Publikumsliebling und Erneuerer der spanischen Literatur
Zusammen mit Calderón de la Barca gilt Félix Lope de Vega als der große Dichter des "Siglo de Oro", des "Goldenen Zeitalters" der spanischen Literatur. Wie kein anderer modernisierte er das Theater seiner Zeit, brachte neue Stoffe und neue Stile auf die Bühne.
Während das Publikum seine Stücke liebte, waren die Gelehrten weniger angetan. Sie warfen ihm Verletzung des literarischen Kanons vor. Daraus entstand eine in Spanien berühmte Debatte über die Frage der angemessenen Inszenierung.
Seine Herkunft war bescheiden. Sein Vater war ein einfacher Mann aus dem spanischen Norden, der in Madrid sein Glück versuchte. Und in Madrid kam Lope Félix de Vega Carpio, wie er mit ganzem Namen hieß, 1562 zur Welt. Sein erstes Theaterstück schrieb er mit zwölf. Es folgten weitere, in unbändigem Rhythmus. 1500 Stücke, behauptete Vega, habe er ins gesamt geschrieben. Vielleicht waren es weniger. Erhalten sind rund 500. Auf jeden Fall machten sie ihn zum gefeierten Dichter. Und doch beschwor er immer wieder die bescheidene Herkunft, die Heimat des Vaters am Rande des Reichs:
"Sein Dorf im gestickten Teppich Kastiliens atmet den Geist der Berge. Dort, wo in früheren Zeiten Spanien sich bildete.
Aber was zählt es, als Lorbeerbaum geboren – und dann ein schlichter Halm zu sein?
Dort fehlt es an Geld, die Erde ist spärlich. Und der Adel schmäht die Armen."
Der Sohn, hatten die Eltern beschlossen, solle es später besser haben. Seine Erziehung vertrauten sie den Jesuiten an. Bald darauf tritt Lope de Vega in die Dienste von Jerónimo Manrique, Bischof von Cartagena und Generalinquisitor. Später stand er als Sekretär in Diensten mehrerer Adelshäuser. Doch vor allem ist er Dichter. Leicht gingen ihm die Stücke von der Hand, die Autos sacramentales und die comedias, die heiligen und weniger heiligen Stücke also, in denen er mit den ästhetischen Normen der Zeit brach. Die steifen Konventionen seiner Zeit lockerte er auf und brachte eine bis dahin unbekannte Vielfalt der Stile und Sprachen auf die Bühne. Nicht alle waren darüber glücklich, am wenigsten die strengen Professoren in Madrid. Ihnen antwortete Lope de Vega 1609 in seiner berühmten Streitschrift "Arte Nuevo de hacer comedias en este tiempo", "Die neue Kunst, Komödien zu schreiben":
"Wenn ich den König sprechen lasse imitiere ich so gut ich kann seine majestätische Würde. Lasse ich die Alten sprechen, übe ich mich in kluger Bescheidenheit. Beschreibe ich die Liebenden in ihrer Verzückung, soll ihre Sprache jeden rühren, der sie hört."
Lope de Vega nahm sich viele Freiheiten. Die seit Aristoteles etablierte Einheit von Handlung, Ort und Zeit löst er auf. Auch das wirft man ihm vor. Zu Unrecht, erwiderte der Dichter:
"Man soll nicht darauf bestehen, dass die Handlung nur an einem einzigen Ort verläuft, obwohl dies der Rat des Aristoteles war; denn wir haben den Respekt vor ihm ja schon längst verloren, wenn wir die tragischen Momente mit schlichtem, derbem Scherz verbinden."
Heute gelten viele seiner Stücke als schematisch, bestimmten Mustern folgend. Lope de Vega lieferte die neuen Stücke, nach denen die Theater seiner Zeit hungerten. Und immer wieder gelangen ihm dichte, intensive Passagen – so etwa in seinem "Spiel von der Geburt Christi", hier in einer deutschen Bearbeitung aus dem Jahr 1954:
"Viertausend Jahre flohen, das Wort blieb Staub. Wie kann es jetzt zum Fleische werden? Ja – noch bin ich, wie ich war, die Schlange. Das Eisenszepter dieser Welt ist mein. Die Zeder auf dem Libanon nur halb so schön wie ich. Wer kann sich mir vergleichen?"
War Lope de Vega ein politischer Autor? "Fuentovejuna" heißt eines seiner berühmtesten Dramen. Es erzählt vom Aufstand geknechteter Untertanen gegen ihren adligen Peiniger. Ein Revolutionsstück? So hat man es eine Zeit lang sehen wollen. Aber inzwischen schaut man stärker auf den Schluss. Dort vergibt den aufständischen Untertanen niemand anders als der König: Die alte Ordnung bleibt bestehen. Ihr unterwarf sich Vega auch selbst. So etwa in einem Brief an den Generalinquisitor, der eines seiner Stücke nicht hatte durchgehen lassen wollen:
"Demütig bitte ich Ihre Hoheit, in Ihrer bekannten Güte all das streichen zu lassen, was Ihnen unangemessen erscheint. Und ich bitte Sie, mir den Text dann zurückzugeben, sodass ich ihn so korrigiere, dass er sich aufführen lässt. Dann kann Ihre Hoheit ihn aufs Neue begutachten."
