Proms: Late-night concert

Für zwei Konzerte hatten die Veranstalter der Proms Sir Charles Mackerras gewinnen können. Am 25. Juli wollte er das BBC Philharmonic dirigieren und am 29. Juli das Scottish Chamber Orchestra. Vier Monate vor seinem 85. Geburtstag ist er gestorben. Der englische Oboist und Dirigent Douglas Boyd hat das zweite Konzert übernommen mit einem Programm, das typisch ist für den vielseitigen Spezialisten Mackerras.
Eine Reihe hoch gelobter Aufnahmen von Mozart-Opern bis Brahms-Sinfonien zeugen von der langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem Scottish Chamber Orchestra und Mackerras, der Ehrendirigent des Ensembles war. Er galt aber auch als Kenner des böhmisch-tschechischen Repertoires. In seiner Programmkonzeption hat er Werke zweier Komponisten gegenüberstellt, die er überaus schätzte. Es sind Standardwerke für Bläserensemble von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonín Dvořák, die zwar im Abstand von 100 Jahren entstanden sind, aber in enger Beziehung stehen.

In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erfreute sich die Harmoniemusik im klassischen Wien zunehmender Beliebtheit. Selbst Joseph II. gab dem bekannten Klarinettisten Anton Stadler den Auftrag, eine kaiserliche Harmoniemusik zu gründen. Und mit Mozarts Bläserserenaden verlor diese aus Böhmen stammende Tradition endgültig den Beigeschmack des Ärmlichen, Unvollkommenen. Antonín Dvořák, mit dieser Bläsertradition seiner Heimat aufgewachsen, erweist Mozart seine Referenz, der diese Musik hoffähig gemacht hat. So sind auch in seiner Serenade Zitate aus Mozarts "Gran Partita" unüberhörbar.



Proms
Royal Albert Hall London
Aufzeichnung vom 29.7.10

Antonín Dvořák
Serenade für Bläser, Violoncello
und Kontrabass d-Moll op. 44

Wolfgang Amadeus Mozart
Serenade B-Dur KV 361 (»Gran Partita«)

Scottish Chamber Orchestra
Leitung: Douglas Boyd