Wir wissen nicht, wie es weitergeht
Von den Balkonen wird für diejenigen geklatscht, die während Corona das System am Laufen halten. Aber was erzählen Menschen, die nicht im Homeoffice arbeiten können, selbst? Schriftsteller*innen wie Jan Brandt, Verena Güntner, Manja Präkels, Alida Bremern geben ihnen eine Stimme.
Wir haben Schriftsteller*innen gebeten, denjenigen eine Stimme zu geben, die während Corona zu unserer aller Wohl arbeiten müssen. Die Beiträge von Jan Brandt, Verena Güntner, Manja Präkels, Alida Bremer und anderen ergeben einen stimmenreichen Chor der Corona-Arbeiter*innen. Hier können Sie ihn hören:
"Hier bei uns in der Klinik ist es noch ruhig. Wir haben viele Betten freigeräumt, einen Teil des Hauses abgesperrt, und jetzt warten wir auf den Sturm. Die nächsten vier Wochen werden hart..." so beginnt Jan Brandt seinen Monolog aus dem Mund eines Krankenpflegers:
Von Jan Brandt ist zuletzt erschienen: "Ein Haus auf dem Land / Eine Wohnung in der Stadt. Von einem, der zurückkam, um seine alte Heimat zu finden / Von einem, der auszog, um in seiner neuen Heimat anzukommen" im Dumont Verlag.
"Nur nicht an die Lunge denken", sagt sich der Arzt, während er auf dem Fahrrad ein wenig Ablenkung von seinem Klinikalltag sucht. So jedenfalls erzählt es die Schriftstellerin und Übersetzerin Alida Bremer:
Manja Präkels hat sich in ihre Fleischverkäuferin in Berlin-Kreuzberg hineinversetzt. Was diese so denkt in ihrer letzten halbe Stunde bis Feierabend, hören Sie hier:
Manja Präkels ist Musikerin und Autorin. Zuletzt erschien beim Verbrecher Verlag "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß".
Joshua Groß schreibt über seinen kleinen Bruder, der sein Studium wegen Corona nicht aufnehmen kann und stattdessen in einem Supermarkt jobt:
Von Joshua Groß ist gerade der Roman "Flexen in Miami" im Verlag Matthes & Seitz Berlin erschienen.
Drinnen ist es stockfinster
Einen ganz besonderen Fall beschreibt Verena Güntner: Die Mitarbeiter eines Wiener Kraftwerks haben sich an ihrem Arbeitsplatz eingeschlossen, damit die Menschen weiter Strom bekommen.
Von Verena Güntner erschien in diesem Frühjahr ihr zweiter Roman "Power", ein ganz und gar ungewöhnlicher Dorfroman: Ein Hund verschwindet, eine Gruppe Kinder zieht in den Wald, um den Hund zu suchen - und verwandelt sich selbst immer mehr in eine bellende Meute. Mit "Power" war Verena Güntner für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Die Schauspielerin, Theaterregisseurin und Autorin Adriana Altaras lässt ihren Rabbi zu Wort kommen, der seinen Gottesdienst per Stream fortsetzt:
Von Adriana Altaras erschien bei Kiepenheuer & Witsch zuletzt der Roman "Die jüdisch Souffleuse".
Und bei Nava Ebrahimi wundert sich eine Krankenschwester darüber, dass der Chefarzt nach 17 Jahren zum ersten Mal fragt, wie es ihr geht. Und wie es passieren konnte, dass sich 80 Prozent der Mitarbeiter des Dialyseteams mit Corona infiziert haben.
Von Nava Ebrahimi ist gerade der Roman "Das Paradies meines Nachbarn" im btb-Verlag erschienen.