Publikumsmagnet oder Prestigeobjekt?
In den letzten Jahren haben einige spektakuläre Neubauten von Konzerthäusern für Aufsehen gesorgt. Kritiker monieren jedoch, dass das Publikum für Klassikkonzerte langsam aussterbe. Die Frage stellt sich, ob neue Konzerthäuser nur Prestigeobjekte sind oder der Resonanz von klassischer Musik wirklich auf die Sprünge helfen können.
In einem Konzerthaus mit einer aufregenden und ansprechenden Architektonik und einer atemraubenden Akustik der großen Klassik zu lauschen - das hat was Man fühlt sich eng mit der Musik verbunden, wird von ihr regelrecht umspült. Die Begeisterung für Konzerte in solch einer Atmosphäre ist daher verständlich. Und die wachsende Resonanz führt Ilona Schmiel, Intendantin des Bonner Beethovenfestes und zuvor Chefin der Bremer Glocke, aber auch auf das spezielle "Live"-Erlebnis zurück:
"Das Live-Erlebnis gewinnt in einer globalisierten Welt, in der alles downloadbar wird, man alle Infos per Internet haben kann, wieder an Bedeutung. Diskutiert werden aber muss die Beschaffenheit der Säle."
Ein in der Tat spannender und auch risikoreicher Prozess. Denn die Entwicklung der letzten zehn Jahre hat gezeigt, dass neue Konzertsaalbauten wie in Essen, Dortmund, Freiburg und Halle oder wie die Vorfreude auf die Hamburger Elbphilharmonie beweist, zwar das städtische Image kräftig aufpolieren, die Säle nicht automatisch aber auch gleich zu Publikumsmagneten werden. Dass man gerade, wenn sich die Anfangseuphorie gelegt hat, kluge programmatische und vor allem auch betriebswirtschaftliche Konzepte benötigt, dem neuen Konzerthaus ein klares Profil gegeben werden muss. Was beispielsweise in Dortmund und auch in Baden-Baden nur mit viel Mühe und etlichen nachgeschobenen Geldern, um die anfänglichen Verluste auszugleichen, gelang.
Auch in Hamburg ist, als die Pläne für die Elbphilharmonie immer konkreter wurden, eifrig darüber diskutiert worden, ob ein solch riesiges Konzerthaus bei allem architektonischen Reiz sich auf Dauer wirklich eine gesunde betriebswirtschaftliche Basis schaffen kann. Zumal die alte Hamburger Musikhalle, mittlerweile wird sie Laiszhalle genannt, ja als Konzertsaal bestehen bleibt, und somit jeden Abend ca. 3500 Plätze in der Hansestadt verkauft sein wollen. Der künftige Konzerthaus-Chef Christoph Lieben-Seuter will daher - mit seiner Erfahrung als Manager des Wiener Konzerthauses im Rücken - bei der Vermarktung zumindest für Hamburg neue Wege beschreiten:
"Klassik wird in Hamburg noch wie vor 30 Jahren vermarktet. Hier müssen mit Direktkundenbindungsprogrammen und systematischem Marketing neue Wege beschritten werden. Das Potential für ein neues Publikum ist jedenfalls da."
Doch die Musik, die Programme und Künstler bestimmen heute nur noch einen Teil eines Konzerthausbesuches. Genauso wichtig ist die Parkplatzsituation, die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Oder die Frage, wie kundenfreundlich der Kartenverkauf organisiert ist. Diese Dinge lassen sich am besten dann beeinflussen, so meint Christoph Lieben-Seuter, wenn das Konzerthaus auch selbst als Veranstalter auftritt:
"Der Kunde muss sich wohlfühlen, muss dazu animiert werden, wiederzukommen, dass geht bis dahin, wie schmeckt der Kaffee am Pausenbuffett."
Das Konzerthaus, das den programmatischen Aspekt ganz groß und seit Jahren schon sehr erfolgreich auf seine Fahnen schreibt, in jeder Saison aufs neue ein engmaschiges Programmnetz zur Kundenbindung auswirft, ist das Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Es ist eine bundesweit sicherlich einmalige Profilierung, die jetzt auch der Chefdirigent des Konzerthausorchesters, Lothar Zagrosek, vorbehaltlos mitträgt:
"Ein Konzerthaus muss in der Lage sein, ein dramaturgisches Gesamtkonzept zu entwickeln. Natürlich kommt dabei die großen Klassiker nicht zu kurz, stehen aber meist in einem speziellen Zusammenhang."
