Prostitutions-Ausstellung "Gesichtslos"

20 Euro für einmal Sex

09:05 Minuten
Eine weiße Maske und ein 20-Euro-Schein liegen auf einem Bett.
Aufklären über Prostitution: Eine Ausstellung in Mannheim zeigt die Perspektive der Sexarbeiterinnen. © © Hyp Yerlikaya, Serie „Amalie“ 2021
Julia Wege im Gespräch mit Britta Bürger · 10.11.2021
Audio herunterladen
Die Ausstellung "Gesichtlos" in Mannheim gibt Einblicke in die Welt der Prostitution. Sexarbeiterinnen würden in der Gesellschaft noch immer als Ware betrachtet, kritisiert die Kuratorin Julia Wege.
Einen Blick in den Alltag von Prostituierten gibt die Ausstellung "Gesichtlos - Frauen in der Prostitution", die im Museum der Welt in Mannheim gezeigt wird. Im Mittelpunkt stehen 40 Schwarz-weiß-Fotos von Frauen, die im Bereich der bezahlten Sex-Dienstleistungen gearbeitet haben.
Eine Frau mit weißer Gesichtsmaske liegt auf einem Bett
Sexarbeiterin, fotografiert von Hyp Yerlikaya.© © Hyp Yerlikaya, Serie „Amalie“ 2021
Entstanden ist das Projekt der Reiss-Engelhorn-Museen in Zusammenarbeit mit der Mannheimer Beratungsstelle Amalie. Julia Wege, die frühere Leiterin von Amalie, hatte die Idee dafür.

Frauen als Ware

Viele Sexarbeiterinnen hätten das Vorhaben aufzuklären unterstützt, sagt Wege, denn sie fühlten sich oft als "Dreck der Gesellschaft". Die Ausstellung lasse Frauen zu Wort kommen, die am Rand stünden. Prostituierte würden noch immer als Ware betrachtet. "Es geht um die Dienstleistung: Sex gegen Geld. 20 Euro kostet im Schnitt einmal Sex in einem Bordell."
Die Ausstellung verfolge die Lebensgeschichten der Frauen. Viele seien auch Mütter und hätten ehemals von gewöhnlichen Berufszielen geträumt – etwa einem Leben als Polizistin, Anwältin oder Altenpflegerin.
Eine Frau mit weißer Maske steht nur mit Unterwäsche bekleidet vor einer Fassade
"Man wird einfach stigmatisiert": Die Ausstellung zeigt das Leben von Frauen, die Sex als Dienstleistung anbieten.© © Hyp Yerlikaya, Serie „Amalie“ 2021
Um die Identität der Frauen zu schützen, sei man auf die Idee gekommen, beim Fotoshooting weiße Masken einzusetzen: "Keine Frau oder kein Mann kann sagen, ich arbeite in der Prostitution, man wird einfach stigmatisiert."
Der Fotograf Hyp Yerlikaya habe das nötige Feingefühl und empathische Verständnis mitgebracht, um die Lebenssituation und Sichtweise der Frauen zu erfassen, sagt Wege. "Er hat schon soziale Projekte unterstützt. Unter anderem hat er Säureopfer in Bangladesch fotografiert."

Männer sind nicht nur Freier

Einen Mann als Fotografen zu engagieren - diese Entscheidung sei bewusst getroffen worden. Auch in der Beratungsstelle Amalie arbeiteten zum Teil ehrenamtlich Männer – als Ärzte, Juristen und Unterstützer:
"Für die Frauen war das auch eine neue und wichtige Erfahrung: Dass sie sehen, dass nicht jeder Mann ein Freier ist, negative Absichten hat oder einen negativen Umgang mit ihnen hat."

"Gesichtslos - Frauen in der Prostitution"
Ausstellung vom 14. November bis 20. Februar 2022 im Museum Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim

Mehr zum Thema