Projekt zum Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche in der Kritik

    Der Turm der Garnisonkirche und die Kapelle bestimmen bereits das Stadtbild in Potsdam. In der Kapelle baut die Firma Schuke zwei Orgeln mit 2000 Pfeifen.
    Der Turm der Garnisonkirche und die Kapelle bestimmen bereits das Stadtbild in Potsdam. In der Kapelle baut die Firma Schuke zwei Orgeln mit 2000 Pfeifen. © picture alliance/dpa
    Dem laufenden Projekt zum Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche haben Gegnerinnen und Gegner rechtsextremistische Wurzeln vorgeworfen. Es sei ein Skandal, dass die Stiftung Garnisonkirche sich in ihrer Satzung bis heute auf den "Ruf aus Potsdam" von 2004 beziehe, heißt es in einem Aufruf, den der wissenschaftliche Beirat des "Lernorts Garnisonkirche", einer Gruppe von Kritikern des Projekts, am Donnerstag veröffentlichte. Der Beirat, dem unter anderem der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik und der Historiker Wolfram Wette angehören, kritisiert, dass der "Ruf aus Potsdam" von Argumenten der "Neuen Rechten" geprägt sei. So werde der Bombenangriff 1945 auf Potsdam zu Unrecht als Kriegsverbrechen dargestellt, statt die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg einzugestehen. Das Gremium rief die Stiftung und die Fördergesellschaft des Wiederaufbauprojekts auf, "sich von den geschichtsrevisionistischen Formulierungen des Rufs aus Potsdam zu distanzieren und dahingehend die Satzung der Stiftung zu ändern". Die bis 1735 errichtete Garnisonkirche war einer der bedeutendsten Bauten des norddeutschen Barock. Bekannt ist sie auch durch den sogenannten Tag von Potsdam am 21. März 1933. Damals trafen sich Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg an den Grabstätten der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich des Großen.
    Das Gotteshaus wurde 1945 durch Bomben zerstört, die Ruine 1968 auf Veranlassung der DDR-Behörden gesprengt. Derzeit entsteht der Turm in seiner äußeren historischen Form wieder und soll ein Versöhnungszentrum aufnehmen. Träger des Projekts ist eine Stiftung unter maßgeblicher Beteiligung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.