Psychogramm eines Mörders
Er war Fritz Langs erster Tonfilm und sein bedeutendster. "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" zählt zu den wichtigsten Werken der deutschen Filmgeschichte. Lang wagte darin einen Blick in die seelischen Abgründe eines Massenmörders. Heute vor 75 Jahren feierte der Filmklassiker in Berlin Premiere.
"Ich glaube, mein bester Film war 'M' und das ist auch der Film, den ich am liebsten mag. Ein Film, der sich um einen Kindermörder dreht und der zum ersten Mal versucht, in die Psyche hinein zu leuchten."
In Fritz Langs Film "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" von 1931 versetzt dieser Kindermörder die Stadt Berlin in Angst und Schrecken. Die Stimmung in der Bevölkerung droht ins Hysterische zu kippen. Die Polizei verschärft ihre Kontrollen und sogar die Unterwelt macht Jagd auf den Triebtäter, angeführt von einem demagogischen Ganovenboss, den Gustav Gründgens verkörpert:
"Zwischen dem, den die Kriminalpolizei sucht und zwischen uns, da ziehen wir einen dicken Strich. Wir üben unseren Beruf aus, weil wir existieren müssen. Aber diese Bestie hat kein Recht zu existieren, die muss weg."
Doch Langs Massenmörder, meisterhaft gespielt von Peter Lorre, wirkt nicht wie eine Bestie: Das runde Kindergesicht, die gedrungene Figur, der anständige Hut und sein Mantel lassen ihn harmlos erscheinen. Nur der irre Blick seiner hervorstehenden Augen zeugt vom Wahnsinn. Die Rolle des gehetzten Psychopathen, der sich als Opfer seiner eigenen Triebe sieht, macht den Schauspieler international berühmt:
"Das habe ich getan? Aber ich weiß doch von gar nichts! Aber wer glaubt mir denn?! Wer weiß denn, wie es in mir aussieht? Wie es schreit und brüllt, da innen? Wie ich's tun muss! Will nicht!
Muss! Will nicht! Muss!"
"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" ist Fritz Langs erster Tonfilm. Bewusst lotet er die Möglichkeiten des neuen Mediums aus: Nur sehr sparsam setzt er akustische Effekte ein, auf Filmmusik verzichtet er ganz. Der Ton erhält seine Rolle als eigenständiges dramaturgisches Element, wie etwa das wiederkehrende Pfeifen des Mörders, das den Film als Leitmotiv durchzieht und das immer dann ertönt, wenn der Mörder wieder auf der Suche nach einem neuen Opfer ist.
Die Verbrechen selbst allerdings werden weder beschrieben noch gezeigt. Nicht das "Wie", sondern das "Warum" des Mordens interessiert den Regisseur. Eine Frage, die sich auch die Öffentlichkeit der Weimarer Republik stellt. Die Zeitungen der 20er Jahre sind voll von schaurigen Berichten über Massenmörder wie Friedrich Haarmann, der als "Schlächter von Hannover" 24 Jungen auf seinem Gewissen hat oder den mehrfachen Frauenmörder Peter Kürten. Ohne sich auf einen konkreten Fall zu beziehen, erzählt Fritz Lang von diesen Triebtätern und von den Ängsten, die sie in der Gesellschaft auslösen. Nach seinen fantastischen Fresken wie "Metropolis" oder "Frau im Mond" möchte der Regisseur mit "M" einen "realistischen" Film drehen, wie er in der Zeitung "Die Filmwoche" 1931 schreibt:
"Es schien mir nun richtig, dem Lebensrhythmus unserer Tage, der Sachlichkeit der Zeitepoche, durch die wir eben durchgehen, zu entsprechen und einen Film rein auf Tatsachenberichte aufzubauen."
So gehen den Dreharbeiten akribische Recherchen voraus. Um seinem dokumentarischen Anspruch gerecht zu werden, zeigt Lang detailgenau die Ermittlungsmethoden der Polizei und porträtiert authentisch das Milieu der Berliner Unterwelt. Die Statisten sind dabei häufig keine Schauspieler, sondern tatsächliche Verbrecher:
Lang: "Und ich war am Alexanderplatz zu Hause und ein bisschen familiär mit allen Verbrecherorganisationen und so, ja, ich kann ihnen nicht sagen, ich war Mitglied von einer, das ginge zu weit, aber für das Verbrechergericht bat ich einige von meinen Bekannten, weil sie so verbotene Gesichter hatten, zu statieren."
Am 11. Mai 1931 wird "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" unter dem schlichten Titel "M" im Berliner UFA-Palast uraufgeführt. Die Reaktionen der Presse auf den Film und sein heikles Thema sind gemischt. Nur drei Wochen vor der Premiere war der Massenmörder Peter Kürten in Köln in einem aufsehenerregenden Prozess zum Tode verurteilt worden. Die Journalistin Gabriele Tergit kritisiert deshalb scharf in der Zeitung "Die Weltbühne":
"Der Mörderfilm 'M' ist rascheste Konjunkturausnutzung. Eben noch der Tiermensch vor Gericht, schon auf der Leinwand. In diesem Film kommt alles vor, was die Zensur noch in ihren harmlosesten Abarten streicht."
