Mastermind und Hitmaschine
05:49 Minuten
Anfang der 90er galt Linda Perry als Popstar, war Frontfrau der 4 Non Blondes. Doch statt den Höhenflug fortzusetzen, verlegte sie sich auf die Arbeit hinter den Kulissen und ist als Produzentin noch erfolgreicher.
"Kein Album hat mich so inspiriert wie ihr Debüt. Als ich Lindas Telefonnummer in die Finger bekam, musste ich sie einfach anrufen. Ich habe eine lange Nachricht hinterlassen – nach dem Motto: Du kennst mich nicht, aber wenn ich deine Nummer rauskriege, dann auch, wo du wohnst. Wir müssen unbedingt zusammenarbeiten. Sie rief zurück und meinte: 'Du bist verrückt. Komm vorbei.' Ich bin in meinen Truck gesprungen, zu ihr gefahren, und wir haben 16 Songs in einem Monat geschrieben."
Kontakt zu Pink
Ende 2000 trifft Alecia Moore alias Pink eine folgenschwere Entscheidung: Das ehemalige Mitglied einer Castingband ruft ihr Jugendidol von den 4 Non Blondes an. Doch Linda Perrys Karriere ist zu diesem Zeitpunkt ein Trümmerhaufen: Nach zwei erfolglosen Soloalben bastelt der gestrauchelte Star in seinem Heimstudio in Los Angeles an einem Comeback.
Aber das verwirft Perry, als sie Pink und später Christina Aguilera kennenlernt. Beide versorgt sie mit Songs und schlüpft, so verrät sie dem kanadischen Sender CBC Radio, in eine neue Rolle: als Produzentin.
"Für mich ist ein Produzent wie ein Regisseur. Sein Job besteht darin, bei der Umsetzung der ursprünglichen Idee zu helfen. Ich denke da sehr oldschoolmäßig – wie die großen Produzenten, die tolle Alben gemacht haben. Um die hinzukriegen, muss man seinen Künstlern ein Gefühl von Sicherheit geben und ihnen helfen, von A nach B zu gelangen."
Künstlern zu eigener Identität verhelfen
Linda Perry sieht sich nicht nur als Komponistin und Tontechnikerin, sondern auch als Mentorin, die ihren Künstlern zu einem eigenständigen Sound und eigener Identität verhilft. Dabei betont Perry die intuitiven Stärken ihrer Klientel. Bei Pink ist es das Wilde und Tanzwütige. Bei Aguilera die Mehroktavenstimme, bei Alicia Keys die Leidenschaft für Soul. Da wirkt sie wie ein Katalysator, der das Beste herauskitzelt, auf ungewöhnliche Arrangements zurückgreift und vor allem eins vermeidet: Das zu tun, was in der Branche als Usus gilt.
"Der größte Fehler, den man machen kann, ist, einer fremden Vision nachzujagen. Wenn man ein gutes Album machen will, darf man sich nicht hinstellen und sagen: Erst einmal hören, was im Radio läuft, wie die Hits aufgebaut sind oder was sich in den Spotify- und Apple-Playlisten tummelt." Es sei wichtiger, sein eigenes Ding zu machen, statt zu imitieren, was bereits existiert, sagt Perry. Das sei der Grund, warum heute alles gleich klinge: Tempi, Themen, Strukturen, Sounds. "Es geht keiner mehr Risiken ein, und deshalb besteht das Hauptproblem, das ich gerade sehe, in Produzenten, die nur auf Nummer sicher gehen und andere kopieren."
Große Hitquote
Ob Gwen Stefani, Adam Lambert, Ariana Grande oder Miley Cyrus: Das meiste, woran Linda Perry beteiligt ist, erweist sich als Hit. Dabei gilt sie als wählerisch, macht nur, wovon sie überzeugt ist, und lehnt mehr ab als sie annimmt. Ihre Soloambitionen hat sie mit 55 verworfen, leitet stattdessen ein Studio, eine Managementfirma, ein Presswerk und ein eigenes Label. Zuletzt hat sie Country-Ikone Dolly Parton mit einem Streichorchester inszeniert. Die Intention: etwas Aufregendes, Ungewöhnliches schaffen und sich einen Lebenstraum erfüllen.
"Alle Entscheidungen, die ich je getroffen habe, zielen darauf ab, eines Tages einen Preis für mein Lebenswerk zu erhalten – für all die wunderbaren Sachen, die ich gemacht habe; für all die Künstler, denen ich geholfen habe", sagte Perry im CBC Radio, Ottawa. Das sei ihr Ziel. "Aber das erreiche ich nicht, wenn ich irgendwelche Popsongs verbreche, die nichts mit mir zu tun haben. Deshalb bin ich wählerisch, aber nicht snobistisch. Ich weiß einfach, was ich will. Und wenn ich von meinem Pfad abweiche, verändere ich ihn."
"Alle Entscheidungen, die ich je getroffen habe, zielen darauf ab, eines Tages einen Preis für mein Lebenswerk zu erhalten – für all die wunderbaren Sachen, die ich gemacht habe; für all die Künstler, denen ich geholfen habe", sagte Perry im CBC Radio, Ottawa. Das sei ihr Ziel. "Aber das erreiche ich nicht, wenn ich irgendwelche Popsongs verbreche, die nichts mit mir zu tun haben. Deshalb bin ich wählerisch, aber nicht snobistisch. Ich weiß einfach, was ich will. Und wenn ich von meinem Pfad abweiche, verändere ich ihn."