Krieg in der Ukraine

Wie Putin den 9. Mai instrumentalisiert

06:31 Minuten
Nahaufnahme des Gesichts von Wladimir Putin.
Wladimir Putin möchte bald Erfolge in der Ukraine verkünden. © picture alliance / Associated Press / Sergei Guneyev
Jörg Morré im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Am 9. Mai wird in Russland der Sieg über Nazi-Deutschland gefeiert. Experten nehmen an, das habe Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine. Denn für Putin wäre es propagandistisch ein großer Erfolg, an diesem Tag Kiews Niederlage verkünden zu können.
Der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine hängt auch von einem symbolisch aufgeladenen Datum ab. Am 9. Mai wird in Russland der Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland gefeiert, und Experten gehen davon aus, dass Präsident Putin bis zu diesem Tag Ergebnisse sehen will, rechtzeitig zur Parade auf dem Roten Platz.

Druck auf den russischen Generalstab

Man könne sich sein, dass ein immenser Druck auf den russischen Generalstab ausgeübt werde, bis zum 9. Mai einen Sieg zu erringen, sagte der ehemalige US-General Ben Hodges dem ZDF. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich schon ähnlich geäußert. Medien berichten über ein Papier aus dem NATO-Hauptquartier, in dem vor "unverhältnismäßiger Gewalt" bis zu diesem Datum gewarnt wird, um operative Ziele im Kriegsgebiet zu erreichen.
Sicher ist: Putin braucht nach dem Untergang der "Moskau" und dem gescheiterten Angriff auf Kiew dringend gute Nachrichten. Der Überfall auf die Ukraine sei als "Zwei-Tage-Krieg" geplant gewesen und deswegen jetzt schon ein "PR-Desaster", sagt Jörg Morré, Direktor des Museums Karlshorst in Berlin. Hier wurde 1945 die Kapitulationsurkunde von den Oberbefehlshabern der Wehrmacht unterzeichnet.
Es spreche einiges dafür, dass Putin den 9. Mai tatsächlich als Stichtag gewählt habe, sagt Morré. Es bleibe aber die Frage, was dann als Sieg "verkauft" werden könne. Doch der russischen Propaganda werde es wohl gelingen, den Tag "schönzureden, das berühmte Potemkin'sche Dorf aufzubauen".

"Schutz vor den Faschisten"

Der "Schutz vor den Faschisten" sei in Russland in den vergangenen 15 Jahren propagandistisch so stark ins öffentliche Denken implementiert worden, dass man daran "quasi grenzenlos anknüpfen" könne. "Das macht dann vielleicht vergessen, wo genau die russischen Truppen am 9. Mai stehen", sagt Morré.
Den Überfall auf die Ukraine hatte Putin mit der Behauptung begründet, dort sei ein faschistisches Regime am Werk. In den Staatsmedien wird der Angriffskrieg als Befreiungsschlag dargestellt.
Der russische Präsident hatte bereits im vergangenen Jahr - zum 76. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Hitler-Deutschland - den Schutz nationaler Interessen am 9. Mai betont. Bei einer Militärparade in Moskau marschierten Tausende Soldaten über den Roten Platz. Traditionell wurden auch Panzer, Raketen und Kampfflugzeuge präsentiert.
(ahe)
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