Das Publikum jedoch ist begeistert. Mit "M" trifft Fritz Lang den Nerv der Zeit, ist der Film doch auch ein eindrückliches Porträt der Stadt Berlin am Ende der Weimarer Republik.
In Fritz Langs Film "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" von 1931 versetzt dieser Kindermörder die Stadt Berlin in Angst und Schrecken. Die Stimmung in der Bevölkerung droht ins Hysterische zu kippen. Die Polizei verschärft ihre Kontrollen und sogar die Unterwelt macht Jagd auf den Triebtäter, angeführt von einem demagogischen Ganovenboss, den Gustav Gründgens verkörpert:
"Zwischen dem, den die Kriminalpolizei sucht und zwischen uns, da ziehen wir einen dicken Strich. Wir üben unseren Beruf aus, weil wir existieren müssen. Aber diese Bestie hat kein Recht zu existieren, die muss weg."
Doch Langs Massenmörder, meisterhaft gespielt von Peter Lorre, wirkt nicht wie eine Bestie: Das runde Kindergesicht, die gedrungene Figur, der anständige Hut und sein Mantel lassen ihn harmlos erscheinen. Nur der irre Blick seiner hervorstehenden Augen zeugt vom Wahnsinn. Die Rolle des gehetzten Psychopathen, der sich als Opfer seiner eigenen Triebe sieht, macht den Schauspieler international berühmt:
"Das habe ich getan? Aber ich weiß doch von gar nichts! Aber wer glaubt mir denn?! Wer weiß denn, wie es in mir aussieht? Wie es schreit und brüllt, da innen? Wie ich's tun muss! Will nicht!
Muss! Will nicht! Muss!"
"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" ist Fritz Langs erster Tonfilm. Bewusst lotet er die Möglichkeiten des neuen Mediums aus: Nur sehr sparsam setzt er akustische Effekte ein, auf Filmmusik verzichtet er ganz. Der Ton erhält seine Rolle als eigenständiges dramaturgisches Element, wie etwa das wiederkehrende Pfeifen des Mörders, das den Film als Leitmotiv durchzieht und das immer dann ertönt, wenn der Mörder wieder auf der Suche nach einem neuen Opfer ist.
Die Verbrechen selbst allerdings werden weder beschrieben noch gezeigt. Nicht das "Wie", sondern das "Warum" des Mordens interessiert den Regisseur. Eine Frage, die sich auch die Öffentlichkeit der Weimarer Republik stellt. Die Zeitungen der 20er Jahre sind voll von schaurigen Berichten über Massenmörder wie Friedrich Haarmann, der als "Schlächter von Hannover" 24 Jungen auf seinem Gewissen hat oder den mehrfachen Frauenmörder Peter Kürten. Ohne sich auf einen konkreten Fall zu beziehen, erzählt Fritz Lang von diesen Triebtätern und von den Ängsten, die sie in der Gesellschaft auslösen. Nach seinen fantastischen Fresken wie "Metropolis" oder "Frau im Mond" möchte der Regisseur mit "M" einen "realistischen" Film drehen, wie er in der Zeitung "Die Filmwoche" 1931 schreibt:
"Es schien mir nun richtig, dem Lebensrhythmus unserer Tage, der Sachlichkeit der Zeitepoche, durch die wir eben durchgehen, zu entsprechen und einen Film rein auf Tatsachenberichte aufzubauen."
So gehen den Dreharbeiten akribische Recherchen voraus. Um seinem dokumentarischen Anspruch gerecht zu werden, zeigt Lang detailgenau die Ermittlungsmethoden der Polizei und porträtiert authentisch das Milieu der Berliner Unterwelt. Die Statisten sind dabei häufig keine Schauspieler, sondern tatsächliche Verbrecher:
Lang: "Und ich war am Alexanderplatz zu Hause und ein bisschen familiär mit allen Verbrecherorganisationen und so, ja, ich kann ihnen nicht sagen, ich war Mitglied von einer, das ginge zu weit, aber für das Verbrechergericht bat ich einige von meinen Bekannten, weil sie so verbotene Gesichter hatten, zu statieren."
Am 11. Mai 1931 wird "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" unter dem schlichten Titel "M" im Berliner UFA-Palast uraufgeführt. Die Reaktionen der Presse auf den Film und sein heikles Thema sind gemischt. Nur drei Wochen vor der Premiere war der Massenmörder Peter Kürten in Köln in einem aufsehenerregenden Prozess zum Tode verurteilt worden. Die Journalistin Gabriele Tergit kritisiert deshalb scharf in der Zeitung "Die Weltbühne":
"Der Mörderfilm 'M' ist rascheste Konjunkturausnutzung. Eben noch der Tiermensch vor Gericht, schon auf der Leinwand. In diesem Film kommt alles vor, was die Zensur noch in ihren harmlosesten Abarten streicht."
Das Publikum jedoch ist begeistert. Mit "M" trifft Fritz Lang den Nerv der Zeit, ist der Film doch auch ein eindrückliches Porträt der Stadt Berlin am Ende der Weimarer Republik.