Keine Spaßmacher

Sie heißen "Die Nerven", auf den Geist geht einem die Stuttgarter Band trotzdem nicht. Das neue Album "Fun" überzeugt mit gebündelter Energie. Wer aber wegen des Titels Spaß und Frohsinn erwartet, liegt falsch.
Es gibt so viele kleine Geschichten, die man über diese dreiköpfige Band erzählen kann. Ein Hinweis darauf, dass hier etwas Aufregendes passiert. Nehmen wir nur mal zwei Coverversionen, die die Postpunk-Deutsch-irgendwas-Rocker in den letzten Jahren aufgenommen haben: DJ Ötzis "Ein Stern der deinen Namen trägt" und Lana Del Reys Summertime Sadness alias Sommerzeit Traurigkeit. Beiden Songs drückten "Die Nerven" ihren ganz eigenen Sound auf, nahmen dem einen Peinlichkeit und Kitsch, dem anderen Melancholie und Verträumtheit. Dafür schimmern Wut und Erkenntnis und Hoffnungslosigkeit durch – die Nerven sind Punks, die sich für unser aller Kaputtheit interessieren.
Und haben auch Witz: auf ihrer eigenen Webseite listen sie Statements von anderen über die Nerven auf: "Für Feuilleton-Schreiber und Starbucks-Besucher sicher eine gute Band, für Musikfreunde aber doch ungeeignet", steht dann da. Oder auch: Textlich auf Jugendzimmer-Niveau.
Nichts für Starbucksbesucher
Jugendzimmer-Niveau, das traf sicherlich auch mal auf die frühen Tocotronic zu. Es ist auch gar keine Beleidigung: die Sensation entsteht für mich hier in den Momenten, wenn die Energie der Band und ihre desillusionierte Grundhaltung aufeinander krachen. Das ist eben nichts für Starbucksbesucher, aber auch nichts für Menschen, die den Rest ihres Lebens abwechselnd vor dem Computer, dem Fernseher und auf der Arbeit verbringen wollen und deren Lebensglück in einem Sommerurlaub auf den Kanaren besteht.
Label: This Charming Man Records
Hier können Sie in das Album reinhören.