Von solchen programmatischen Akzentuierungen oder gar Höhenflügen ist man in Bonn, trotzt eines sehr erfolgreich geführten Beethovenfestes, noch recht weit entfernt. Denn hier liegt bisher lediglich die Offerte auf dem Tisch, dass der Post-Konzern rund 60 Millionen Euro in den Bau eines Festspielhauses investieren möchte. Ein Riesengeschenk, wie die Intendantin des Beethovenfestes, Ilona Schmiel, meint, das aber auch Folgen hat, Herausforderungen stellt, speziell an die Stadt Bonn:
"Das Betreiberkonzept ist entscheidend, die Lage des Hauses muss festgelegt werden. Man muss einfach mal rechnen, und muss überlegen, wo saniert man, denn das Opernhaus hat auch einen Renovierungsstau von 30 Millionen, baut man nur das neue Festspielhaus oder gibt es eine Lösung mit einem gemeinsamen neuen Opern- und Festspielhaus."
"Das Live-Erlebnis gewinnt in einer globalisierten Welt, in der alles downloadbar wird, man alle Infos per Internet haben kann, wieder an Bedeutung. Diskutiert werden aber muss die Beschaffenheit der Säle."
Ein in der Tat spannender und auch risikoreicher Prozess. Denn die Entwicklung der letzten zehn Jahre hat gezeigt, dass neue Konzertsaalbauten wie in Essen, Dortmund, Freiburg und Halle oder wie die Vorfreude auf die Hamburger Elbphilharmonie beweist, zwar das städtische Image kräftig aufpolieren, die Säle nicht automatisch aber auch gleich zu Publikumsmagneten werden. Dass man gerade, wenn sich die Anfangseuphorie gelegt hat, kluge programmatische und vor allem auch betriebswirtschaftliche Konzepte benötigt, dem neuen Konzerthaus ein klares Profil gegeben werden muss. Was beispielsweise in Dortmund und auch in Baden-Baden nur mit viel Mühe und etlichen nachgeschobenen Geldern, um die anfänglichen Verluste auszugleichen, gelang.
Auch in Hamburg ist, als die Pläne für die Elbphilharmonie immer konkreter wurden, eifrig darüber diskutiert worden, ob ein solch riesiges Konzerthaus bei allem architektonischen Reiz sich auf Dauer wirklich eine gesunde betriebswirtschaftliche Basis schaffen kann. Zumal die alte Hamburger Musikhalle, mittlerweile wird sie Laiszhalle genannt, ja als Konzertsaal bestehen bleibt, und somit jeden Abend ca. 3500 Plätze in der Hansestadt verkauft sein wollen. Der künftige Konzerthaus-Chef Christoph Lieben-Seuter will daher - mit seiner Erfahrung als Manager des Wiener Konzerthauses im Rücken - bei der Vermarktung zumindest für Hamburg neue Wege beschreiten:
"Klassik wird in Hamburg noch wie vor 30 Jahren vermarktet. Hier müssen mit Direktkundenbindungsprogrammen und systematischem Marketing neue Wege beschritten werden. Das Potential für ein neues Publikum ist jedenfalls da."
Doch die Musik, die Programme und Künstler bestimmen heute nur noch einen Teil eines Konzerthausbesuches. Genauso wichtig ist die Parkplatzsituation, die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Oder die Frage, wie kundenfreundlich der Kartenverkauf organisiert ist. Diese Dinge lassen sich am besten dann beeinflussen, so meint Christoph Lieben-Seuter, wenn das Konzerthaus auch selbst als Veranstalter auftritt:
"Der Kunde muss sich wohlfühlen, muss dazu animiert werden, wiederzukommen, dass geht bis dahin, wie schmeckt der Kaffee am Pausenbuffett."
Das Konzerthaus, das den programmatischen Aspekt ganz groß und seit Jahren schon sehr erfolgreich auf seine Fahnen schreibt, in jeder Saison aufs neue ein engmaschiges Programmnetz zur Kundenbindung auswirft, ist das Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Es ist eine bundesweit sicherlich einmalige Profilierung, die jetzt auch der Chefdirigent des Konzerthausorchesters, Lothar Zagrosek, vorbehaltlos mitträgt:
"Ein Konzerthaus muss in der Lage sein, ein dramaturgisches Gesamtkonzept zu entwickeln. Natürlich kommt dabei die großen Klassiker nicht zu kurz, stehen aber meist in einem speziellen Zusammenhang."
Von solchen programmatischen Akzentuierungen oder gar Höhenflügen ist man in Bonn, trotzt eines sehr erfolgreich geführten Beethovenfestes, noch recht weit entfernt. Denn hier liegt bisher lediglich die Offerte auf dem Tisch, dass der Post-Konzern rund 60 Millionen Euro in den Bau eines Festspielhauses investieren möchte. Ein Riesengeschenk, wie die Intendantin des Beethovenfestes, Ilona Schmiel, meint, das aber auch Folgen hat, Herausforderungen stellt, speziell an die Stadt Bonn:
"Das Betreiberkonzept ist entscheidend, die Lage des Hauses muss festgelegt werden. Man muss einfach mal rechnen, und muss überlegen, wo saniert man, denn das Opernhaus hat auch einen Renovierungsstau von 30 Millionen, baut man nur das neue Festspielhaus oder gibt es eine Lösung mit einem gemeinsamen neuen Opern- und Festspielhaus."