Was mir heilig ist
Im Kulturmagazin "Fazit" offenbaren während der besinnlichen Zeit des Jahres prominente Kulturschaffende, was ihnen wirklich am Herzen liegt. Dem Dramatiker Albert Ostermaier zum Beispiel ist die Sprache "heilig", dem Schriftsteller Ingo Schulze hingegen: "Nichts".
Schriftsteller Ingo Schulze gesteht: "Mir ist nichts heilig", und gibt zu, dass das Höchste, was er sagen kann "Ich liebe etwas" sei.
Was ist für die Schauspielerin Lilith Stangenberg heilig? Was für die Künstler Thomas Demand und Tino Sehgal - oder die Sängerein Jocelyn B. Smith? Ihre ganz persönlichen Geständnisse bis zum 27.12. täglich im Kulturmagazin FAZIT ab 23 Uhr.
Samstag, 26.12.2015
Iskandar Widjaja
Iskandar Widjaja: "Heilig sind für mich die Momente, wenn ich selbst quasi verschwinde, wenn ich selbst zum Instrument werde, solche Momente gibt es immer wieder, und es sind die schönsten Momente, wenn du merkst, es gibt dich nicht mehr, für mich sind diese Momente auf der Bühne, weil ich das Gefühl habe, dass man als Künstler auf der Bühne wirklich rein ist."
Freitag, 25.12.2015
Klaus Wagenbach
Klaus Wagenbach: "Was mir heilig ist? Sind Sie verrückt geworden? Heilig ist mir nichts. Ich war Messdiener. Das muss genügen."
Donnerstag, 24.12.2015
Matthias Politycki
Matthias Politycki: "Die Verlässlichkeit von Freunden ist mir heilig. Das ist eigentlich das Höchste, was man haben kann."
Mittwoch, 23.12.2015
Jocelyn B. Smith
Jocelyn B. Smith: "Musik in ihrer ursprünglichen Form ist ein Heiligtum. Wir können nicht näher zum Himmel kommen. Der Text ist einfach wunderbar: Oh Holy night, the stars are brightly shining. It is the night of the dear saver's birth. Jeder versteht das, das es die Nacht ist, in der das Christkind geboren wurde."
Dienstag, 22.12.2015
Daniel Cremer
Daniel Cremer: "Jetzt müsste ich eigentlich als Künstler sagen, dass mir nichts heilig ist, dass ich diesen übertriebenen Respekt, den man mit dem Wort heilig verbindet, eigentlich nicht haben dürfte. Dann gibt’s aber mehrere Sachen, die mir heilig sein müssten, sonst könnte ich gar nicht arbeiten oder leben oder atmen. Dass mir das heilig ist, wenn 'ne Begegnung stattfindet, die nicht komplett aus abgesicherten Handlungsmustern besteht. (...) Und vielleicht ist das Heilige so ein Kondensat, so ein Begriff, in dem sich alles, wie bei so 'nem richtig guten Orgasmus, so die ganze Welt in einem versammelt und kurz explodiert."
Montag, 21.12.2015
Jörg Widmann
Jörg Widmann: "Heilig ist mir in einer immer mehr durchökonomisierten Zeit, in einer Zeit, in der von Zeitmanagement die Rede ist, von Synergieeffekten, wie wir noch mehr Zeit sparen können, Dinge zusammenlegen können, ist natürlich erstens Zeit selbst, sich Zeit zu nehmen, vor allem aber Kunst und Kultur."
Sonntag, 20.12.2015
Lilith Stangenberg
Lilith Stangenberg: "Was mir heilig ist. Meine eigene Freiheit der Gedanken. Meine Unabhängigkeit. Die ganzen Ereignisse, die ja so minütlich, sekündlich, stündlich auf uns herein prasseln, selbst zu verstehen. Also mein eigenen Blick auf die Dinge zu bewahren, und mich nicht den Gedanken oder Vorstellungen anderer zu unterwerfen, also mich niemals irgendjemanden zu versklaven. Sondern, dass ich mir einen Raum bewahre, der nur mir selbst gehört, wo niemand anderes rein kommt, wo niemand anderes außer ich selber regiere und wo ich keinen Befehlen gehorchen muss."
Samstag, 19.12.2015
Adolf Muschg
Adolf Muschg: "Ich glaube, die schreckliche Konfrontation mit dem Islamismus hat heute das Gute, dass wir lernen, dass anderen Leuten noch etwas so heilig ist, dass sie da keinen Spaß verstehen. Und es war ein Prozess bei mir, bis ich sah: Eigentlich gehört schlicht zum guten kulturellen Benehmen die Tatsache, dass ich Leute respektiere, die etwas heilig halten, auch wenn ich es nicht kapiere. Und allmählich entdecke ich bei mir dasselbe Bedürfnis und beginne sozusagen bei Steinen im Garten, bei ganz gewöhnlichen Dingen, nachzuprüfen, ob etwas für mich etwas Heiliges dran ist. Und ich komme immer weiter dabei."
Freitag, 18.12.2015
Maxi Pongratz
Maxi Pongratz: "Heute ist mir etwas anderes heilig als früher. Ich bin in Oberammergau aufgewachsen, war dreimal bei den Passionsspielen bisher dabei und das ist für jeden Oberammergauer sehr wichtig und heilig. Aber inzwischen, wenn man was von der Welt gesehen hat, relativiert sich das ein bisschen. Und inzwischen muss ich sagen. ist mir am wichtigsten, am heiligsten, dass ich Zeit für Langeweile habe. Das finde ich wichtig, dass nicht alles durch getaktet ist im Tag, sondern dass ich aus dem Fenster raus schauen kann und wenn ich zehn Minuten irgendwohin starre, dann ist das in Ordnung. Die Langeweile bringt, glaube ich, Kreativität."
Donnerstag, 17.12.2015
Tino Sehgal
Tino Sehgal: "Was ist mir heilig? Erstmal find ich's eine gute Frage. Das ist ja ein Begriff, der in unserem Glaubenssystem gar nicht so vorkommen darf."
Mittwoch, 16.12.2015
Thomas Demand
Thomas Demand: "Man bleibt so unter dem Anspruch des Wortes, wenn man sagt, Freundschaften sind mir heilig, aber wenn mich jemand fragen würde, wo bist du zuhause, würde ich sagen, ich bin da zuhause, wo meine Freunde sind."
Dienstag, 15.12.2015
Ingo Schulze
Ingo Schulze: "Ich verwende dieses Wort für mich überhaupt nicht, muss ich gestehen. Also nicht, dass ich es nicht verstehen würde. Aber ich kann jetzt nicht sagen, das oder das ist mir heilig. Das würde voraussetzen, dass es irgendwie einen Fixpunkt, irgendetwas Absolutes für mich gäbe. Und das ist es in dieser Form nicht, jedenfalls würde ich das nicht das Heilige nennen. Also ich bin ein ungläubiger Mensch. Jedenfalls glaube ich nicht an einen Gott. Insofern gibt es für mich nicht das Heilige, was nicht heißt, dass es für mich nicht Dinge gibt, die mir unendlich wichtig sind."
Montag, 14.12.2015
Albert Ostermaier
Albert Ostermaier: "Mir ist die Sprache heilig, denn die Sprache ist unser Instrument, einander zu verstehen, aber auch einander zu verführen, zu begeistern. Die Sprache hat in sich eine ungeheure Schönheit, kann aber auch alles benennen und so lange wir sprechen, können wir auch miteinander sprechen und solange es Dialog gibt, können wir auch auf uns hören und dem anderen Zuhören."