Was Geld mit uns macht
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Über Geld spricht man nicht. Doch das Schweigen schadet gerade denen, die eh keines haben. Also schreiben 15 Autorinnen und Autoren in dem Projekt "Soll & Habitus" darüber. Etwa Shida Bazyar, die erst lernen musste, Geld auszugeben.
Mit ihrem Roman "Drei Kameradinnen" stand Shida Bazyar jüngst auf der Longlist des diesjährigen Buchpreises. Jetzt macht sie bei einem literarischen Onlineprojekt mit, das den Namen "Soll & Habitus" trägt. Es ist der Nachfolger von "Check Your Habitus": Autorinnen und Autoren schrieben damals über Herkunft, Milieu und was das auch für das eigene Schreiben bedeutet. An dieses Format angelehnt geht es diesmal ums Geld.
Die Autorin findet das Thema so interessant, weil man in Deutschland eigentlich nicht über Geld und Klassenwechsel spreche und gerade noch nach Wegen gesucht werde, das zu thematisieren. Deswegen habe sie sich gefreut, dass Initiatorin Daniela Dröscher 15 Autorinnen und Autoren gefunden hätte, die genau so einen Wechsel hinter sich haben.
Wenn das Geld nicht mehr knapp ist
In Bazyars Familie sei Geld beispielsweise immer ein Thema gewesen, was ihr Verhältnis dazu schon als Kind sehr geprägt und auch problematisiert habe. Sie ist überzeugt, dass Menschen, die diese Erfahrungen gemacht haben, auch als Erwachsene nie ein gesundes Verhältnis zu Geld haben.
In ihren vier Kurztexten, die sie für "Soll & Habitus" beisteuert, versucht sie, unterschiedliche Aspekte zu beleuchten. Zum Beispiel die Tendenz, alles nachholen zu wollen, was als Kind und Jugendliche nicht möglich war – auch wenn die Wünsche von damals nicht mehr altersgemäß sind. Aber auch, wie sie erst lernen musste, wie man mit Geld umgeht, wenn man mehr davon hat als früher:
"Ich habe Menschen gebraucht, die mir vorleben: Es ist okay, Essen zu gehen. Es ist nichts, was man sich irgendwie aufheben muss für ganz besondere Möglichkeiten. Ich musste lernen, Geld auszugeben."
(hte)