Punk-Musikerin Patti Smith wird 70

Die glückliche Rebellin

Die US-Sängerin Patti Smith auf der Bühne in Nyon in der Schweiz; Aufnahme vom Juli 2015
Die US-Sängerin Patti Smith auf der Bühne in Nyon in der Schweiz; Aufnahme vom Juli 2015 © (c) dpa
Von Kai Clement |
"Ich mag, wo ich stehe": An ihrem 70. Geburtstag kann Patti Smith auf 45 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken. Ihr Debütalbum "Horses" gilt als das Schlüsselalbum der amerikanischen Punk-Rock-Bewegung.
Eine Poetin ist sie. Eine Sängerin mit 45 Jahren Bühnenerfahrung. Aber an diesem Tag verliert sogar Patti Smith die Worte. Es ist der 10. Dezember. Patti Smith singt in Stockholm. Für Bob Dylan, der Rock-Rebell, der seinen Literaturpreis nicht selbst entgegen nehmen will.
Seit 1975 kennen sich die beiden, seit ihrer ersten Begegnung im Plattenladen "Bitter End" im New Yorker Greenwich Village. Es ist aber kein bitteres Ende, es ist ein süßer Anfang. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Das "ganze Paket", so nennt sie ihn, und den lebenden Arthur Rimbaud. So gut wie alles, was er tue, könne sie nachempfinden. Die selbst gewählte künstlerische Ahnen- und Freundesreihe der gebürtig aus Chicago stammenden Patti Smith könnte manches Museum füllen. Die französischen Lyriker Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire. Die Romantiker William Blake und Yeats, - dann: Bob Dylan, Robert Mapplethorpe, Andy Warhol.
Nobelpreisverleihung in Stockholm
Sängerin Patti Smith singt "A Hard Rain's A-Gonna Fall" von Bob Dylan währen der Nobelpreisverleihung in Stockholm.© picture alliance/dpa/Foto: MAXPPP
Identifikationsfigur Joan Baez
Ausschließlich Männer? Natürlich nicht, bei einer so starken Frau. Sie verehrt Nina Simone. Und Joan Baez. Eine Identifikationsfigur ist Baez für sie - äußerlich, aber vor allem durch ihre starke Präsenz, als politische Rebellin.

Horses heißt das Debütalbum der "Patti Smith Group" von 1975. Wenig später wird sie sagen: Als Künstlerin stehe sie außerhalb der Gesellschaft. "Horses" gilt als das Schlüsselalbum der amerikanischen Punk-Rock-Bewegung. Auf dem schwarz-weißen Cover: Patti Smith in einem weißen Hemd, gekauft bei der Heilsarmee, das schwarze Sakko über die Schulter geworfen.
Laudatorin Patti Smith (l.) und Preisträgerin Joan Baez (r.) bei der Pressekonferenz anlässlich der Verleihung des "Ambassador of Conscience Award" 2015 am 21. Mai 2015 in Berlin
Laudatorin Patti Smith (l.) und Preisträgerin Joan Baez (r.) bei der Pressekonferenz anlässlich der Verleihung des "Ambassador of Conscience Award" 2015 am 21. Mai 2015 in Berlin© Deutschlandradio / Dirk Schneider
Verlust vieler enger Weggefährten
Fotografiert hat sie Robert Mapplethorpe, den sie in einem Buch einmal den "Künstler ihres Lebens" nannte. 1989 verstarb er an Aids. Einer der vielen engen Weggefährten, die sie verloren hat: darunter ihr Mann, der Gitarrist Fred Sonic Smith, gestorben 1994. Zwei Kinder haben die beiden. Darunter ihr Bruder Todd, gestorben im selben Jahr wie ihr Mann. Darunter ihre Idole, die Beat Poeten Allen Ginsberg und William S. Burroughs. Gestorben 1997.
Vergangenes Jahr erschien ihr Buch "M-Train" - Memoiren, die so heißen, wie die gleichnamige, mitten durch Manhattan verlaufende U-Bahn. In einem Interview dazu blickt sie nicht mit Zorn, sondern ausgeglichen und ruhig zurück auf ihr Leben:
"Ich mag, wo ich stehe. Wenn man altert, gibt es viele Herausforderungen. Körperliche zum Beispiel. Aber ich mag es. Der Geist weitet sich für mich auf eine andere Art aus - einfühlsamer vor allem."
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