"Osmanen Germania BC" vor Gericht
Mord und Totschlag, Zuhälterei und Drogendelikte - die Liste der Anschuldigungen gegen mutmaßliche Anführer der Straßengang "Osmanen Germania BC" vor einem Stuttgarter Gericht ist lang. Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter beobachtet die Gang seit ihren Anfängen.
Unter strikten Sicherheitsvorkehrung beginnt heute in Stuttgart ein Prozess gegen die mutmaßlichen Führer der türkisch-nationalistischen Straßengang "Osmanen Germania BC". Vor Gericht stehen acht Männer im Alter zwischen 19 und 46 Jahren, darunter der Weltpräsident und der Weltvizepräsident der rockerähnlichen Gruppierung. Ihnen wird unter anderem versuchter Mord, versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung, Zuhälterei, räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung sowie diverse Waffen- und Drogendelikte vorgeworfen.
Kein Boxclub
"Der Boxclub, wie er sich selber nennt, ist natürlich kein Boxclub", sagte Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter in Nordrhein-Westfalten, im Deutschlandfunk Kultur über die Gruppierung.
"Das ist für uns Gangkriminalität, wie wir sie auch aus Amerika kennen, dass gewisse Personen sich zusammen schließen, sich eine Identität geben mit Uniformen, mit einer Weste oder mit T-Shirts mit irgendwelcher Symbolik und dann versuchen, im kriminellen Milieu Fuß zu fassen." Die Organisation, die erst seit 2015 besteht, habe Mitglieder im vierstelligen Bereich.
Migranten als Zielgruppe
"Diese Gruppe versucht insbesondere Migranten für sich zu gewinnen", sagte Huth. Ein führendes Gangmitglied habe sich in einem Interview sogar damit gebrüstet, Menschen mit gebrochenen Biografien aufzunehmen und ihnen eine Heimat zu geben. Es gehe darum, eine Gruppe zu bilden und ein entsprechendes Normen- und Wertesystem, zu bilden und Identität zu stiften.
Huth sagte, die "Osmanen Germania BC" habe Verbindungen zur türkischen Partei AKP des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. "Die politische Ausrichtung von vielen der Mitglieder von "Osmanen Germania BC" ist streng nationalkonservativ." Tätigkeitsfelder der Gang seien Schutzgelderpressung, Prostitution und Drogenkriminalität.
Huth fordert mehr Personal
Huth betonte, dass im Kampf gegen solche kriminelle Gruppen der Einsatz von Kollegen mit Migrationshintergrund sehr wichtig sei, schon allein wegen der Sprachkompetenz.
Er beklagte, dass es bei der Kriminalpolizei allerdings an Personal fehle, um Terrorismus, Organisierte Kriminalität und Einbrüche wirkungsvoll zu bekämpfen. "Wir können nicht mehr alle Spielfelder gleichzeitig bedienen, das liegt an der Personalausstattung."