"Das ist ein schlechtes Ergebnis für Russland"
Die Verlegerin Elisabeth Ruge blickt sorgenvoll nach Russland. Vorkommnisse rund um die Präsidentenwahl erinnern sie an "sowjetische Zeiten", die Politik Putins hält sie für gefährlich.
Die Verlegerin Elisabeth Ruge hat die Wahlen in Russland genauestens verfolgt - in den sozialen Medien stolperte sie über "grotestke, unfreiwillig komische Bilder". Man habe dort auf Filmaufnahmen Wähler gesehen, die mit Mühe sechs, sieben oder sogar zehn Wahlzettel auf einmal in die Wahlurne gequetscht hätten. Gruppen von Wählern seien "mehr oder weniger freiwillig" mit dem Bus zu den Wahllokalen transportiert worden. Das habe an "sowjetische Zeiten" erinnert, kritisierte Ruge. Sie sprach vor diesem Hintergrund von einem "schlechten Ergebnis für Russland".
Ruge widersprach auch der Ansicht, dass Putin in Russland besonders beliebt ist. Nach einer unabhängigen Erhebung gebe es rund 10 bis 15 Prozent begeisterte Anhänger, 15 Prozent schätzten den Kremlchef für seine Außenpolitik, und 15 bis 30 Prozent seien dezidiert gegen ihn. Dem Rest sei Putin weitgehend egal. Putin habe eine hohe Wahlbeteiligung gewollt, um eine starke Basis vorweisen zu können, sagte Ruge. Das habe er aber nicht wirklich geschafft - denn die Wahlbeteiligung sei geringer gewesen als bei der Wahl davor.
Kein Interesse an den innenpolitischen Verhältnissen
Die Politik von Putin bezeichnete Ruge als "gefährlich". Dieser habe kein Interesse für die innenpolitischen Verhältnisse: "Damit beschäftigt er sich gar nicht." Putin sei nur außenpolitisch unterwegs und ein Befürworter eines starken, imponierenden Militärapparats: So könne man aber auf Dauer kein Land regieren, "das immer ärmer wird".
Zur aktuellen Debatte um das Attentat auf den Doppelagenten Skripal sagte Ruge, es gebe im Moment keinen Grund anzunehmen, dass der Giftgasaanschlag nicht von russischer Seite durchgeführt worden sei: "Da spricht doch sehr viel dafür." Die Art und Weise entspreche dem "Know-How eines guten Tschekisten, eines guten KGBlers". Russland dränge dem Westen eine "Kalte Kriegs-Logik" auf. (ahe)