Probebühne der Toleranz
Zum 9. Mal findet derzeit in Lingen/Ems das Weltkindertheaterfest statt. Seit 1990 kommen hier Kindertheatergruppen aus aller Welt zusammen, um sich gegenseitig ihre Arbeiten vorzustellen, gemeinsam zu proben und zu experimentieren. Für die Festivalmacher ist Theater die ideale Form, um Toleranz zu üben.
Norbert Radermacher: "Es gibt unheimlich viele Festivals, für Jugendliche, für Erwachsene, professionelle, in allen Kunstparten, in allen Kunstformen, nur gab es bislang kein [...] Theaterfestival von Kindern für Kinder. Das haben wir gemeinsam mit dem Weltverband, der International Amateur Theater Association erarbeitet, das Konzept, und seitdem tourt das Festival um die Welt."
Norbert Radermacher, der Gründer und künstlerischer Leiter des Festivals, sieht gemeinsames Spiel als eine Form der Integration, und zwar der sozialen, interkulturellen und künstlerischen. Kindertheater ist nach Meinung des Initiators das Medium dafür. Das Konzept von Kindern für Kinder wird in Lingen strikt eingehalten. Gruppen etwa 8-15-jähriger Akteure spielen für andere junge Ensembles, und Kinder sind auch größtenteils die Zuschauer. Erwachsene sind zwar auch da, bleiben jedoch passiv als Publikum oder Begleiter.
Radermacher betont den Unterschied zu einem Festival mit erwachsenen Darstellern - und verweist auf die Qualität des Gebotenen.
"Und wenn Sie hier im Festival sich umschauen, was da passiert auf den Bühnen: Sie werden sehen, das hat auch 'ne eigene Ästhetik, die ist nicht von den Erwachsenen abgeguckt. Es gibt Darstellungsformen, die können Erwachsene in der Form gar nicht auf die Bühne kriegen, sind aber so lebendig, so ausdrucksstark, das wir Erwachsene einfach nur staunen können: Mein Gott, das ist Theater! Ja, Kindertheater ist nicht das, was wir hier so als betuliches Schultheater verstehen, wo dann vielleicht Mama und Opa und Oma die kleine Sprechleistung auf der Bühne beklatscht, sondern hier geht’s schon auch um Kunst, um das, was Kinder leisten können auf der Bühne, und es ist ja ganz erstaunlich in Deutschland: wir bewundern einen Mozart, aber trauen unseren Kindern sonst wenig zu."
In Lingen traut man den Kindern unter dem Motto: Let’s play together, let’s help each other einiges zu. Aus 24 Ländern der ganzen Welt sind Theatergruppen angereist, von Bulgarien bis Venezula. Landestypisch straff organisierte wie das 40-köpfige japanische Ensemble und als einziges uniformiert über das Festivalgelände um das Lingener Theater geführt wird, während die anderen Kinder frei herumlaufen.
Die Musical-Show der Japanerinnen setzt das Tagebuch einer Studentin weit weg von Zuhause um, und zwar mit Elementen des klassischen Balletts, des modernen Tanzes und mit Gesang. Der fast schon professionelle Auftritt Japans trifft auf ein geteiltes Echo, die 12-jährige Anna ist jedoch begeistert.
"Also mir hat’s sehr gut gefallen, eigentlich fand ich alles toll ... Und ich fand das auch toll, dass die sich so schnell umgezogen haben."
Doch bleibt angesichts aller Professionalität und vollendeter Technik, oder vielleicht gerade deshalb, fraglich, wo hier spezifisches Kindertheater auf die Bretter gebracht wird. Die Japanerinnen waren schon mehrmals auf dem Festival vertreten, haben sich jetzt erneut bei der internationalen Jury gegen 60 Mitbewerber durchgesetzt. Qualität siegt.