Lope de Vega konnte weiter schreiben, das inkriminierte und viele andere Stücke. Sodass er, als er am 27. August 1635, starb, der meistgefeierte spanische Dichter seiner Zeit war.
Seine Herkunft war bescheiden. Sein Vater war ein einfacher Mann aus dem spanischen Norden, der in Madrid sein Glück versuchte. Und in Madrid kam Lope Félix de Vega Carpio, wie er mit ganzem Namen hieß, 1562 zur Welt. Sein erstes Theaterstück schrieb er mit zwölf. Es folgten weitere, in unbändigem Rhythmus. 1500 Stücke, behauptete Vega, habe er ins gesamt geschrieben. Vielleicht waren es weniger. Erhalten sind rund 500. Auf jeden Fall machten sie ihn zum gefeierten Dichter. Und doch beschwor er immer wieder die bescheidene Herkunft, die Heimat des Vaters am Rande des Reichs:
"Sein Dorf im gestickten Teppich Kastiliens atmet den Geist der Berge. Dort, wo in früheren Zeiten Spanien sich bildete.
Aber was zählt es, als Lorbeerbaum geboren – und dann ein schlichter Halm zu sein?
Dort fehlt es an Geld, die Erde ist spärlich. Und der Adel schmäht die Armen."
Der Sohn, hatten die Eltern beschlossen, solle es später besser haben. Seine Erziehung vertrauten sie den Jesuiten an. Bald darauf tritt Lope de Vega in die Dienste von Jerónimo Manrique, Bischof von Cartagena und Generalinquisitor. Später stand er als Sekretär in Diensten mehrerer Adelshäuser. Doch vor allem ist er Dichter. Leicht gingen ihm die Stücke von der Hand, die Autos sacramentales und die comedias, die heiligen und weniger heiligen Stücke also, in denen er mit den ästhetischen Normen der Zeit brach. Die steifen Konventionen seiner Zeit lockerte er auf und brachte eine bis dahin unbekannte Vielfalt der Stile und Sprachen auf die Bühne. Nicht alle waren darüber glücklich, am wenigsten die strengen Professoren in Madrid. Ihnen antwortete Lope de Vega 1609 in seiner berühmten Streitschrift "Arte Nuevo de hacer comedias en este tiempo", "Die neue Kunst, Komödien zu schreiben":
"Wenn ich den König sprechen lasse imitiere ich so gut ich kann seine majestätische Würde. Lasse ich die Alten sprechen, übe ich mich in kluger Bescheidenheit. Beschreibe ich die Liebenden in ihrer Verzückung, soll ihre Sprache jeden rühren, der sie hört."
Lope de Vega nahm sich viele Freiheiten. Die seit Aristoteles etablierte Einheit von Handlung, Ort und Zeit löst er auf. Auch das wirft man ihm vor. Zu Unrecht, erwiderte der Dichter:
"Man soll nicht darauf bestehen, dass die Handlung nur an einem einzigen Ort verläuft, obwohl dies der Rat des Aristoteles war; denn wir haben den Respekt vor ihm ja schon längst verloren, wenn wir die tragischen Momente mit schlichtem, derbem Scherz verbinden."
Heute gelten viele seiner Stücke als schematisch, bestimmten Mustern folgend. Lope de Vega lieferte die neuen Stücke, nach denen die Theater seiner Zeit hungerten. Und immer wieder gelangen ihm dichte, intensive Passagen – so etwa in seinem "Spiel von der Geburt Christi", hier in einer deutschen Bearbeitung aus dem Jahr 1954:
"Viertausend Jahre flohen, das Wort blieb Staub. Wie kann es jetzt zum Fleische werden? Ja – noch bin ich, wie ich war, die Schlange. Das Eisenszepter dieser Welt ist mein. Die Zeder auf dem Libanon nur halb so schön wie ich. Wer kann sich mir vergleichen?"
War Lope de Vega ein politischer Autor? "Fuentovejuna" heißt eines seiner berühmtesten Dramen. Es erzählt vom Aufstand geknechteter Untertanen gegen ihren adligen Peiniger. Ein Revolutionsstück? So hat man es eine Zeit lang sehen wollen. Aber inzwischen schaut man stärker auf den Schluss. Dort vergibt den aufständischen Untertanen niemand anders als der König: Die alte Ordnung bleibt bestehen. Ihr unterwarf sich Vega auch selbst. So etwa in einem Brief an den Generalinquisitor, der eines seiner Stücke nicht hatte durchgehen lassen wollen:
"Demütig bitte ich Ihre Hoheit, in Ihrer bekannten Güte all das streichen zu lassen, was Ihnen unangemessen erscheint. Und ich bitte Sie, mir den Text dann zurückzugeben, sodass ich ihn so korrigiere, dass er sich aufführen lässt. Dann kann Ihre Hoheit ihn aufs Neue begutachten."
Lope de Vega konnte weiter schreiben, das inkriminierte und viele andere Stücke. Sodass er, als er am 27. August 1635, starb, der meistgefeierte spanische Dichter seiner Zeit war.