Psychische Folgen der Pandemie

Einsamkeit wirkt wie der Schmerz auf das Gehirn

07:36 Minuten
Eine Frau steht bei winterlichen Temperaturen und Regen an der Flensburger Förde.
In der Pandemie nimmt die Einsamkeit für viele Menschen zu. © picture-alliance / dpa / Frank Molter
Sonia Lippke im Gespräch mit Ute Welty |
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Normalerweise erzeugt Einsamkeit einen "Änderungsdruck", der dafür sorgt, dass wir auf andere Menschen zugehen, sagt die Psychologin Sonja Lippke. Doch die Pandemie und räumliche Distanzierung lassen das nicht zu. Und das belastet viele Menschen.
Die Pandemie macht viele Menschen einsam. Die FDP drängt im Deutschen Bundestag deshalb darauf, sich politisch damit zu beschäftigen.
"Einsamkeit gehört zu dem menschlichen Leben dazu, so wie alle anderen Emotionen auch", sagt die Gesundheitspsychologin Sonja Lippke, die heute als eine der Expertinnen bei einer Anhörung im Bundestag eingeladen ist.
Jeder fühle sich mal einsam, doch in der Coronazeit könne das häufiger sein oder mit einer bisher unbekannten Intensität, sagt die Professorin. "Dann kommt es darauf an, dieses Gefühl zu nutzen."
Einsamkeit erzeuge einen Änderungsdruck, so Lippke. Es entstehe dann der Wunsch, auf andere Menschen zuzugehen. In der Pandemie ist das schwierig und das belaste viele Menschen.

Anderen Menschen helfen

Die soziale Isolation kann schwerwiegende Folgen haben: "Wir können schon sehen, dass es Veränderungen im Gehirn gibt", sagt Lippke. "Die Veränderungen sind ähnlich wie Schmerz."
Sie könnten dazu führen, dass jemand darin feststecke und keine neuen Ideen mehr entwickeln könne. Deshalb seien Mitmenschen gefragt.
"Jeder, der sich selber einsam fühlt, kann mal überlegen, wo sind möglicherweise andere Menschen, denen es ähnlich geht."
Vielleicht könne man sich selber helfen, indem man anderen Menschen helfe. "Meistens ist diese Rückkoppelung schon unheimlich heilsam."

Mehr Aufmerksamkeit nötig

Da es sich bei der Einsamkeit um ein Querschnittsthema handele, sei es schade, wenn sich damit nur ein Ministerium oder ein Beauftragter kümmere. Das Thema verdiene mehr Aufmerksamkeit.
Menschen mit Behinderung seien in Gefahr, abgehängt zu werden, aber auch alte Menschen in Pflegeheimen seien sehr betroffen. Lippke erinnert auch daran, dass auch viele junge Menschen unter Einsamkeit litten, die Gleichaltrige besonders brauchten.
(gem)
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