Proteste in den USA

Obama ruft zum Dialog auf

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Ex-Präsident Obama bei einer Videodiskussion zum Tod von George Floyd
Barack Obama appelliert an die Einheit der Nation in der Vielfalt, sagt die Kulturwissenschaftlerin Sabine Sielke. © imago images / Hans Lucas/ David Himbert
Sabine Sielke im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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In einer explosiven Situation sendet Barack Obama positive Botschaften - und wendet sich an junge "People of Color". So mancher fragt sich aber, warum Obama in seiner Amtszeit nicht mehr gegen institutionellen Rassismus getan hat.
Dass sich Ex-Präsident Barack Obama nach dem Tod von George Floyd zu Wort meldet, sei nicht überraschend, meint die Kulturwissenschaftlerin Sabine Sielke: "Er kann nicht schweigen."
Obama knüpfe dabei an einen Geist an, der das Selbstverständnis der amerikanischen Kultur lange geprägt habe, aber bei der derzeitigen Regierung von Donald Trump in Vergessenheit geraten sei. "Er appelliert an Dialog. Er appelliert an die Einheit der Nation in der Vielfalt, er möchte Zusammenarbeit", so Sielke.

Obama zurück im Wahlkampf

Obamas Rhetorik erinnere an dessen Wahlkampf 2008, sagt die Professorin für Literatur und Kultur Nordamerikas an der Universität Bonn: "Damals ging er zurück zur Verfassung, beklagte aber gleichzeitig einen Stillstand der Rassenbeziehungen." Die Hoffnungen, Obama werde den Rassismus im Alleingang besiegen, seien aber überzogen gewesen.
Die US-Gesellschaft habe sich beweisen wollen, dass sie durch die Wahl eines schwarzen Präsidenten den Rassismus hinter sich lassen könne. Doch: "Der Rassismus in den USA ist systemisch und hat von Anbeginn diese Gesellschaft bestimmt. Obama konnte es gar nicht gelingen, dieses System grundlegend zu verändern."
Es habe sogar eine Art Gegenbewegung während Obamas Präsidentschaft gegeben, erläutert die 61-Jährige. Durch diese seien rassistische Aussagen wieder salonfähig geworden.

Wie das System verändern?

Es kranke an vielen Stellen. "Die Art und Weise, wie die Polizei in den USA ausgebildet wird, ist uns sehr fremd", sagt Sielke. Eine Polizeireform sei allerdings schwer zu bewerkstelligen, wegen der unterschiedlichen Regelungen in den Bundesstaaten.
Ein einzelner Politiker könne das System nicht verändern, betont die Kulturwissenschaftlerin. Auch Graswurzel-Aktivismus reiche nicht aus. Aber Menschen aus ganz unterschiedlichen politischen Richtungen und aus einem breiten politischen Spektrum, die ihre Stimme erheben, seien ein Anfang.
Der Blick zurück auf den politischen Kampf der 1960er-Jahre helfe nicht weiter, sagt Sielke, zu viel habe sich verändert. Ein Anfang wäre gemacht, wenn die vielen jungen Leute, die zurzeit protestieren, alle wählen gehen würden. Dann müssten viele Kräfte zusammenkommen und in Dialog treten, unterstreicht die Kulturwissenschaftlerin.
(beb)
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