"Ort der Begegnung" heißt der Pavillonpark vor und neben dem Theater im Willy-Brandt-Ring. Die Gruppen präsentieren in kleinen Zeltpavillons ihr Land, wurden bei der Gestaltung teilweise von deutschen Schulklassen unterstützt. Das, so hoffen die Veranstalter, fördert Verständnis und Toleranz. Denn in Lingen soll nicht bloß aufgeführt werden, sondern interagiert, kommuniziert. Dazu muss man sich kennen lernen. Vor jedem Pavillon steht eine Tafel mit den wichtigsten Daten zum jeweiligen Land.
Aber, so wird eingeräumt, in diesen kleinen Zelten verkaufen die Gruppen gerne auch Souveniers und Kunsthandwerk, denn ohne Geld ist kein Theater zu machen. Zwar kommen namhafte Sponsoren für die Reisekosten auf, doch mit nach Hause nimmt mancher, der es bitter nötig hat, neben Theatererfahrung und Freude, gerne auch Zählbares. Zum Beispiel die kleine Delegation aus Uganda. So sitzt die 11-jährige Anita Nikó aus Uganda eisschleckend im Zelt ihres Landes und verkauft Schlüsselanhänger in Form afrikanischer Trommeln.
Let’s play together, let’s help each other. Miteinander spielen, einander helfen. Auch in den 22 Workshops, wo die Kinder in englischer Sprache kommunizieren oder auch non-verbal.
In einer Turnhalle in der Stadt purzeln Akteure aus der Ukraine, den USA, Finnland und Leipzig übereinander, als sie zusammen üben, eine menschliche Pyramide kontrolliert einstürzen zu lassen. Okko, ein 14-jähriger Finne mit langen Haaren, hätte sich heute zwar mehr künstlerische Eindrücke gewünscht, er freut sich aber über das breite Angebot.
Unicef arbeitet auch mit: Das Kinderhilfswerk hat einen eigenen Pavillon neben dem Theater, tritt aber noch an anderer, unkonventioneller Stelle auf: An den Trennwänden der Männertoiletten, und neben den WCs der Frauen bestimmt auch, hängen die Kinderrechts-Konventionen der UN zum Nebenbei-Lesen.
Norbert Radermacher, der künstlerische Leiter freut sich schon auf Moskau. Denn die 10. Jubiläumsausgabe des Weltkindertheaterfestes reist nach Russland, und wird dort theaterliche Weihen erfahren, die also in Lingen/Ems nicht zu bekommen sind, da, wo alles begann:
"Und es wird 2008 in Moskau sein, in dem berühmten Eremitage-Park, da wo Stanislawski seine ersten Theatererfahrungen gemacht hat. Also, damit wird das Festival sicherlich auch ein Stück weit geadelt."
Norbert Radermacher, der Gründer und künstlerischer Leiter des Festivals, sieht gemeinsames Spiel als eine Form der Integration, und zwar der sozialen, interkulturellen und künstlerischen. Kindertheater ist nach Meinung des Initiators das Medium dafür. Das Konzept von Kindern für Kinder wird in Lingen strikt eingehalten. Gruppen etwa 8-15-jähriger Akteure spielen für andere junge Ensembles, und Kinder sind auch größtenteils die Zuschauer. Erwachsene sind zwar auch da, bleiben jedoch passiv als Publikum oder Begleiter.
Radermacher betont den Unterschied zu einem Festival mit erwachsenen Darstellern - und verweist auf die Qualität des Gebotenen.
"Und wenn Sie hier im Festival sich umschauen, was da passiert auf den Bühnen: Sie werden sehen, das hat auch 'ne eigene Ästhetik, die ist nicht von den Erwachsenen abgeguckt. Es gibt Darstellungsformen, die können Erwachsene in der Form gar nicht auf die Bühne kriegen, sind aber so lebendig, so ausdrucksstark, das wir Erwachsene einfach nur staunen können: Mein Gott, das ist Theater! Ja, Kindertheater ist nicht das, was wir hier so als betuliches Schultheater verstehen, wo dann vielleicht Mama und Opa und Oma die kleine Sprechleistung auf der Bühne beklatscht, sondern hier geht’s schon auch um Kunst, um das, was Kinder leisten können auf der Bühne, und es ist ja ganz erstaunlich in Deutschland: wir bewundern einen Mozart, aber trauen unseren Kindern sonst wenig zu."
