Putin, der Friedensbringer
Wladimir Putin war von 2000 bis 2008 zweimal hintereinander russischer Präsident, und er wird es nach den Wahlen im März aller Voraussicht nach noch einmal sein. Putin hat eben alles unter Kontrolle. Das gefällt auch China, das den Russen Anfang Dezember in besonderer Weise ehren wird.
Und der Friedenspreis geht an - (Trommelwirbel): Wladimir Wladimirowitsch Putin, an wen denn sonst? Einen besseren Kandidaten für den Konfuzius-Friedenspreis, eine Art Gegenstück der Chinesen zum Friedensnobelpreis, gäbe es nicht, befand die aus 16 Wissenschaftlern bestehende Jury. Putin leiste "Außergewöhnliches für den Weltfrieden", heißt es in der Entscheidungsbegründung. Er setzte sich damit gegen seine möglichen Konkurrenten Angela Merkel, Bill Gates und Kofi Annan durch.
Dass die Volksrepublik China den ehemaligen und zukünftigen Präsidenten Russlands mit diesem Preis auszeichnet, ist nicht nur ein Racheakt an der westlichen Welt, die Liu Xiaobo 2010 den Friedensnobelpreis sehr zum Ärger der chinesischen Regierung verlieh. Diese Auszeichnung ordnet den Herrscher Russlands und damit das politische System des Landes richtig ein: Nämlich schön in die Nähe des eigenen autokratischen Regimes. Es ist eine aussagekräftige Entscheidung, die den Zweck hat, den Westen zu verhöhnen.
Putin ist wieder zurückgekehrt, stellten die internationalen Medien vor einigen Wochen recht überrascht und hysterisch fest; Putin kandidiere tatsächlich als Präsidentschaftskandidat. Aber Putin ist nicht wieder zurückgekehrt, Putin ist einfach niemals weg gewesen. Offiziell hatte er als Ministerpräsident Russlands die vergangenen vier Jahre eine repräsentative Rolle im Hintergrund eingenommen, inoffiziell hatte sich an der Machtverteilung nichts geändert.
Wer auf den Juristen Medwedew, den man als zivilisierten Liberalen einschätzte, gehofft und gezählt hatte, war naiv gewesen. Medwedew mag Russland offiziell regiert haben, er mag noch so viele schöne Reden über Menschenrechte und politischen Wettbewerb gehalten haben, er mag sogar die Vorverurteilung des Oligarchen Chodorkowski öffentlich kritisiert haben, Taten, erst recht Gesetze sind seinen Reden nicht gefolgt.
Dies darf nicht überraschen: Putin persönlich hatte sich Medwedew als Platzhalter - nicht als Gegenspieler - ausgesucht, weil er sich sicher sein konnte, dass dieser die Machtmaschinerie, an deren Spitze er stand, steht und stehen wird, nicht antasten würde. Und deshalb hörte man in den vergangenen Jahren aus den Walkie-Talkies der Präsidenten-Bodyguards, wenn Medwedew irgendwo vorfuhr: "Der Präsident ist da", und wenn dann das Gefährt des Ministerpräsidenten Putin folgte: "Der Echte kommt.".
Das zentralisierte System, das Putin als Präsident errichtet hatte, wagte Medwedew nicht zu verändern, konnte es auch nicht - Medwedew, der seinen Vorgänger und Nachfolger siezt, während dieser ihn duzt. Das System Putin funktioniert über Kontrolle: Er kontrolliert die Oligarchen, er kontrolliert die Gerichte, er kontrolliert die Presse, er kontrolliert auch das Volk.
Er hat die russische Wirtschaft mithilfe des Öls erstarken lassen, er hat für einen höheren Lebensstandard aller gesorgt. Der Preis, den das Volk dafür zahlen musste, ist der Preis der Mitsprache und der Demokratie. Aber ein Volk, das die Vorzüge einer Demokratie niemals kennen gelernt hat, wird diese auch nicht vermissen. Ein Volk, das über Jahrhunderte hinweg gelernt hat, einen starken, eloquenten, durchsetzungsfähigen Machthaber zu bewundern, wird einen Wladimir Putin lieben. Es wird ihn auch wählen im März kommenden Jahres, und würde es das nicht tun, dann würde Putin dennoch für einen positiven Wahlausgang sorgen.
Es wird sich nichts ändern am Putinschen System, an Russland. Diejenigen, die es sich leisten können, verlassen das Land. Diejenigen, die bleiben, sind mit dem Überleben beschäftigt, nicht mit der Politik. Die Opposition und die Zivilgesellschaft wachsen, aber ihr Einfluss ist viel zu gering. Putin wird, solange die Ölquellen nicht versiegen, von der russischen Bevölkerung akzeptiert, von westlichen Regierungen gefürchtet und von den Chinesen für sein Machtsystem bewundert werden.
