"Revolution der jungen Leute"
In Armenien könnte es nach den jüngsten Entwicklungen nun doch zum Machtwechsel kommen. Die Aktivistin Nelli Walter setzt große Hoffnungen in Oppositionsführer Nikol Paschinjan: "Er kann es schaffen."
Der armenische Oppositionsführer Nikol Paschinjan hat seine Anhänger jetzt aufgerufen, vorerst die Proteste gegen das Scheitern seiner Wahl zum Regierungschef einzustellen. Vor zehntausenden Menschen gab er sich in der Hauptstadt Eriwan auf einer Kundgebung siegessicher.
Die Opposition in dem Land kann eine Atempause gut gebrauchen. Die Proteste gegen das als korrupt beschriebene politische System in Armenien gehen seit Wochen. Erst gestern hatte die Opposition erneut Eriwan und weitere Städte lahmgelegt. Selbst unwichtige Straßen in Dörfern seien blockiert worden, berichtete die Aktivistin Nelli Walter im Deutschlandfunk Kultur.
Keine angespannte Atmosphäre beim Generalstreik
Die Republikanische Partei hat offenbar ihre Widerstand gegen Paschinjans Wahl aufgegeben. Am Dienstagabend hatte die bisher regierende Partei die Wahl noch verhindert.
Die Regierenden wüssten, dass es keinen Sinn mehr mache, den Demonstranten Gewalt anzudrohen, sagte Walter. Schon beim gestrigen Generalstreik habe keine angespannte Atmosphäre mehr geherrscht, Sicherheitskräfte und Polizisten seien nicht präsent gewesen. Auf den Straßen in Eriwan sei getanzt worden: "Es war großartig."
Walter spricht von einer "Revolution der jungen Menschen". Rund drei Viertel der Streikenden seien junge Leute, vor allem Studenten, gewesen.
Walter glaubt, dass Oppositionsführer Paschinjan es schaffen kann, das "korrupte und unflexible System" zu reformieren. Wenn er an die Macht komme, werde sich vieles ändern, sagte sie. Denn Paschinjan sei nicht von den armenischen Oligarchen abhängig - und kein Politiker, der über die Politik versuche, ans große Geld zu kommen. (ahe)