Pumuckl

Geburt eines geliebten Hauskobolds

Der Pumuckl in der Hängematte.
Der Kobold Pumuckl - gegen den Zeitgeist © Fotoreport ARD/dpa
Von Carola Zinner |
Er ist jähzornig, egoman, er lügt, klaut und wird bis heute geliebt: Der Kobold Pumuckl wurde zum Megastar. Zunächst im Radio, später in Film und Fernsehen. Heute vor 55 Jahren erblickte die Figur in einem Hörspiel das Licht der Welt.
"Jetzt fällt mir gerade eben ein, dass ich nämlich heute auf die Welt gekommen bin, heute vor 7013 Jahren, und zwar auf einem Segelschiff, wo gerade ein großer, großer Sturm war – so ein Huiii."
Zum Glück ist allgemein bekannt, dass sich der Jubilar die Wahrheit gerne ein bisschen zurechtbiegt. Was die Geburt des berühmtesten aller Kobolde angeht, verlief die Sache nämlich nicht etwa "plötzlich", sondern eher etappenweise: Als erstes kam der Name zur Welt, erinnert sich Ellis Kaut:
"Ich war mit meinem Mann im Skiurlaub, und wir gingen durch einen verschneiten Wald, und ich hatte die Zipfelmütze auf, ganz schmaler Weg, mein Mann ging hinter mir, und ich habe herunterhängende Äste dazu benützt, daran zu ziehen, und da ist der Schnee natürlich auf ihn gefallen, und da sagt er: 'Du bist ein richtiger Pumuckl'. Und dieser Name blieb mir im Gedächtnis."
Die verstorbene Schriftstellerin Ellis Kaut mit ihrer Kunstfigur des "Pumuckl" in ihrer Wohnung in München.
Die 2015 verstorbene Schriftstellerin Ellis Kaut mit ihrer Kunstfigur des "Pumuckl" in ihrer Wohnung in München.© picture alliance / dpa / Istvan Bajzat
Kaut, Schriftstellerin, Bildhauerin und Schauspielerin, arbeitete zu jener Zeit, den frühen 1960er-Jahren, als Autorin für den Kinderfunk des Bayerischen Rundfunks. Als kurze Zeit nach dem Winterspaziergang das Angebot für eine neue Sendereihe kam, wusste sie sofort, wie die Hauptfigur heißen würde. Ansonsten war noch alles offen:
"Ja, wer ist denn der Pumuckl? Ich wusste es zunächst auch nicht. Ich hab gedacht, vielleicht ein Waldgeist oder ein Zwerg. Nein, hieß es, und da ich mich ja selber etwas koboldisch aufgeführt hatte damals, zu sagen, ja, dann ist es eben ein Kobold."
O-Ton aus: "Spuk in der Werkstatt":
"Da hat sich doch was gerührt. Da klebt ja was Rotes an meinem Leimtopf – vielleicht ist das ein Vogel, der reden kann."
"Unsinn, ich bin kein Vogel, ich bin der Pumuckl!":
"Spuk in der Werkstatt", die erste Folge der Hörspielserie "Meister Eder und sein Pumuckl", lief am 21. Februar 1962 im Kinderprogramm des Bayerischen Rundfunks - das Datum darf als Pumuckls wahrer Geburtstag gelten. Also - her mit dem Kuchen!
Ausschnitt aus "Pumuckl will Geburtstag haben":
"Mmh, das riecht, riecht, riecht aber gut, mmh - da muss ich ja gleich ein Stück davon essen!"

Gegen den pädagogischen Zeitgeist

Ein Kuchen zum Geburtstag, Schokoladenpudding am Sonntag - die Freuden sind oft kulinarischer Natur. Die frühen 60er-Jahre sind bescheidene Zeiten, im Hörspiel wie im wahren Leben. Noch nimmt das Radio bei Information und Unterhaltung eine führende Rolle ein; noch gibt es insgesamt nur wenig mediale Angebote für Kinder: Ideale Voraussetzungen für die fantasievolle Sendereihe, in der der Große zwar oft verzweifelt angesichts der Untaten des Kleinen, in der jedoch - ganz gegen den damaligen Zeitgeist - so gut wie nie schwarze Pädagogik ins Spiel kommt.
O-Ton aus "Pumuckl will Geburtstag haben":
"Also ich wünsch mir jetzt Kuchen."
"Und i mir jetzt a Ruah!"
"Du schimpfst schon wieder! Oh wäre ich doch nicht heute auf die Welt gekommen, wo du immer schlafen willst, ich will morgen Geburtstag haben oder übermorgen, oder [schluchzt]."
Ellis Kaut: "Das ist ja eigentlich eine Liebe eines Großvaters zum Kinde, und ich glaub, dies spüren die Kinder auch, dass hier eine Wärme, irgendeine innere Wärme da ist zwischen den beiden.

"Wegweisend in Sachen Humor"

"Es war ziemlich revolutionär für das Kinderprogramm, und es geht immer noch auf heute", sagt Kai Frohner, Leiter des BR-Kinderfunks. Die Hörspiel-Serie rund um den alten Schreinermeister Eder und seinen kleinen unternehmungslustigen Haus-Kobold - einzigartig gesprochen von Hans Clarin - sei bis zu ihrem Ende 1973 wegweisend gewesen in Sachen Humor und Authentizität.
Erst 1982, fast ein Jahrzehnt nach der letzten Radiofolge, kam der ganz große Ruhm: Pumuckl wurde als Zeichentrickfigur einer Fernsehserie zum Star; fast gleichzeitig kam der erste von insgesamt drei Spielfilmen heraus. Parallel dazu entstand auch eine Neufassung der Hörspiele mit Gustl Bayerhammer, dem Film-Meister-Eder.
Allerdings kam der für die Ohren der treuen Fans doch recht harsch daher, während die Pumuckl-Stimme von Hans Clarin über die Jahre immer schriller und kreischender wurde und sich zur Nervenprobe für die Eltern entwickelte. Die Kinder aber lieben ihren Pumuckl bis heute. Denn egal, wie sehr er sich über die Jahre geändert hat - er bleibt eben doch immer ein bisschen wie sie selbst.
"Geburtstag ist ein schöner Tag, ich jeden Tag Geburtstag mag…"
Dazu Ellis Kaut: "Der Pumuckl hat eine Seele und der Meister Eder hat auch eine Seele, und der Mensch hat es einfach nötig und irgendwie spürt er es.".
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