Queere Talkshow startet

"Politisch und systemkritisch, aber nicht mutig genug"

07:05 Minuten
Blick auf Riccardo Simonetti in den Kulissen seiner Show. Er sitz im Vordergrund auf einem kleinen Tisch, im Hintergrund ein rosa Sofa, kleine Lampen und Gardinen vor den Fenstern.
Riccardo Simonetti empfängt und diskutiert in seinem "Salon Simonetti" in der ARD – ein Kosmos gelebter Diversität, wie er seine Show selbst erklärt. © WDR / Lennart Speer
Lara Keilbart im Gespräch mit Boussa Thiam |
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Die Diskussionen, die Beiträge, die Themen – all das sei sehr gut in der neuen queeren ARD-Show "Salon Simonetti", sagt die Popkultur-Journalistin Lara Keilbart. Mit der Sendezeit in der Nacht aber zeige die Anstalt wenig Mut.
Eine Personality-Show mit Talk und gesellschaftsrelevanten Themen – das verspricht die ARD mit ihrem "Salon Simonetti". Nach Einschätzung der Popkultur-Journalistin Lara Keilbart löst die Sendung genau das auch ein. "Es war sehr politisch, sehr systemkritisch, auch sehr medienkritisch." Zu Gast sind in der ersten Sendung zum Thema "Ich-Sein" der Comedian Thomas Hermanns und das Model Alex Mariah Peter. Thema war hier zunächst die Rolle der Medien und dass die Mehrzahl der Medienmacherinnen derzeit noch immer "eher bremsend" wirkten bei Themen oder Sendungen mit einem größeren Fokus auf Diversität, berichtet Keilbart. "Das sind individuelle Geschichten, die allgemeingesellschaftlich wirken können."

Politische Aspekte persönlicher Erfahrungen

Auch sei der Ansatz und die Ansprechhaltung von Host Riccardo Simonetti ein ganz anderer: "Es wird hier nicht bei Null angefangen, wenn es um die Erklärung von bestimmten Begriffen geht. Ein paar Sachen werden eingeblendet, aber im Gespräch selber gehen sie von einem Ist-Zustand aus, der auch in der gesellschaftlichen Debatte schon da ist; berichten von sich selber – aber gehen auch nicht auf Details ein, vor allem auch nicht auf körperliche Sachen, die bisher ja oft im Fokus standen." Hier spreche man eher über die politischen Aspekte dieser persönlichen Erfahrungen.

Selbstreflexion als stärkstes Element

Keilbart betont, dass vor allem die Selbstreflexion der beiden Gäste über ihre persönliche Lage – im Privaten wie im Beruflichen – eines der stärksten Elemente der Talks sei. Simonetti sei zudem als Host und Gesprächspartner für die angesprochenen Themen sehr erfahren: "Er hat als Blogger angefangen, hat dann jetzt in den Social-Media-Plattformen eine große Follower:innenschaft mit über 400.000 Leuten, die seine Posts lesen – das ist schon ein enormer Impact." Simonetti sei einfach schon sehr anerkannt.
Klare Kritik allerdings äußert Keilbart an der Sendezeit um 0.40 Uhr in der ARD: "Da reicht der Mut dann doch nicht so ganz." Dabei könne diese Sendung sehr gut Schichten und Leute erreichen, die "das Thema sonst eher passiv konsumierten".
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