Hauch der Hoffnung weht durch Itzehoe
Verhaltener Optimismus im schleswig-holsteinischen Itzehoe: 48 Stunden sind vergangen, seit der Windanlagenfinanzierer Prokon einen vorläufigen Insolvenzantrag gestellt hat – heute Vormittag trafen sich der vorläufige Insolvenzverwalter und Wirtschaftsminister Reinhard Meyer mit den Spitzen der Stadt und des Kreise, Vertretern der Arbeitsagentur und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes zu einem „runden Tisch“. Ziel war es, erste Optionen für die "Rettung des Unternehmens" zu erörtern.
Es weht so etwas wie ein Hauch von Hoffnung durch die Strassen von Itzehoe im Südwesten Schleswig-Holsteins. Zwei Tage nach dem vorläufigen Insolvenzantrag von Prokon sind zwar noch viele Fragen offen – aber, so formulierte es der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin heute nach dem Krisentreffen, er sei doch recht guten Mutes.
"Naturgemäß werden wir Einzelheiten an Tag zwei des Insolvenz-Eröffnungsverfahrens nicht mitteilen können. Ich möchte aber auch einen zurückhaltenden Optimismus äußern, dass wir hier insgesamt auf einem guten Wege sind."
Wie der wohl aussehen könnte – dazu wollte und konnte sich auch der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Reinhard Meyer nicht im Detail äußern. Fest stehe allerdings, dass die Landesregierung dem angeschlagenen Unternehmen auf keinen Fall mit finanziellen Hilfen beistehen werde.
"Wir haben sehr deutlich gemacht, dass wir nicht an Bürgschaften in einer Situation in einem Unternehmen, das sich am Kapitalmarkt bewegt – wir haben aber sehr wohl deutlich gemacht, Windkraftanlagen – Produktion, Projektierung von Windkraftanlagen, es gibt ja auch noch einiges im Biomassebereich – das sind die Themen, die uns interessieren. Und natürlich die – zumindest in Itzehoe – über 300 Beschäftigten."
Da klingt eines ganz deutlich durch: Die schleswig-holsteinische Landesregierung sieht keine Veranlassung, sich allzu sehr für die Anleger stark zu machen, die über die sogenannten "Genussrechte" rund 1,4 Milliarden Euro in das Unternehmen gesteckt haben. Helfen werde man aber auf jeden Fall, beteuerte der Minister.
Die Anleger werden ihr Geld wohl nie wieder sehen
"Eingreifen können wir nicht, wir können unterstützen, wir können dem Insolvenzverwalter zeigen, dass das, was er an Aufgaben zu leisten hat, begleiten wollen."
Und eine dieser Aufgaben des Insolvenzverwalters Dietmar Penzlin ist es eben auch, zu verhindern, dass in der aktuellen Situation Geld aus dem Unternehmen abfließt. Also auch von seiner Seite erst einmal keine guten Nachrichten für die Anleger:
"Im derzeitigen Insolvenz-Eröffnungsverfahren darf aus Rechtsgründen an die Anleger keine Auszahlung erfolgen – für den Fall, dass das Insolvenzverfahren nicht eröffnet werden sollte, wird man dann eine Regelung finden müssen, bei der am Ende des Tages sicherlich mindestens eine Teilauszahlung stehen wird."
Sollte es aber im Laufe der nächsten Monate doch zur Insolvenz kommen – dann gilt der Auszahlungsstopp weiter – und die Chancen, dass Anleger ihr Geld wiedersehen, dürften dann gegen Null gehen. Diese Genussrechte sind eben eine hoch riskante Anlageform. Sogar Prokon-Gründer Carsten Rodbertus hat ja inzwischen eingesräumt, dass es sehr gefährlich sein kann, langfristig angelegte Investitionen wie Windparks z.B. durch kurzfristig kündbare, hoch verzinste Papiere zu finanzieren.
"Ja, das ist aus heutiger Sicht ein Fehler – wir werden mit Sicherheit auch diesen Punkt bei den Veränderungen in Angriff nehmen."
Für die Prokon-Anleger dürfte vermutlich diese gestern vor der versammelten Presse und zahlreichen Mitarbeitern geäußerte Einsicht des Firmenchefs schlicht zu spät kommen.