Genervt, gelangweilt, gegen die EU
Interessanter als die mageren Ergebnisse des Treffens von Alexis Tsipras und Wladimir Putin sei die Mimik des russischen Präsidenten bei der Pressekonferenz gewesen, kommentiert Gesine Dornblüth. Die Griechenlandkrise diene Russland nur als Beleg, um die EU zu diskreditieren.
Worüber war nicht alles im Vorfeld des Tsipras-Besuches in Moskau spekuliert worden: Der Premierminister Griechenlands könne der EU in den Rücken fallen und sich in Sachen Ukraine auf Russlands Seite stellen; Russlands Präsident Putin werde dem klammen Griechenland mit einem Kredit aushelfen und sich so ein griechisches Veto gegen weitere Sanktionen erkaufen; und Russland werde Griechenland von dem russischen Importverbot für Lebensmittel aus der EU ausnehmen. Nichts davon ist eingetreten.
Die Sanktionen der EU gegen Russland hat Tsipras zwar wie erwartet erneut kritisiert, aber zugleich hat er gefordert, das Minsker Abkommen umzusetzen. Das ist in der EU Konsens. Griechisches Obst wird so schnell nicht nach Russland kommen – man könne für Griechenland keine Ausnahmen machen, so Putin knapp. Allenfalls russisch-griechische Joint Ventures seien möglich.
Und um einen russischen Kredit hat Griechenland gar nicht erst gebeten. Nebenbei stellte Putin klar: Es könne nicht um russische Finanzhilfen gehen, sondern um eine Zusammenarbeit. Das klingt nüchtern-sachlich. Die drei unterzeichneten Dokumente sind auch nicht gerade bahnbrechend. Ein Aktionsplan zur Entwicklung der bilateralen Handelsbeziehungen ist dabei, eine Erklärung zum griechisch-russischen Kulturjahr 2016, eine weitere zum Gedenken an den Sieg im Zweiten Weltkrieg.
Seht her, in der EU ist nicht alles gut
Interessanter als die mageren Ergebnisse war denn auch Präsident Putins Mimik bei der gemeinsamen Pressekonferenz. Putin wirkte über weite Strecken gelangweilt, sogar genervt. Nur einmal lebte er auf, strahlte Energie aus: Das war, als er betonte, Russland wolle nicht mit einzelnen europäischen Ländern zusammenarbeiten, sondern mit der gesamten EU, über ein großes Freihandelsabkommen von Lissabon bis Wladiwostok. Putin erwähnte dabei Frankreichs Präsident Hollande, ließ durchblicken, dass die beiden per Du sind, und er verwies auf ein Gespräch mit dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl. Das wirkte fast nostalgisch.
Putin mag die Griechenlandkrise und die auf Krawall gebürstete griechische Regierung gelegen kommen. Sie dienen Russland als Beleg, um die EU zu diskreditieren. Um der eigenen Bevölkerung zu zeigen: Seht her, in der EU ist nicht alles gut, dort herrscht gar keine Demokratie, sondern eine mächtige russophobe Minderheit zwängt den schwachen Mitgliedern ihren Willen auf. Genau so hat das heute Russlands Außenminister Lawrow formuliert. Er sagte, die EU-Mitgliedsländer sollten entsprechend ihren nationalen Interessen handeln, statt sich irgendwelche Postulate aufzwängen zu lassen. Demgegenüber wirkte Putin heute nahezu staatsmännisch. Gegen wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und Griechenland ist nichts einzuwenden, sie ist im Interesse aller.