Queere Initiative #actout

Ein Manifest für mehr Sichtbarkeit

06:35 Minuten
Schauspieler Mehmet Ateşçi. Ein junger Mann mit kurzen dunklen Haare und Brille lächelt in die Kamera.
Schauspieler Mehmet Ateşçi (hier im Juni 2017 beim Filmfest München) beteiligt sich an der queeren Initiative #actout. © picture alliance/dpa/Eventpress TOM
Mehmet Ateşçi im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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Mit der Initiative #actout und einem Manifest haben sich 185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und transsexuelle Schauspielerinnen und Schauspieler geoutet. Sie wenden sich gegen Diskriminierung und Konformitätsdruck.
185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und transsexuelle Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich geoutet - mit der Initiative "#actout" und einem Manifest. Sie fordern mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und Diversität in Theater, Film und Fernsehen. Zu den Unterzeichnern des Manifests gehören unter anderem Mavie Hörbiger, Eva Meckbach, Ulrich Matthes, Karin Hanczewski, Udo Samel, Maren Kroymann, Jochen Schropp, Ulrike Folkerts und Mehmet Ateşçi.

"Outings" sollen nicht mehr nötig sein

Er habe sich der Initiative angeschlossen, weil er dem Schweigen ein Ende habe bereiten wollen, sagt Mehmet Ateşçi. "Wir haben in Privatgesprächen gemerkt, dass die Sorgen, die wir in dem Manifest erwähnen, viele Kolleginnen und Kollegen quälen." Viele seiner Kolleginnen und Kollegen machten bei der Arbeit die Erfahrung, dass man über bestimmte Dinge nicht sprechen sollte, betont der Schauspieler. "Mit dieser Initiative wollen wir unsere Gesichter zeigen und offen darüber reden, damit in Zukunft andere Menschen, auch über unsere Branche hinaus, sich dazu bekennen können und 'Outings' nicht mehr nötig sind."
Er selbst habe mehrfach Diskriminierung erfahren, sagt Ateşçi, aufgrund seiner Sexualität als auch aufgrund seiner Herkunft. "Diese Diskriminierung ist oft nicht offen ersichtlich, sehr oft unterschwellig und den meisten gar nicht bewusst." Er kenne viele Anekdoten, in denen queeren Kolleginnen und Kollegen von Castern, Regisseuren oder Produzenten geraten worden sei, sich grundsätzlich bedeckt zu halten - beispielsweise auf dem roten Teppich nicht mit einem gleichgeschlechtlichen Partner aufzutauchen.

Mehr Freiheiten am Theater als beim Film

Der Konformitätsdruck in der Filmbranche sei höher als am Theater, sagt Ateşçi. "Am Theater kann man sich mehr erlauben, allein durch die Möglichkeiten der Verwandlung, die man auf der Bühne vollziehen kann. Der Film hat sich auf die Fahne geschrieben, die 'Realität' abzubilden. Die Realität, an der man festhält, ist aber eine vermeintliche. Unsere Gesellschaft ist viel weiter, ist viel diverser, als sie in Film und Fernsehen abgebildet wird, und als es die Entscheidungsträger dort vermuten." In Produktionen aus dem Ausland und von Streamingdiensten werde Diversität als Thema bereits viel eleganter und freier behandelt als hierzulande, so Ateşçi.
(rja)
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