Trauma-Arbeit in Nordsyrien
Die Psychotheratpeutin Marlene Pfaffenzeller hilft Menschen in Kriegsgebieten und versucht, syrische Frauen in psychosozialer Arbeit zu schulen. Entgegen mancher Kritiker, die das "Krisentourismus" nennen, erlebe sie es, dass die Menschen dankbar für solche Hilfe seien.
Psychotherapie fällt einem nicht als erstes ein, wenn es um Hilfe für die Zivilbevölkerung im Norden Syriens geht. Marlene Pfaffenzeller allerdings sieht einen akuten Bedarf bei den Menschen, die dort in zerstörten Städten oder Flüchtlingslagern leben. Im vergangenen Jahr reiste sie hin, um Frauen in psychosozialer Arbeit zu schulen.
"Die Menschen, die Umgang haben mit den Traumatisierten. Da gibt es ja sehr engagierte Menschen vor Ort. Die haben zum Teil nur eine halbe Ausbildung oder gar keine Ausbildung. Die geraten teilweise völlig in Schock, wenn sie die schweren Folgen der Traumatisierung sehen. Und ich denke, dass vor allem diese Menschen Unterstützung brauchen."
20 Jahre lang hat die Ärztin und Psychotherapeutin in ihrer Berliner Praxis traumatisierte Flüchtlinge, vor allem aus den kurdischen Gebieten und aus dem ehemaligen Jugoslawien, betreut. Und sie ist immer wieder in den Ländern gewesen, aus denen ihre Patienten kamen.
"Auf Reisen habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht habe, dass die Menschen das positiv erlebt haben. Man hört ja immer wieder die Kritik: ja, Krisentourismus und so weiter. Habe ich mir auch überlegt, aber die Rückmeldung, die ich immer bekommen habe, war: Es ist gut, dass jemand kommt, es ist gut, dass uns jemand zuhört. Wir wollen von der Welt nicht vergessen werden."
Auch im Ruhestand ist die 72-Jährige nicht zu bremsen. Sie engagiert sich weiter für Flüchtlinge und Menschen in Krisengebieten. Nie ist sie so viel gereist wie in den vergangenen Jahren. Um sich zu erholen, fährt sie im Winter mit ihrem Mann in ihre Lehmhütte in Kolumbien und baut dort Kaffee und Bananen an.