Psychopath mit Fernsteuerung
Wie ferngesteuert führt der Protagonist in Thomas Siebens Psychogramm seine Taten aus. Die Teilnahmslosigkeit des filmisch fast wissenschaftlich sezierten, jungen Mannes ist äußerst beunruhigend. Mehr Nähe zu seiner Hauptfigur hätte dem Film "Distanz" gut getan.
Das deutsche Kino schaut sich wieder im Genre um. Dabei steht nicht die Action, die äußere Spannung im Vordergrund. Vielmehr versuchen Filme wie Benjamin Heisenbergs "Der Räuber" oder "Das letzte Schweigen" von Baran Bo Odar in die Köpfe der Täter bzw. Opfer vorzudringen, um Psychogramme und Charakterstudien zu erstellen.
Bewusst bleibt ihr Blick dabei völlig objektiv, das Urteil bleibt dem Zuschauer überlassen. Schon der Titel "Distanz" von Thomas Siebens Film gibt die Haltung zu seiner Hauptfigur wieder. Er begleitet sie, hält aber bewusst mit der Kamera Abstand. Dadurch bekommt sein Film zunächst einen fast wissenschaftlichen Touch. "Distanz" ist die Studie eines Psychopathen.
Man lernt einen jungen introvertierten Mann kennen, der mit ausdruckslosem Blick seinem Tagewerk nachgeht. Daniel arbeitet als Gärtner in einem botanischen Garten, wohnt in einer penibel aufgeräumten Wohnung. In seiner Freizeit schaut er Fernsehdokus, und nachts wirft er Steine von Autobahnbrücken, immer größere, bis es zu einem fatalen Unfall kommt. Eines Tages findet er ein Jagdgewehr, geht in den Park und nimmt Spaziergänger ins Visier.
Es ist gerade die Teilnahmslosigkeit dieses jungen Mannes, von der eine große Beunruhigung ausgeht. Wie ferngesteuert führt er seine Taten aus. Dass er auch eine große Distanz zu sich selbst hat, versteht man als Zuschauer schnell. Aber was hat der Film noch zu erzählen?
Man erwartet gar nicht, dass hier Ursachenforschung betrieben würde. Doch hätte man gerne herausgefunden, was den Regisseur an seiner Hauptfigur interessiert. Natürlich muss man an "American Psycho" denken, an jenen Yuppie, der im New York der 80er Jahre Menschen umbringt. Auch dieser Film nach Bret Easton Ellis betreibt keine psychoanalytischen Studien, doch hier wird der Amoklauf zum Symptom eines Lebensstils, für den nur noch Äußerlichkeiten zählen. In "Distanz" geht die Teilnahmslosigkeit des Helden auch auf den gesamten Film über. Ansonsten passiert nichts!
Deutschland 2008. Regie: Thomas Sieben. Darsteller: Ken Duken, Franziska Weisz, Josef Heynert, Jan Uplegger, Karsten Mielke, Lars Jokubeit, Stefan Puntigam, Sigo Heinisch, Boris Methner. FSK ab 16. 82 Minuten
Filmhomepage
Bewusst bleibt ihr Blick dabei völlig objektiv, das Urteil bleibt dem Zuschauer überlassen. Schon der Titel "Distanz" von Thomas Siebens Film gibt die Haltung zu seiner Hauptfigur wieder. Er begleitet sie, hält aber bewusst mit der Kamera Abstand. Dadurch bekommt sein Film zunächst einen fast wissenschaftlichen Touch. "Distanz" ist die Studie eines Psychopathen.
Man lernt einen jungen introvertierten Mann kennen, der mit ausdruckslosem Blick seinem Tagewerk nachgeht. Daniel arbeitet als Gärtner in einem botanischen Garten, wohnt in einer penibel aufgeräumten Wohnung. In seiner Freizeit schaut er Fernsehdokus, und nachts wirft er Steine von Autobahnbrücken, immer größere, bis es zu einem fatalen Unfall kommt. Eines Tages findet er ein Jagdgewehr, geht in den Park und nimmt Spaziergänger ins Visier.
Es ist gerade die Teilnahmslosigkeit dieses jungen Mannes, von der eine große Beunruhigung ausgeht. Wie ferngesteuert führt er seine Taten aus. Dass er auch eine große Distanz zu sich selbst hat, versteht man als Zuschauer schnell. Aber was hat der Film noch zu erzählen?
Man erwartet gar nicht, dass hier Ursachenforschung betrieben würde. Doch hätte man gerne herausgefunden, was den Regisseur an seiner Hauptfigur interessiert. Natürlich muss man an "American Psycho" denken, an jenen Yuppie, der im New York der 80er Jahre Menschen umbringt. Auch dieser Film nach Bret Easton Ellis betreibt keine psychoanalytischen Studien, doch hier wird der Amoklauf zum Symptom eines Lebensstils, für den nur noch Äußerlichkeiten zählen. In "Distanz" geht die Teilnahmslosigkeit des Helden auch auf den gesamten Film über. Ansonsten passiert nichts!
Deutschland 2008. Regie: Thomas Sieben. Darsteller: Ken Duken, Franziska Weisz, Josef Heynert, Jan Uplegger, Karsten Mielke, Lars Jokubeit, Stefan Puntigam, Sigo Heinisch, Boris Methner. FSK ab 16. 82 Minuten
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