"Die größte Repression war die Langeweile"
Zu DDR-Zeiten war Henryk Gericke in der Punk-Szene aktiv - heute ist er Schriftsteller und Kunstschaffender. Für eine Berliner Ausstellung über Kunst in der DDR lieferte er einen Soundtrack. "Ich verneige mich vor der Radikalität der Texte", sagt er über seine damaligen Kollegen.
"Gegenstimmen. Kunst in der DDR 1976-1989" – so heißt die Ausstellung, die heute im Martin-Gropius-Bau in Berlin eröffnet wird. Eine Erinnerung aber auch eine Aufdeckung, denn die Zusammenhänge waren kompliziert.
Teil dieser Ausstellung ist auch die Musikszene, genauer die DDR-Punkmusikszene. Henryk Gericke, heute Schriftsteller und Kunstschaffender, war damals Mitglied der Punkband The Leistungsleichen. Für die Ausstellung hat er einen Soundtrack zusammengestellt.
"Die größte Repression war die Langeweile", sagt Gericke im Gespräch über die Entstehung der politischen Musikszene in der DDR. "In der DDR war für junge Leute einfach nichts los."
"Ich verneige mich vor der Radikalität der Texte"
Es habe nur sehr wenige Instrumente gegeben, viele hätten sich Effektgeräte selbst gebaut, so Gericke. "Es gibt auch eine Menge Parallelen zum Westen." Zunächst habe es Punkbands gegeben, die unter schwierigen Bedingungen musiziert hätten, da sie auch von der Staatssicherheit verfolgt worden wären: "Und aus dieser Szene heraus ist die sogenanntwe Post-Punk-Szene entsanden - wie im Westen auch. Eine Szene, die experimenteller wurde."
"Wovor ich mich wirklich verneige, ist die Radikalität der Texte." Die seien zwar nicht besonders intellektuell gewesen, aber die Statements seien besonders klar gegen den Staat gerichtet - mit allen Risiken.
Die Musiker seien dafür teilweise ins Gefängnis gegangen. Später sei das anders gewesen. Da wurde sich etwa auf die Kunstgeschichte berufen. Gericke: "Punk war ein Transitraum, durch den man durchgegangen ist, wenn man woanders hinwollte."