"Corona hat fast den Rang einer Ideologie"
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An der Impfung gegen Covid-19 scheiden sich die Geister, auch unter Freunden kann es Streit darüber geben. Bei diesem Thema habe jeder seine Position, sagt der Psychotherapeut Wolfgang Krüger: "Es gibt kaum Möglichkeiten, sich auszutauschen."
Covid-Impfung – ja oder nein? Für manche Menschen ist das immer noch eine Glaubensfrage, und deshalb haben wir in Deutschland inzwischen mehr Impfstoff als Impfwillige. Aber auch Freundschaften können über diese Frage in die Krise geraten.
Die US-Schauspielerin Jennifer Aniston ist ein prominentes Beispiel. Sie möchte sich nicht mit Menschen umgeben, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen. "Es gibt immer noch eine große Gruppe von Leuten, die Impfgegner sind oder nicht auf die Fakten hören wollen." Sie habe gerade einige Menschen in ihrer "wöchentlichen Routine" verloren, die sich einer Impfung verweigert oder nicht preisgegeben hätten, ob sie geimpft seien.
Gesundheit gegen Selbstbestimmung
"Beim Thema Corona verlieren wir wirklich den Humor und das Verständnis", sagt der Psychologische Psychotherapeut und Autor Wolfgang Krüger, "und das spaltet Freundschaften, weil es um Lebenswerte geht."
Eine Seite sage, es gehe um Gesundheit, die andere Seite sage, es gehe um Freiheit, um Selbstbestimmung. An dieser Stelle gebe es quasi kein Verständnis, weil Corona mittlerweile fast den Rang einer gewissen Ideologie habe, wo man nicht reden kann, nicht überzeugen kann, sondern jeder hat seine Position.
Krüger warnt vor einer Gesellschaft, "in der wir nicht mehr kommunizieren". In unsicheren Zeiten wie jetzt entwickelten Menschen eine Wagenburg-Mentalität und umgeben sich mit anderen Menschen, die in Existenzfragen ähnliche Meinungen haben: "Wir ziehen uns zurück."
Er persönlich habe die Regelung gefunden, im Freundeskreis gar nicht über Corona zu reden: "Ich weiß bei vielen Freunden gar nicht, welche Meinung sie dazu haben."
Corona sei leider ein Thema, das zunehmend ideologisiert sei, "wo wir die Erfahrung machen, dass es kaum Brücken gibt und Möglichkeiten, sich wirklich auszutauschen."
(cre)