Tausende gefälschte Parfumflakons zerstört
Sie haben Kleidung, Schuhe und Sonnenbrillen verdrängt: Auf Platz eins der Plagiate rangieren inzwischen gefälschte Kosmetikprodukte. Erstmals wurden öffentlich fast 8.000 falsche Parfumflakons zerstört. Es gebe aber wesentlich gefährlichere Fälschungen, warnt der Zoll.
"Ein, zwei, drei…"
Da fallen sie klirrend in den Container: tausende Parfumflakons. Sie sehen aus, wie das Original: teils golden verziert, mit Milchglas verschönert und natürlich mit dem Schriftzug der Marke – aber: Es sind Fälschungen, wie Alwin Bogan vom Hauptzollamt Krefeld erklärt:
"Die Parfumfälschungen kommen ursprünglich aus China, sind dann über den Seeweg nach Hamburg gekommen und da sind sie dem Zoll aufgefallen."
In den Zollpapieren stand, dass Schirme und Schals geladen sind. Der Zoll wollte es aber genauer wissen und röntgte den Container:
"Dann haben wir gesehen, dass da etwas mit viel Glas und Flüssigkeit in dem Container ist, und das passt nicht mit Schirmen und Schals zusammen. Dann haben wir das Ausladen angeordnet."
45.000 Mal griff der Zoll im letzten Jahr Fälschungen auf – 72 Prozent mehr als im Vorjahr. Am häufigsten entdeckten die Beamten dabei gefälschte Kosmetikprodukte. Zöllner Bogan:
"Wir haben einen deutlichen Zuwachs im Bereich der Parfums und Körperpflegeprodukte: Das heißt, in der gesamten Produktpalette stehen die mittlerweile an Nummer eins, mit mehr als 1,6 Millionen einzelnen Teilen, fast 24 Millionen Euro an Wert."
"Mit gesundem Menschenverstand rangehen"
Kosmetikprodukte – wie die Parfums, die heute in Solingen medienwirksam im Container landeten - haben damit Bekleidungswaren, wie T-Shirts, Schuhe oder Sonnenbrillen vom Platz eins der Plagiate verdrängt. Das ärgert den Verband der Kosmetikhersteller, VKE – und deshalb will er die Endverbraucher für das Thema sensibilisieren, zum Beispiel mit der Aktion heute in Solingen. Verbandschef Martin Ruppmann:
"Es gehen Umsätze verloren, das schlägt nicht nur auf die Industrie durch, sondern die Produkte werden dann auch bei unseren Handelspartnern nicht mehr verkauft."
Vor dem Museum Plagiarius in Solingen wabert mittlerweile ein süßlich strenger Duft durch die Luft. Er erinnert an Veilchen, Rosen, Moschus, aber irgendwie auch an Chemie. Passanten bleiben stehen und gucken, wo der Gestank her kommt.
"Riechen Sie mal an der Fälschung … Man hat's in der Nase … Die Form der Flasche ist schön... Aber Farbe blättert ab … Ist billig gemacht."
Dabei kommt auch die Frage auf, wie man sich vor solchen Fälschungen schützen kann:
"Könnten die rein theoretisch auch in Parfümerien landen? Nein, die haben andere Bezugsquellen. Aber die waren vorgesehen für Weihnachtsmärkte."
Christine Lacroix vom Museum Plagiarius rät, beim Kauf von Produkten genau hinzuschauen:
"Mit gesundem Menschenverstand rangehen: Preis zu günstig? Im Fachhhandel - eher Originalware. Alles was Trödel oder Internet ist: gesunde Skepsis. Häufig wird im Netz mit Originalfotos geworben. Als Verbraucher genau überlegen."
Gefährliche Folgen
Das Museum stellt mehr als 350 Fälschungen aus. Die meisten sind preisgekrönt, und zwar mit dem Plagiarius, der Auszeichnung für die dreisteste Fälschung des Jahres.
"Hier haben wir eine Waschtischarmatur, Plagiat aus China, wurde über Ebay verkauft. Wenn man diese billige Armatur erwirbt, erwirbt man auch gesundheitliche Schäden – da ist Blei verarbeitet. Nimmt man Blei auf, damit schadet man der Gesundheit und ahnt es nicht.Das Original 700, die Fälschung für 35 – 40 Euro angeboten."
Mittlerweile machen die Fälscher vor kaum einem Produkt mehr Halt, sagt auch Zollbeamter Bogan:
"Es wird alles gefälscht, was in irgendeiner Form einen Markt hat: Papiertaschentücher, alle Artikel des täglichen Bedarfs. Es gibt nichts, was nicht gefälscht wird inzwischen."
Das kann mitunter auch gefährliche Folgen haben:
"Besonders gefährlich ist der Trend zu gefälschten Auto- oder Flugzeugersatzteilen. Das ist deswegen gefährlich, weil der Kunde letztlich nicht erkennen kann, was ihm da eingebaut wird."
Vor dem Solinger Museum Plagiarius hat sich der süßliche Duft mittlerweile festgesetzt – aber das war ja auch der Zweck der Aktion. Denn, so die Veranstalter: Plagiate, die stinken zum Himmel.