Psychiater Mazda Adli

"Stress ist Angst"

Der Stressforscher Mazda Adli vor unserem Funkhaus in Berlin.
Der Stressforscher Mazda Adli vor unserem Funkhaus in Berlin. © Deutschlandradio / Oranus Mahmoodi
Mazda Adli im Gespräch mit Ulrike Timm |
Der Psychiater Mazda Adli ist für sein neues Buch "Stress and the City" in Megacities rund um den Globus gereist und hat Visionen für lebenswertere Städte entwickelt. Was Stress mit Ängsten zu tun hat, davon erzählt Mazda Adli – auch anhand seiner eigenen Biografie.
Der Psychiater Mazda Adli ist für sein neues Buch "Stress and the City" in Megacities rund um den Globus gereist – und hat Visionen für lebenswertere Städte entwickelt. Was Stress mit Ängsten zu tun hat, davon erzählt Mazda Adli – auch anhand seiner eigenen Biografie.
Er ist einer der renommiertesten Stressforscher Deutschlands – Mazda Adli, Psychiater und Leiter des Forschungsbereichs Affektive Störungen an der Berliner Charité. Adli konzentriert sich seit Jahrzehnten auf die Behandlung depressiver Menschen. Und hoffnungslose Fälle gibt es dabei für ihn nicht:
"Hoffnung ist eigentlich die Basis für jede Behandlung. Letztlich muss man dem Erkrankten und natürlich auch den Angehörigen, den Familien erklären, dass eine noch so schwere Depression am Ende behandelbar ist. Eine Tür nach außen findet sich in der Regel."
Dieses Schwerpunktthema könnte auch in seiner eigenen schwierigen Lebensgeschichte begründet sein. Geboren wird Mazda Adli in Köln als Sohn eines iranischen Diplomaten und einer Mutter, die zur adligen Schicht ihrer Heimat gehört. 1977 kehrt die Familie in den Iran zurück und muss das Land nach dem Sturz des Schahs 1979 mit nichts in der Hand wieder verlassen. Mazda Adli ist da gerade mal zehn Jahre alt und der Neustart in Deutschland sehr schwierig für die Familie:
"Ich kam sehr verstört nach Deutschland zurück."

Ängste sind Schwerpunktthema

Ängste – deren Ursachen und Eindämmung – werden zu einem Schwerpunktthema seiner ärztlichen und wissenschaftlichen Arbeit. Eine Folge seiner Biographie?
"Das kann gut sein, dass das ein große Rolle gespielt hat, mich letztlich eben auch für psychisches Befinden, für psychischen Stress als Thema sensibel zu machen. Gerade diese Kindheitsjahre sind eine prägende Zeit für alle von uns. Das, was man dort erlebt, setzt in der Tat schon mal die Richtung für das, was einen später interessieren kann."
In seinem neusten Buch "Stress and the City" beschäftigt Mazda Adli sich mit dem Stressfaktor Stadt. Städter sind anfälliger für psychische Leiden, hat er herausgefunden, aber die Stadt bietet auch viele Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. Und da lohnt der Blick in südeuropäische Städte:
"Mediterranes Leben hilft in der Tat, Leben unter freiem Himmel oder anders gesagt: Zeit, die ich unter freiem Himmel verbringe, ist den sozialen Funktionen in der Stadt zuträglich, hilft auch gegen Einsamkeit und Isolation."
Mehr Zeit vor, weniger Zeit hinter der Haustür verbringen, das rät Dr. Adli gestressten Stadtneurotikern.
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