Cora Stephan schreibt Romane, Kolumnen, Essays und Sachbücher - etwa zur Geschichte der SPD oder "Merkel. Ein Irrtum", eine Art persönliche Abrechnung mit der Kanzlerin. Auch politisch hat Cora Stephan im Laufe ihrer Karriere ein weites Spektrum abgedeckt: Sie begann beim Sponti-Magazin "Pflasterstrand" und schreibt heute unter anderem für das konservative Blog "Achse des Guten".
"Martin Schulz, hol das Flüchtlingsthema wieder nach Hause!"
Gleichheit lähmt jeden Menschheitsfortschritt, sagt Cora Stephan. Und was ist mit Gerechtigkeit? Wir haben mit der Schriftstellerin darüber gesprochen, wie die SPD im Wahlkampf noch punkten kann.
Mit dem Thema soziale Gerechtigkeit will die SPD im Wahlkampf punkten. Geholfen hat ihr dieser Schwerpunkt bisher allerdings noch nicht: In den Umfragen dümpelt die Partei nach einem kurzen Höhenflug Anfang des Jahres wieder bei 23 bis 25 Prozent. Was soll die Partei also tun, um vielleicht doch noch eine vierte Kanzlerschaft Angela Merkels zu verhindern?
Für nationale Lösungen der Flüchtlingskrise
Die Publizistin Cora Stephan rät der Partei, in der Flüchtlingskrise nicht länger auf eine europäische Lösung zu setzen.
"Macron hat gesagt: Mit der EU oder ohne EU mache ich hier was in Sachen Flüchtlingskrise", sagte Stephan im Deutschlandfunk Kultur im Hinblick auf den jüngsten Vorstoß des französischen Präsidenten, Asylzentren in Libyen einzurichten. "Sebastian Kurz, Österreich, hat sofort zugestimmt und gesagt, ich gebe auch Geld. Mit anderen Worten: Das ganze Problem ist eigentlich wieder zurückgegangen, auch mit dem Urteil des EuGH, an die Nationalstaaten."
Insofern würde sie dem SPD-Kanzlerkandidaten raten: "Martin Schulz, hol das Thema wieder nach Hause! Und mach etwas, was uns seit zwei Jahren, glaube ich, wirklich fehlt: eine offene, ehrliche, sachliche, faktenorientierte Debatte. Gib das Thema in den Bundestag! Da, wo es nämlich hingehört und da, wo es schon lange hingehört."
Gleichheit "lähmt den Menschheitsfortschritt"
Außerdem betreibe die SPD zu viel "Zeitgeisterei", kritisiert Stephan.
"Jeder Minderheitenwunsch steht auf der Agenda. Ich sag jetzt mal mit Gerhard Schröder, von Frauengedöns bis Unisex-Toiletten bis ich weiß nicht was, diese ganze Gender-Geschichte, von der ich überhaupt nichts halte."
Stattdessen solle die SPD auf die Mitte schauen, sagt die Schriftstellerin. "Die Mitte gibt es ja immer noch."
Eine klare Absage erteilt Stephan auch der Gerechtigkeitsvorstellung der SPD.
"Ich habe immer die Angst, dass hinter dem Wort Gerechtigkeit dann noch ein anderes Wort lauert, was mit G anfängt, und das heißt Gleichheit. Und Gleichheit ist wirklich etwas, das jeden Menschheitsfortschritt lähmt und alle Initiative kaputtmacht", betont die Publizistin.
"Denken Sie an paternalistische Gesellschaften, wo das Individuum im Prinzip nichts gilt, weil alles, was es erreicht hat, dem Clan gehört. Das erstickt jede Eigeninitiative im Kern. Und genauso ist es mit der Umverteilung: Wenn man nichts zu gewinnen hat, dann wird man sich auch nicht bemühen."
(uko)
Die ganze Sendung mit Cora Stephan zum Nachhören:
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