Therapeutin verzweifelt gesucht
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Mona fühlt sich seit längerer Zeit hoffnungslos, ihre Gedanken kreisen um die immer gleichen Probleme. Sie entscheidet sich für eine Psychotherapie. Nach nur wenigen Anrufen hat sie einen ersten Termin bei einem Therapeuten. Das ist leider nicht die Regel.
Nicht jeder, der an einer psychischen Störung erkrankt, begibt sich auch in Behandlung. Diejenigen, die sich für eine Psychotherapie entscheiden, haben laut dem Psychotherapie-Forscher Jerome Frank eins gemeinsam: Sie sind demoralisiert, wissen nicht mehr weiter. Daher suchen sie sich Hilfe.
Die schwierige Therapeutensuche
Obwohl in Deutschland das psychische Versorgungssystem seit den 90er-Jahren stetig ausgebaut wird, suchen viele Menschen sehr lange, bis sie einen Platz bei einem Psychotherapeuten bekommen.
Oft führen nur Telefonorgien und viel Durchhaltevermögen zum Ziel. Dabei ist es gerade in einer psychischen Krise schwer, die nötige Disziplin aufzubringen. Und dann stellt sich auch noch die Frage: Wie finde ich eigentlich den richtigen Therapeuten? Jemanden, der zu mir passt?
Tipps für den Anruf bei der Psychotherapeutin
Der Verhaltenstherapeut Thorsten Padberg erzählt, dass er so viele Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hat, dass er nie dazu komme, alle zurückzurufen. Er rät, sich auf dem Anrufbeantworter kurz zu fassen. Es sei nicht nötig, die komplette Leidensgeschichte nachzuerzählen.
Für Therapeuten sei es relevanter zu wissen, wann ein möglicher Patient Zeit habe. Wer einen Termin bei einem Therapeuten bekommt, kann theoretisch sieben Sitzungen machen, bevor man sich für oder gegen eine Therapie entscheiden muss.
Ist er der richtige?
Als Mona in das Zimmer des Therapeuten reinkommt, fallen ihr ein paar Edelsteine in einer Ecke auf. Das erste Gespräch verbessert ihren Eindruck des Therapeuten nicht. Er fragt ziemlich direkt nach ihrer Familiengeschichte, will Details zu ihrer Mutter und ihrer Schwester erfahren.
Mona verunsichert das. Sie hat das Gefühl, überrumpelt zu werden. Der Therapeut verabschiedet Mona mit einem Schulterklopfen: "Emotionaler Missbrauch ist ja schlimmer als manchmal sexuelle oder körperliche Gewalt." Ihr ist schnell klar, dass sie bei diesem Therapeuten nicht bleiben will.
Sie startet einen neuen Versuch, diesmal bei einer Frau. Die Psychotherapeutin steigt gleich mit einer Frage ein: "Haben Sie sexuellen Missbrauch erlebt?" Mona verneint, aber die Psychotherapeutin bleibt hartnäckig. Mona habe einen Triebtäterinnen-Blick, das sei ein klarer Hinweis. Als Mona die Stunde verlässt, ist sie erschüttert.
"Psychotherapie darf auch schön sein"
Thorsten Padberg rät, spätestens in der dritten Therapiestunde aufs eigene Gefühl zu hören. Das habe gute Vorhersage-Fähigkeiten für den Therapieerfolg. Wer in der dritten Stunde schon ein mulmiges Gefühl hat, sollte also lieber weitersuchen, auch wenn es schwer fällt.
Mona sucht weiter und ist letztendliche erfolgreich. Sie findet einen Therapeuten, der ihr gleich sympathisch ist: "Der ist irgendwie wach, der ist witzig, der hat Sachen auf dem Schirm. Und er hat gleich gesagt: 'Sie sind nicht nur da, um hier zu leiden, Psychotherapie darf auch schön sein, wir dürfen auch gemeinsam lachen.'"