Prominente Außenseiter-Leben
Das Schriftstellerpaar Jane und Paul Bowles war so etwas wie das "dream-team" der angelsächsischen Intellektuellen-Welt des 20. Jahrhunderts. Die neue Doppelbiographie "Leben ohne anzuhalten" von Jens Rosteck zeigt das Paar als aufgedrehte Kinder ihrer Zeit und gleichzeitig als disziplinierte Arbeiter und präzise Seelenchronisten.
Hätte es das Wort damals schon gegeben, man hätte sie das "dream-team" der angelsächsischen Intellektuellen-Welt nennen können, den Schriftsteller Paul Bowles, Jahrgang 1910, und dessen sieben Jahre jüngere Frau Jane. Homosexuell der eine, lesbisch die andere, jeder ebenso hoch talentiert wie neurotisch – beide vor allem aber Autoren, deren Romane und Erzählungen auch nach Jahrzehnten keinerlei Patina angesetzt haben.
Ähnliches wünscht man auch Jens Rostecks soeben im Goldmann Verlag erschienenem Buch "Leben ohne anzuhalten", immerhin der weltweit ersten Doppelbiographie von Jane und Paul Bowles. Die Chancen, dass dieses flüssig geschriebene und profund recherchierte 700-Seiten-Werk auch in Zukunft gelesen wird, stehen dabei gar nicht schlecht: Einerseits wird die ebenso kühle wie vibrierende Prosa der beiden Bowles´ stets aufs Neue Leser finden, andererseits gelingt dem Deutschen Rosteck, der bereits mit Büchern über Oscar Wilde, Lotte Lenya und Kurt Weill auf positives Echo stieß, ein Kunststück, wie man es bisher nur angelsächsischen Biographen zutraute.
Die beiden Weltreisenden, deren Weg vom schrillen New York der frühen dreißiger nach Paris und London, nach Indien und Mittelamerika und schließlich ins mythenbesetzte Tanger der sechziger Jahre führte, werden als aufgedrehte Kinder ihrer Zeit sichtbar und gleichzeitig als disziplinierte Arbeiter und präzise Seelenchronisten, denen die Literatur des 20. Jahrhunderts solche Meisterwerke verdankt wie Janes Roman "Zwei sehr ernsthafte Damen" oder Pauls "Der Himmel über der Wüste", der 1990 von Bertolucci verfilmt wurde.
Zu dieser Zeit aber war Jane Bowles bereits seit 17 Jahren tot – ihr Mann dagegen starb 1999 in seinem marokkanischen Refugium, Held eines Sting-Songs und längst unfreiwilliger Patron einer internationalen Community, der es freilich weniger um die Fronarbeit guten Schreibens denn um die vermeintlich stimulierende Atmosphäre von Sex, Hasch und Mystik ging.
Rosteck beschreibt mit Sinn für atmosphärische Dichte, aber auch mit der nötigen Balance zwischen Klatsch und literaturkritischer Analyse diese zwei prominenten Außenseiter-Leben, die derart leuchteten, dass sie für eine Weile sogar nicht minder berühmte Neben-Trabanten in ihre Umlaufbahn zogen: Truman Capote, Tennessee Williams, William Burroughs, Jean Genet, Tahar Ben Jelloun et tutti quanti.
Ohne akademische Trockenheit, vor allem aber ohne peinliche Heranschmeiß- und Anverwandlungspose hat Jens Rosteck den Lebensroman eines Schriftsteller-Paares geschrieben, das - im Unterschied etwa zu Beauvoir und Sartre - wohl auch im 21. Jahrhundert noch genug Leser und Autoren faszinieren wird.
Jens Rosteck: Jane und Paul Bowles. Leben ohne anzuhalten.
Eine Doppelbiographie
Goldmann Verlag, München 2005
670 Seiten, 32, 80 Euro
Ähnliches wünscht man auch Jens Rostecks soeben im Goldmann Verlag erschienenem Buch "Leben ohne anzuhalten", immerhin der weltweit ersten Doppelbiographie von Jane und Paul Bowles. Die Chancen, dass dieses flüssig geschriebene und profund recherchierte 700-Seiten-Werk auch in Zukunft gelesen wird, stehen dabei gar nicht schlecht: Einerseits wird die ebenso kühle wie vibrierende Prosa der beiden Bowles´ stets aufs Neue Leser finden, andererseits gelingt dem Deutschen Rosteck, der bereits mit Büchern über Oscar Wilde, Lotte Lenya und Kurt Weill auf positives Echo stieß, ein Kunststück, wie man es bisher nur angelsächsischen Biographen zutraute.
Die beiden Weltreisenden, deren Weg vom schrillen New York der frühen dreißiger nach Paris und London, nach Indien und Mittelamerika und schließlich ins mythenbesetzte Tanger der sechziger Jahre führte, werden als aufgedrehte Kinder ihrer Zeit sichtbar und gleichzeitig als disziplinierte Arbeiter und präzise Seelenchronisten, denen die Literatur des 20. Jahrhunderts solche Meisterwerke verdankt wie Janes Roman "Zwei sehr ernsthafte Damen" oder Pauls "Der Himmel über der Wüste", der 1990 von Bertolucci verfilmt wurde.
Zu dieser Zeit aber war Jane Bowles bereits seit 17 Jahren tot – ihr Mann dagegen starb 1999 in seinem marokkanischen Refugium, Held eines Sting-Songs und längst unfreiwilliger Patron einer internationalen Community, der es freilich weniger um die Fronarbeit guten Schreibens denn um die vermeintlich stimulierende Atmosphäre von Sex, Hasch und Mystik ging.
Rosteck beschreibt mit Sinn für atmosphärische Dichte, aber auch mit der nötigen Balance zwischen Klatsch und literaturkritischer Analyse diese zwei prominenten Außenseiter-Leben, die derart leuchteten, dass sie für eine Weile sogar nicht minder berühmte Neben-Trabanten in ihre Umlaufbahn zogen: Truman Capote, Tennessee Williams, William Burroughs, Jean Genet, Tahar Ben Jelloun et tutti quanti.
Ohne akademische Trockenheit, vor allem aber ohne peinliche Heranschmeiß- und Anverwandlungspose hat Jens Rosteck den Lebensroman eines Schriftsteller-Paares geschrieben, das - im Unterschied etwa zu Beauvoir und Sartre - wohl auch im 21. Jahrhundert noch genug Leser und Autoren faszinieren wird.
Jens Rosteck: Jane und Paul Bowles. Leben ohne anzuhalten.
Eine Doppelbiographie
Goldmann Verlag, München 2005
670 Seiten, 32, 80 Euro