Salzgeber-Filmverleih
"Ich möchte wieder kreativer arbeiten“, sagt Noch-Geschäftsführer Björn Koll, der vor über 30 Jahren als Student „da so reingerutscht“ ist. © picture alliance/dpa | Christoph Soeder
Eine Stiftung für den queeren Traditionsverleih
08:36 Minuten
Seit 1985 bringt der Filmverleih Salzgeber schwullesbische, queere und dokumentarische Filme jenseits des Mainstreams ins Kino. Nun wird die Firma in eine Stiftung überführt. Noch-Geschäftsführer Björn Koll blickt zurück.
Deutschlands wichtigster queerer Filmverleih Salzgeber wird künftig von einer Stiftung geleitet. Nach mehr als 30 Jahren zieht sich Geschäftsführer Björn Koll zum Ende des Jahres aus dem Alltagsgeschäft zurück. Er wird fortan im Vorstand der von ihm gegründeten Queeren Kulturstiftung dem neuen Leitungsteam vor allem als Ratgeber zur Seite stehen, wie er erklärt. Auch seine Gesellschafteranteile wandern in die Stiftung.
Gegründet wurde das Unternehmen 1985 von Manfred Salzgeber, weil sich in Deutschland kein Verleih oder Fernsehsender an den Film „Buddies“ von Arthur Bressan heranwagte, ein Film, der AIDS thematisierte. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die „Edition Salzgeber“, wie die Firma damals noch hieß, zu einem anerkannten unabhängigen Filmverleih mit hervorragendem dokumentarischem und schwullesbischem Programm. Nach dem Tod des Gründers im Jahr 1994 wurde die Firma unter leicht verändertem Namen von Koll weitergeführt.
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Themen
„Als ich angefangen habe, hat man immer vom lesbisch-schwulen Film geredet“, berichtet Björn Koll. „Alleine, dass wir mittlerweile das Wort ‚queer’ benutzen und auch viel inklusiver sind, beschreibt auch eine Lernphase. Wenn ich an die 80er denke, fallen mir ‚Taxi zum Klo’ oder ‚Der Westler’ von Wieland Speck ein. Schauen Sie sich jetzt Filme wie ‚Als wir tanzten’ oder auch ‚Futur Drei’ an: Da werden ganz andere Geschichten erzählt, sie werden auch anders erzählt, als man damals erzählt hat. Das ist einfach Filmgeschichte, die wir da begleitet haben."
Kaum Förderung für queere Filme
Koll kritisiert, dass momentan zwar viel über Diversity in der Filmförderung geredet werde, aber letztlich kaum queere Filme gefördert würden – und falls doch, dann mit erheblich weniger Geld als die übrigen Mainstreamfilme. Für „Futur Drei“ habe es beispielsweise gerade einmal eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro gegeben, „also im Prinzip gar nichts, beim Film geht es ja immer gleich um Millionen“.
Koll spricht in diesem Zusammenhang von einer Filmförderung in Höhe von insgesamt 480 Millionen Euro. Für alle möglichen „Filmchen“ würden Millionen "verballert" unter dem Deckmantel der Kultur, sagt Koll, aber für Filme, die wirklich etwas Neues probierten und die seiner Definition nach förderwürdiger wären, gebe es eigentlich nie Geld. „Dann fragt man sich wirklich manchmal: Wer entscheidet da eigentlich?“