Putsch im Sudan

Schlechte Aussichten für die Demokratie

06:48 Minuten
Auf einer Straße in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum demonstrieren Menschen neben einem brennenden Autoreifen.
Proteste im ganzen Land: Im Sudan gehen Menschen gegen den Putsch der Militärs auf die Straße. © picture alliance / AA / Mahmoud Hjaj
Björn Blaschke im Gespräch mit Ute Welty |
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Im Sudan hat das Militär die Macht an sich gerissen. Noch ist die Lage unübersichtlich. Mit dem Demokratisierungskurs des Landes sei es aber wohl vorerst vorbei, so Korrespondent Björn Blaschke.
Der Sudan war auf dem Weg zur Demokratie, nachdem das Volk Langzeitherrscher Omar al-Baschir vor gut zweieinhalb aus dem Amt getrieben hatte. Gestern jedoch erklärte das Militär die Übergangsregierung für aufgelöst und übernahm die Macht. Verlässliche Informationen über die Lage im Land gibt es bislang kaum, wie Korrespondent Björn Blaschke berichtet.

Internet und Telefonleitungen wurden gekappt

Internet und Telefon seien unterbrochen, der Mobilfunk nur noch teilweise verfügbar, so Blaschke. Videos in den sozialen Netzwerken, die Proteste von Sudanesen gegen den Militärputsch zeigen sollen, seien zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht verifizierbar gewesen. Aus anderen Quellen wisse man aber, dass es bei den Protesten Schüsse und Tote gegeben haben soll.
Auch über das Schicksal von Ministerpräsident Hamdok und anderer Regierungsmitglieder wisse man bislang nichts Genaues, so Blaschke. Hamdok sei verschleppt worden, sein Aufenthaltsort unbekannt.

Sudan steuert auf autokratisches System zu

Mit Blick auf die Zukunft sei wohl davon auszugehen, dass die Militärs versuchen würden, die wirtschaftlichen Fortschritte, die das Land im Kleinen erreicht habe, aufrecht zu erhalten. Ebenso würden sie vermutlich bemüht sein, die Annäherung an Israel, die andere arabische Staaten bereits gesucht und gefunden hätten, fortzuführen.
Weniger gut schätzt Blaschke die Chancen für den Demokratisierungskurs ein. "Ich vermute, dass es da eine Tendenz geben wird, die man auch sonst aus der Region kennt – und die ist nicht besonders demokratisch." Es werde wohl auf ein autokratisches System hinauslaufen, das von den Militärs dominiert wird.

Regierung mit harter Hand

An den vorgesehenen Wahlen im kommenden Jahr würden die Militärs vermutlich festhalten, glaubt Blaschke. "Man gibt sich einen demokratischen Anstrich." Ein ähnliches Vorgehen habe man bereits in Ägypten beobachten können. Im Zweifel werde man dann aber mit harter Hand regieren und versuchen das Volk zu kontrollieren.
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