Lena Gorelik, Buchautorin und Journalistin, wurde 1981 in Russland im damaligen Leningrad geboren und kam 1992 zusammen mit ihrer russisch-jüdischen Familie nach Deutschland. Ihre Romane "Meine weißen Nächte", "Hochzeit in Jerusalem" und "Verliebt in Sankt Petersburg" wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Zuletzt ist von ihr im Graf Verlag "Lieber Mischa" erschienen.
Dass die Volksrepublik China den ehemaligen und zukünftigen Präsidenten Russlands mit diesem Preis auszeichnet, ist nicht nur ein Racheakt an der westlichen Welt, die Liu Xiaobo 2010 den Friedensnobelpreis sehr zum Ärger der chinesischen Regierung verlieh. Diese Auszeichnung ordnet den Herrscher Russlands und damit das politische System des Landes richtig ein: Nämlich schön in die Nähe des eigenen autokratischen Regimes. Es ist eine aussagekräftige Entscheidung, die den Zweck hat, den Westen zu verhöhnen.
Putin ist wieder zurückgekehrt, stellten die internationalen Medien vor einigen Wochen recht überrascht und hysterisch fest; Putin kandidiere tatsächlich als Präsidentschaftskandidat. Aber Putin ist nicht wieder zurückgekehrt, Putin ist einfach niemals weg gewesen. Offiziell hatte er als Ministerpräsident Russlands die vergangenen vier Jahre eine repräsentative Rolle im Hintergrund eingenommen, inoffiziell hatte sich an der Machtverteilung nichts geändert.
Wer auf den Juristen Medwedew, den man als zivilisierten Liberalen einschätzte, gehofft und gezählt hatte, war naiv gewesen. Medwedew mag Russland offiziell regiert haben, er mag noch so viele schöne Reden über Menschenrechte und politischen Wettbewerb gehalten haben, er mag sogar die Vorverurteilung des Oligarchen Chodorkowski öffentlich kritisiert haben, Taten, erst recht Gesetze sind seinen Reden nicht gefolgt.
Dies darf nicht überraschen: Putin persönlich hatte sich Medwedew als Platzhalter - nicht als Gegenspieler - ausgesucht, weil er sich sicher sein konnte, dass dieser die Machtmaschinerie, an deren Spitze er stand, steht und stehen wird, nicht antasten würde. Und deshalb hörte man in den vergangenen Jahren aus den Walkie-Talkies der Präsidenten-Bodyguards, wenn Medwedew irgendwo vorfuhr: "Der Präsident ist da", und wenn dann das Gefährt des Ministerpräsidenten Putin folgte: "Der Echte kommt.".
Das zentralisierte System, das Putin als Präsident errichtet hatte, wagte Medwedew nicht zu verändern, konnte es auch nicht - Medwedew, der seinen Vorgänger und Nachfolger siezt, während dieser ihn duzt. Das System Putin funktioniert über Kontrolle: Er kontrolliert die Oligarchen, er kontrolliert die Gerichte, er kontrolliert die Presse, er kontrolliert auch das Volk.
Er hat die russische Wirtschaft mithilfe des Öls erstarken lassen, er hat für einen höheren Lebensstandard aller gesorgt. Der Preis, den das Volk dafür zahlen musste, ist der Preis der Mitsprache und der Demokratie. Aber ein Volk, das die Vorzüge einer Demokratie niemals kennen gelernt hat, wird diese auch nicht vermissen. Ein Volk, das über Jahrhunderte hinweg gelernt hat, einen starken, eloquenten, durchsetzungsfähigen Machthaber zu bewundern, wird einen Wladimir Putin lieben. Es wird ihn auch wählen im März kommenden Jahres, und würde es das nicht tun, dann würde Putin dennoch für einen positiven Wahlausgang sorgen.
Es wird sich nichts ändern am Putinschen System, an Russland. Diejenigen, die es sich leisten können, verlassen das Land. Diejenigen, die bleiben, sind mit dem Überleben beschäftigt, nicht mit der Politik. Die Opposition und die Zivilgesellschaft wachsen, aber ihr Einfluss ist viel zu gering. Putin wird, solange die Ölquellen nicht versiegen, von der russischen Bevölkerung akzeptiert, von westlichen Regierungen gefürchtet und von den Chinesen für sein Machtsystem bewundert werden.
Lena Gorelik, Buchautorin und Journalistin, wurde 1981 in Russland im damaligen Leningrad geboren und kam 1992 zusammen mit ihrer russisch-jüdischen Familie nach Deutschland. Ihre Romane "Meine weißen Nächte", "Hochzeit in Jerusalem" und "Verliebt in Sankt Petersburg" wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Zuletzt ist von ihr im Graf Verlag "Lieber Mischa" erschienen.

Lena Gorelik© Gerald von Foris/Graf Verlag