"Wir haben die Kritik stigmatisiert"
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Die Debatte um die Corona-Maßnahmen ist zu einem gesellschaftlichen Minenfeld geworden. Eine Kritik am Handeln der Regierung müsse möglich sein, findet die Politikwissenschaftlierin Ulrike Guérot: "Das ist die Hefe der Demokratie."
Wie die Corona-Maßnahmen kritisieren? Bei diesem Thema scheinen sich die Fronten immer mehr zu verhärten - zwischen denen, die lautstark protestieren und den anderen, die den Widerstand als Ausdruck einer Verschwörungsideologie brandmarken. Die Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot findet diese Entwicklung problematisch.
Boden für legitime Kritik entzogen
"Wir haben die Kritik stigmatisiert", beklagt Guérot. Entweder man trage Maske oder man zähle zu den Verschwörungstheoretikern. "Damit ist so ein bisschen der Boden entzogen worden für eine legitime Kritik, die nicht stigmatisiert wird. Ich trage eine Maske, verhalte mich korrekt - trotzdem möchte ich kritisieren, weil die Kritik als solche ist die Hefe der Demokratie."
Vor diesem Hintergrund sei es schade, dass in der Berichterstattung über die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen vom vergangenen Wochenende das Kapern zum Hauptthema geworden sei. "Da wird dann vielleicht auch ein bisschen was verzerrt."
Schneller Lockdown rückblickend "semi-autoritär"
Mit den Einschränkungen sei auch alles sehr schnell gegangen, sagt Guérot rückblickend. "Innerhalb von 72 Stunden Grenzen zu, Lockdown. Es war ja doch, ich sag mal, semi-autoritär. Das haben wir ja lange nicht, dass mal ganz schnell so eine Notstandgesetzgebung zwar noch beschieden wird im Bundestag - aber sehr schnell."
"Keiner wusste was, also haben wir ein bisschen aus Panik Politik gemacht", so Guérot. "Das kann man im Nachhinein begründen, das war sicherlich richtig - aber heute wissen wir mehr und deswegen muss sozuagen der Raum der Kritik auch weiter werden." Für sie hieße das, auch die gesellschaftlichen Folgeschäden stärker ins Blickfeld zu nehmen und "nicht nur jeden Tag in den Nachrichten über die Fallzahlen diskutieren".