Proteste in Frankreich

Macron reagiert auf die Wut der Gelbwesten

Hunderte Demonstranten mit gelben Westen auf der Straße. Im Hintergrund ist der Triumphbogen zu sehen.
Die "Gilets jaunes",die Gelbwesten, sind in Frankreich zu einem Sammelbecken der Unzufriedenen geworden. © Lucas Barioulet / AFP
Jenny Friedrich-Freksa und Jürgen König im Gespräch mit Julius Stucke |
Seit Tagen halten die Gelbwesten Frankreich mit Protesten und Blockaden in Atem. Nun hat Präsident Macron erstmals darauf reagiert. Er ging einen Schritt auf die Demonstranten zu – will aber grundsätzlich an seiner umstrittenen Energiepolitik festhalten.
Brennende Barrikaden und Massenproteste gegen die geplante Ökosteuer auf Treibstoff: Innerhalb kurzer Zeit haben sich die Gelbwesten zu einer weitreichenden Bewegung des Unmuts entwickelt – und zu einem Problem für Emmanuel Macron. Nun äußerte sich der französische Präsident sich erstmals zu den Protesten. Er habe die Wut gehört, sagte Macron bei der Vorstellung eines Zehnjahresplans zur Energiewende in Paris. Trotzdem will er an seinem Kurs grundsätzlich festhalten, sagt Frankreich-Korrespondent Jürgen König.

"Eine ökologische Wende ist unumgänglich"

Macron habe heute zwei Botschaften vermittelt, sagt König. "Die erste Botschaft lautete: Eine ökologische Wende ist unumgänglich, sie ist überfällig und wir werden sie in die Wege leiten, die Ziele werden nicht geändert, je länger wir damit warten, desto schmerzhafter würde es."
So solle der Anteil des Atomstroms am Stromverbrauch bis 2035 auf 50 Prozent reduziert und auch mehrere Kohle- und Atomkraftwerke geschlossen werden – darunter Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze. Gleichzeitig wolle man den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben.

Ökosteuer soll dem Ölpreis angepasst werden

Mit der zweiten Botschaft Macrons sei Macron auf die Gelbwesten zugegangen. 'Ich habe verstanden' habe der Präsident vermitteln wollen, berichtet König. Konkret bedeute dies, dass die Ökosteuern, an denen sich die Proteste entzündet hatten, ab sofort an den Ölpreis angepasst werden. Gleichzeitg soll es große Regionalkonferenzen im ganzen Land geben, bei denen auch die 'Gilets jaunes' beteiligt werden sollen. Alles werde nun davon abhängen, so König, "ob Macron mit seinem Auftreten auch die überzeugen kann, die da jetzt protestieren."

Die Wut ist schwer wieder einzufangen

Die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa findet, Macron habe die richtige Antwort geliefert. Vor allem die Regionalkonferenzen seien ein wichtiges Stichwort gewesen, da es auch um einen Konflikt zwischen Stadt und Peripherie gehe. Die Menschen auf dem Land seien auf Fahrzeuge angewiesen und könnten die ökologische Wende, die in der Stadt aufgrund der Verkehrsinfrastruktur viel leichter denkbar sei, einfach nicht so leicht mitmachen. "Insofern finde ich eine Regionalkonferenz und die Leute an einen Tisch holen erst mal die richtige Idee."
Die große Frage sei allerdings, ob Macrons Vorstoß rechtzeitig komme, so Friedrich-Freksa. "Die Leute in Frankreich sind sehr wütend und diese Protestler haben großen Rückhalt in der Bevölkerung – und ich glaube, wenn die Wut einmal so hochgekocht ist, dann ist das auch sehr schwer die wieder einzufangen."
(kue)
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