissenschaftlers, der mit Namen Ritter heißt und viele verschiedene Stationen seines Lebens anspielt, aber vor allem auch verschiedene Elemente der orientalischen Kultur heraufbeschwört."
In der Endauswahl für den Prix Goncourt seien drei von vier Titeln zu finden gewesen, die sich mit dem arabischen Raum beschäftigen, sagte Ritte.
Programmtipp: In der Sendung "Studio 9" sprechen wir um 18.10 Uhr mit unserem Literaturredakteur Dirk Fuhrig über Mathias Enard und seinen Roman.