Qualitätsausweis oder Täuschung - Wie verlässlich sind Lebensmittelsiegel?
"Bio", "Fairtrade", "DLG", "Ohne Gentechnik", "Regional geprüfte Qualität": Es gibt mittlerweile Dutzende verschiedener Siegel für Lebensmittel, an die 20 allein im Bio-Bereich. Welche sind seriös, welche reines Marketing? Welche Fallen bergen die Kennzeichnungen auf den Lebensmitteln?
"Siegel leben oft vom Image, das sie mitbringen. Unsere Aufgabe ist es, das zu hinterfragen", sagt Armin Valet. Der Experte für Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Hamburg e.V. nimmt die Lebensmittelindustrie schon lange kritisch unter die Lupe. 2007 veröffentlichte er – gemeinsam mit seiner Kollegin Silke Schwartau – das Buch "Vorsicht Supermarkt! Wie wir verführt und betrogen werden."
Siegel könnten eine Entscheidungshilfe für die Kunden sein, wenn sie wirklich vertrauenswürdig und auch klar verständlich seien. Viele Label versprächen aber mehr, als sie halten könnten: "Zum Beispiel das 'DLG'-Siegel, das sehe ich problematisch. Da werden lediglich Geschmackstests gemacht, andere Dinge werden nicht getestet. Erklärungsbedürftig ist auch das 'QS'-Siegel für Qualität und Sicherheit. Dort wird zumeist auf eine höhere Qualität verwiesen, aber letztlich sichern sie nur den Mindeststandard, der gesetzlich vorgeschrieben ist."
Siegel adelten die Ware, viele Verbraucher seien dann bereit, mehr für ein Produkt zu bezahlen, ohne die Kriterien der Siegel zu hinterfragen. Ein Aufkleber der "Stiftung Warentest" mache eine kalorienreiche Schokocreme noch nicht zu einem gesunden Lebensmittel - auch wenn dies suggeriert werde.
Klassische "Fallen" für die Verbraucher seien auch die verlockenden Werbeaufdrucke oder missverständlichen Kennzeichnungen. Informationen hierzu liefert das Internetportal "Lebensmittelklarheit" der Verbraucherzentralen.
"Ich glaube nicht, dass man alle Siegel kennen muss und wissen muss, was dahinter steht. Die Siegel sollen eine Orientierung bieten", sagt die Geschäftsführerin des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. Angelika Mrohs. Die Vielfalt der Siegel spiegele auch die Vielfalt der Verbraucherwünsche wider, zum Beispiel bei der Regionalität:
"Es gibt Menschen, die kaufen regionale Produkte, weil sie die heimische Wirtschaft stützen möchten. Andere wollen Regionales, weil dann die Produkte einen kürzeren Weg haben – das sind schon zwei völlig unterschiedliche Ansprüche. Und so sind auch die Konzepte unterschiedlich."
Dass Verbraucherschützer gerade diese Regional-Siegel als zu unbestimmt und missverständlich kritisieren, ficht die Rechtsanwältin für Lebensmittelrecht nicht an.
Regional müsse nicht bedeuten, dass auch alle Zutaten aus der Region kommen. Auch Werbesprüche auf den Verpackungen seien legitim, schließlich müssten sich die Produkte aus dem großen Sortiment herausheben. Täuschungen seien dabei allerdings verboten. Entscheidend sei immer die Kennzeichnung auf der Verpackung. Sie sei per EU-Verordnung streng geregelt. Nur müsse der Verbraucher auch bereit sein, diese zu lesen. "Das ist in unserer Informationswelt so."
"Qualitätsausweis oder Täuschung - Wie verlässlich sind Lebensmittelsiegel?"
Darüber diskutiert Matthias Hanselmann heute von 9:05 bis 11 Uhr mit Angelika Mrohs und Armin Valet.
Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800-22542254 oder per E-Mail gespraech@dradio.de.
Weitere Informationen:
Das Portal Lebensmittelklarheit
Die Ernährungsseiten der Verbraucherzentrale Hamburg
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Siegel könnten eine Entscheidungshilfe für die Kunden sein, wenn sie wirklich vertrauenswürdig und auch klar verständlich seien. Viele Label versprächen aber mehr, als sie halten könnten: "Zum Beispiel das 'DLG'-Siegel, das sehe ich problematisch. Da werden lediglich Geschmackstests gemacht, andere Dinge werden nicht getestet. Erklärungsbedürftig ist auch das 'QS'-Siegel für Qualität und Sicherheit. Dort wird zumeist auf eine höhere Qualität verwiesen, aber letztlich sichern sie nur den Mindeststandard, der gesetzlich vorgeschrieben ist."
Siegel adelten die Ware, viele Verbraucher seien dann bereit, mehr für ein Produkt zu bezahlen, ohne die Kriterien der Siegel zu hinterfragen. Ein Aufkleber der "Stiftung Warentest" mache eine kalorienreiche Schokocreme noch nicht zu einem gesunden Lebensmittel - auch wenn dies suggeriert werde.
Klassische "Fallen" für die Verbraucher seien auch die verlockenden Werbeaufdrucke oder missverständlichen Kennzeichnungen. Informationen hierzu liefert das Internetportal "Lebensmittelklarheit" der Verbraucherzentralen.
"Ich glaube nicht, dass man alle Siegel kennen muss und wissen muss, was dahinter steht. Die Siegel sollen eine Orientierung bieten", sagt die Geschäftsführerin des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. Angelika Mrohs. Die Vielfalt der Siegel spiegele auch die Vielfalt der Verbraucherwünsche wider, zum Beispiel bei der Regionalität:
"Es gibt Menschen, die kaufen regionale Produkte, weil sie die heimische Wirtschaft stützen möchten. Andere wollen Regionales, weil dann die Produkte einen kürzeren Weg haben – das sind schon zwei völlig unterschiedliche Ansprüche. Und so sind auch die Konzepte unterschiedlich."
Dass Verbraucherschützer gerade diese Regional-Siegel als zu unbestimmt und missverständlich kritisieren, ficht die Rechtsanwältin für Lebensmittelrecht nicht an.
Regional müsse nicht bedeuten, dass auch alle Zutaten aus der Region kommen. Auch Werbesprüche auf den Verpackungen seien legitim, schließlich müssten sich die Produkte aus dem großen Sortiment herausheben. Täuschungen seien dabei allerdings verboten. Entscheidend sei immer die Kennzeichnung auf der Verpackung. Sie sei per EU-Verordnung streng geregelt. Nur müsse der Verbraucher auch bereit sein, diese zu lesen. "Das ist in unserer Informationswelt so."
"Qualitätsausweis oder Täuschung - Wie verlässlich sind Lebensmittelsiegel?"
Darüber diskutiert Matthias Hanselmann heute von 9:05 bis 11 Uhr mit Angelika Mrohs und Armin Valet.
Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800-22542254 oder per E-Mail gespraech@dradio.de.
Weitere Informationen:
Das Portal Lebensmittelklarheit
Die Ernährungsseiten der Verbraucherzentrale Hamburg
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)