In Lingen traut man den Kindern unter dem Motto: Let’s play together, let’s help each other einiges zu. Aus 24 Ländern der ganzen Welt sind Theatergruppen angereist, von Bulgarien bis Venezula. Landestypisch straff organisierte wie das 40-köpfige japanische Ensemble und als einziges uniformiert über das Festivalgelände um das Lingener Theater geführt wird, während die anderen Kinder frei herumlaufen.
Die Musical-Show der Japanerinnen setzt das Tagebuch einer Studentin weit weg von Zuhause um, und zwar mit Elementen des klassischen Balletts, des modernen Tanzes und mit Gesang. Der fast schon professionelle Auftritt Japans trifft auf ein geteiltes Echo, die 12-jährige Anna ist jedoch begeistert.
"Also mir hat’s sehr gut gefallen, eigentlich fand ich alles toll ... Und ich fand das auch toll, dass die sich so schnell umgezogen haben."
Doch bleibt angesichts aller Professionalität und vollendeter Technik, oder vielleicht gerade deshalb, fraglich, wo hier spezifisches Kindertheater auf die Bretter gebracht wird. Die Japanerinnen waren schon mehrmals auf dem Festival vertreten, haben sich jetzt erneut bei der internationalen Jury gegen 60 Mitbewerber durchgesetzt. Qualität siegt.
"Ort der Begegnung" heißt der Pavillonpark vor und neben dem Theater im Willy-Brandt-Ring. Die Gruppen präsentieren in kleinen Zeltpavillons ihr Land, wurden bei der Gestaltung teilweise von deutschen Schulklassen unterstützt. Das, so hoffen die Veranstalter, fördert Verständnis und Toleranz. Denn in Lingen soll nicht bloß aufgeführt werden, sondern interagiert, kommuniziert. Dazu muss man sich kennen lernen. Vor jedem Pavillon steht eine Tafel mit den wichtigsten Daten zum jeweiligen Land.
Aber, so wird eingeräumt, in diesen kleinen Zelten verkaufen die Gruppen gerne auch Souveniers und Kunsthandwerk, denn ohne Geld ist kein Theater zu machen. Zwar kommen namhafte Sponsoren für die Reisekosten auf, doch mit nach Hause nimmt mancher, der es bitter nötig hat, neben Theatererfahrung und Freude, gerne auch Zählbares. Zum Beispiel die kleine Delegation aus Uganda. So sitzt die 11-jährige Anita Nikó aus Uganda eisschleckend im Zelt ihres Landes und verkauft Schlüsselanhänger in Form afrikanischer Trommeln.
Let’s play together, let’s help each other. Miteinander spielen, einander helfen. Auch in den 22 Workshops, wo die Kinder in englischer Sprache kommunizieren oder auch non-verbal.
In einer Turnhalle in der Stadt purzeln Akteure aus der Ukraine, den USA, Finnland und Leipzig übereinander, als sie zusammen üben, eine menschliche Pyramide kontrolliert einstürzen zu lassen. Okko, ein 14-jähriger Finne mit langen Haaren, hätte sich heute zwar mehr künstlerische Eindrücke gewünscht, er freut sich aber über das breite Angebot.
Unicef arbeitet auch mit: Das Kinderhilfswerk hat einen eigenen Pavillon neben dem Theater, tritt aber noch an anderer, unkonventioneller Stelle auf: An den Trennwänden der Männertoiletten, und neben den WCs der Frauen bestimmt auch, hängen die Kinderrechts-Konventionen der UN zum Nebenbei-Lesen.
Norbert Radermacher, der künstlerische Leiter freut sich schon auf Moskau. Denn die 10. Jubiläumsausgabe des Weltkindertheaterfestes reist nach Russland, und wird dort theaterliche Weihen erfahren, die also in Lingen/Ems nicht zu bekommen sind, da, wo alles begann:
"Und es wird 2008 in Moskau sein, in dem berühmten Eremitage-Park, da wo Stanislawski seine ersten Theatererfahrungen gemacht hat. Also, damit wird das Festival sicherlich auch ein Stück weit geadelt."