Protestbewegung gegen die Atomrüstung
Mit dem Wort Ostern ist nicht nur das christliche Fest verbunden, sondern auch die "Ostermärsche". Vor 50 Jahren gingen zum ersten Mal Ostermarschierer in Norddeutschland auf die Straße, um gegen die Aufrüstung der Bundesrepublik mit Atomwaffen zu protestieren. Immer in der Angst als Kommunisten zu gelten, begannen die ersten westdeutschen Friedensaktivisten diese neue Form des Protestes, ihre Ostermärsche.
"Sehen Sie, ich nenne die Atomwaffen Ungeziefervertilgungsmittel, bei denen diesmal der Mensch das Ungeziefer sein soll. … Ich frage Sie, können Sie es verantworten, dass unser aller Selbstmord als die Alternative gegen ein politisches System ins Auge gefasst wird?"
Gustav Heinemann im März 1958 im Deutschen Bundestag. Die Angst vor dem Atomtod grassierte in den 50er-Jahren – nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in ganz Europa. Nach den USA und der Sowjetunion rüsteten auch Frankreich und Großbritannien atomar auf. Selbst die Bundesrepublik unter Kanzler Adenauer wollte Atommacht werden. Die Bilder von Hiroshima und Nagasaki vor Augen fürchteten immer mehr Menschen, dass der atomare Rüstungswettlauf in ein nukleares Inferno münden würde.
Der Impuls, dagegen aufzubegehren, kam aus Großbritannien. Im Februar 1958 gründete sich dort die "Kampagne für nukleare Abrüstung" – mit Bertrand Russell an der Spitze und prominenten Unterstützern wie Benjamin Britten, Doris Lessing, Henry Moore. Am Karfreitag 1958 versammelten sich 10.000 Demonstranten zur ersten Kundgebung auf dem Trafalgar Square in London, 700 marschierten anschließend bis zum 80 Kilometer entfernten britischen Atomforschungszentrum Aldermaston. "Ban the bomb" war die Losung dieses ersten Ostermarsches. Gewerkschafter, Wissenschaftler, Kirchenvertreter, Studenten, Arbeiter – das Spektrum der Teilnehmer war breit, und Ostermärsche fanden von nun an jedes Jahr statt.
Auch in der Bundesrepublik gab es 1958 Massendemonstrationen gegen die Atombewaffnung – unter dem Motto "Kampf dem Atomtod". Diese Bewegung war allerdings von der SPD und den Gewerkschaften organisiert worden – und sie verebbte bald, als sich die SPD daraus zurückzog. Nun jedoch machte das britische Beispiel Schule: Aus einem pazifistisch orientierten "Aktionskreis für Gewaltlosigkeit" heraus und unterstützt von Kriegsdienstverweigerergruppen organisierten Menschen eine Protestbewegung gegen die Atomrüstung - unabhängig von Parteien und Gewerkschaften.
Auf Initiative des Hamburger Lehrers Konrad Tempel und seiner Mitstreiterin Helga Stolle startete am Karfreitag 1960 der erste bundesdeutsche Ostermarsch. Von Hamburg, Bremen, Hannover, Braunschweig zogen die ersten Ostermarschierer zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide, wo Atomraketen erprobt wurden.
Paul Nolte: ""Es war damals etwas ziemlich Neues noch, ein Experiment, überhaupt so in dieser Weise auf die Straße zu gehen, nicht im Rahmen von einer Partei organisierten Veranstaltung oder einer Gewerkschaftsveranstaltung","
sagt der Historiker Paul Nolte von der Freien Universität Berlin. Langsam, aber sicher wurde der basisdemokratisch organisierte außerparlamentarische Protest ein Teil der politischen Kultur der Bundesrepublik.
Gustav Heinemann im März 1958 im Deutschen Bundestag. Die Angst vor dem Atomtod grassierte in den 50er-Jahren – nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in ganz Europa. Nach den USA und der Sowjetunion rüsteten auch Frankreich und Großbritannien atomar auf. Selbst die Bundesrepublik unter Kanzler Adenauer wollte Atommacht werden. Die Bilder von Hiroshima und Nagasaki vor Augen fürchteten immer mehr Menschen, dass der atomare Rüstungswettlauf in ein nukleares Inferno münden würde.
Der Impuls, dagegen aufzubegehren, kam aus Großbritannien. Im Februar 1958 gründete sich dort die "Kampagne für nukleare Abrüstung" – mit Bertrand Russell an der Spitze und prominenten Unterstützern wie Benjamin Britten, Doris Lessing, Henry Moore. Am Karfreitag 1958 versammelten sich 10.000 Demonstranten zur ersten Kundgebung auf dem Trafalgar Square in London, 700 marschierten anschließend bis zum 80 Kilometer entfernten britischen Atomforschungszentrum Aldermaston. "Ban the bomb" war die Losung dieses ersten Ostermarsches. Gewerkschafter, Wissenschaftler, Kirchenvertreter, Studenten, Arbeiter – das Spektrum der Teilnehmer war breit, und Ostermärsche fanden von nun an jedes Jahr statt.
Auch in der Bundesrepublik gab es 1958 Massendemonstrationen gegen die Atombewaffnung – unter dem Motto "Kampf dem Atomtod". Diese Bewegung war allerdings von der SPD und den Gewerkschaften organisiert worden – und sie verebbte bald, als sich die SPD daraus zurückzog. Nun jedoch machte das britische Beispiel Schule: Aus einem pazifistisch orientierten "Aktionskreis für Gewaltlosigkeit" heraus und unterstützt von Kriegsdienstverweigerergruppen organisierten Menschen eine Protestbewegung gegen die Atomrüstung - unabhängig von Parteien und Gewerkschaften.
Auf Initiative des Hamburger Lehrers Konrad Tempel und seiner Mitstreiterin Helga Stolle startete am Karfreitag 1960 der erste bundesdeutsche Ostermarsch. Von Hamburg, Bremen, Hannover, Braunschweig zogen die ersten Ostermarschierer zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide, wo Atomraketen erprobt wurden.
Paul Nolte: ""Es war damals etwas ziemlich Neues noch, ein Experiment, überhaupt so in dieser Weise auf die Straße zu gehen, nicht im Rahmen von einer Partei organisierten Veranstaltung oder einer Gewerkschaftsveranstaltung","
sagt der Historiker Paul Nolte von der Freien Universität Berlin. Langsam, aber sicher wurde der basisdemokratisch organisierte außerparlamentarische Protest ein Teil der politischen Kultur der Bundesrepublik.