Produzentin über James Bond

"Vielleicht wird er für immer leben"

Berlin-Premiere vom neuen Bond "Spectre"
Daniel Craig (v.l.n.r.), Produzentin Barbara Broccoli, Naomie Harris und Christoph Waltz zur Premiere von "Spectre" in Berlin. © picture alliance / dpa / Foto: Britta Pedersen
Von Anna Wollner  · 05.11.2015
Die US-Amerikanerin Barbara Broccoli ist mit den "James Bond"-Filmen groß geworden. Als Kind dachte sie, den Actionheld gäbe es tatsächlich, so wie den Weihnachtsmann. Nach ihrem Vater ist nun sie die Produzentin der Reihe.
Es ist eine kleine Geste, die doch viel sagt. Daniel Craig huscht während seines Deutschlandbesuches für ´Spectre' über den Flur des Hotel Adlon, sieht Barbara Broccoli am Keksständer stehen und umarmt sie von hinten. Liebevoll, ganz ohne böses Blut, das man vermuten könnte ob des Hin und Hers, ob er denn nun weitermachen wolle als James Bond oder nicht. Produzent und Hauptdarsteller in solch einer Eintracht ist ein seltenes Bild in Hollywood, steht aber für die Verbundenheit der Bond-Familie. Broccoli, 55 Jahre alt und Tochter des Bond-Produzenten Albert Broccoli ist mit dem Geheimagenten groß geworden. Schon als Baby war sie am Set dabei – und dachte lange, James Bond sei ein Familienmitglied.
"Es wurde ständig bei uns Zuhause über James Bond geredet. Bond macht dies, Bond macht das. Ich dachte also lange Zeit, er wäre echt, eine reale Person. Ein entfernter Onkel oder so. Ich musste erst begreifen, dass es ihn gar nicht gibt. Wie den Weihnachtsmann. Aber er war immer ein großer Teil meiner Familie und meines Lebens."
Mit 17 Jahren hat sie angefangen für die Produktionsfirma Eon und ihren Vater bei James Bond zu arbeiten, erst in der Öffentlichkeitsarbeit, dann als Regieassistentin – 1983 bei "Octopussy". Seit dem Tod ihres Vaters Mitte der 90er ist sie die Produzentin der Filme. Nicht allein, da legt sie Wert drauf.
"Glücklicherweise arbeite ich ja mit meinem Bruder zusammen. Wir sind also schon mal zu zweit. Viele aus dem Team, also diejenigen, die am Entstehungsprozess von Bond beteiligt sind, arbeiten seit vielen Jahren für uns. In der zweiten, ja sogar in der dritten Generation. Sie haben also schon viel in die Filme hineingesteckt, arbeiten sehr hart für den Erfolg."
Traditionen und Kontaktpflege zum Team sind ihr wichtig. Denn trotz eines Einspielergebnisses von 1,1 Milliarden US-Dollar für "Skyfall", der rund 250 Millionen Dollar Produktionskosten für "Spectre" und Rekorden an der Kinokasse in England, wo der aktuelle Film schon seit einer Woche im Kino ist, versteht sie das Unternehmen Broccoli als Familienunternehmen.
"Über die Jahre bin ich mit allen Schauspielern aufgewachsen. Die Schauspieler waren und sind wie Familienmitglieder für mich. Selbst ihre Kinder. Ich bin noch immer mit Roger Moores Kindern befreundet, Pierce Brosnans Kindern, Daniel Craigs Tochter."
Christoph Waltz im Bonduniversum
Neu im Bonduniversum und in der Bond-Familie ist der österreichische Schauspieler Christoph Waltz. In "Spectre" gibt er den Bösewicht Oberhauser. Auch ihm ist bei den Dreharbeiten der Zusammenhalt positiv aufgefallen.
"Das ist ein Familienzirkus, wirklich mit einem Zirkusdirektor und in diesem Fall die Zirkusdirektorin der zweiten Generation. Also Traditionsunternehmen, das auf festen Füßen steht, das genauso betrieben wird. Das ist ja auch ein Wanderzirkus, die gehen von England nach Mexiko nach Marokko nach Rom. Teil der Sache, Teil des Bondzirkus, jeder Bond-Film spielt an vielen Orten auf der Welt und die sind ein Familienzirkus im wunderbaren alten Stil. Ich hab das ja nie erlebt, wie früher Hollywood war, aber ich höre immer oder lese immer, dass es so war. Der Prinzipal und der hat einen entweder in die Familie aufgenommen oder nach ein zwei Gelegenheiten da Fuß zu fassen wieder abgestoßen."
Ob Christoph Waltz nur für eine Saison, einen Film angeheuert wurde oder weitermachen darf, weiß er noch nicht. Sein Schicksal ist ungewiss. Genau wie das von Daniel Craig, der sich einfach noch nicht entschieden hat, ob er ein fünftes Mal in die Rolle von 007 schlüpfen will oder nicht. Ob mit oder ohne Daniel Craig – Barabara Broccoli ist sich sicher: Das Familienunternehmen Bond wird es auch nach ihr noch geben.
"Die Filme werden weiterhin laufen. Ian Fleming hat 1963, ein Jahr bevor er starb, zu meinem Vater gesagt: Du musst die Filme weit hinaus über meinen Tod machen. Auch mein Vater hat daran geglaubt, dass die Filme ihn überleben werden. Und ich glaube, dass sie auch mich überleben werden. Bond ist Teil der Popkultur geworden. Er ist ein klassischer Held. Genau wie Sherlock Holmes oder Batman. Er ist Teil des kollektiven Bewusstseins. Vielleicht wird er sogar für immer leben."
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