Querelen um Kosten und Posten

Von Blanka Weber · 18.10.2010
Präsident Hellmut Seemann muss seinen Schreibtisch räumen – der Wissenschaftsminister von Thüringen kritisiert offen seine Eignung für die zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands. Nun hat sich der Wissenschaftsrat in Weimar eingefunden und prüft, was bis 2017 von der Klassik Stiftung auf die Beine gestellt werden soll.
Die Arbeitswoche für Hellmut Seemann begann gleich am Morgen mit dem Richtigstellen einer Zahl. Medien hatten berichtet, das geplante Museumsdepot werde doppelt so teuer und zudem zwei Jahre später fertig. Der Präsident der Klassik Stiftung weist die Kritik ab:

"Das Museumsdepot hat eine Vorplanung und diese Vorplanung sieht Kosten in Höhe von 15,5 Millionen Euro für alles vor, das gesamte Depot inklusive der Erstausstattung. Das ist allerdings 4 Millionen mehr, als wir ursprünglich geglaubt haben. Wir haben nämlich geglaubt, man könne das Depot für 11,2 Millionen bauen."

Diese Zahl entstammte einer Vorplanung. Hellmut Seeman wirkt wenig entspannt, doch nicht gereizt. Nur über eines, über sich, möchte er nicht reden. Mit niemandem. Zumindest derzeit.

Mit dem Depot hingegen – ginge alles seinen Gang. Die Kosten:

"liegen jetzt bei 15,5 Millionen, die sind mit den Zuwendungsgebern abgestimmt. Also da ist alles in trockenen Tüchern."

Ob dieses positive Denken auch für die Stiftung gilt, überprüft derzeit der Wissenschaftsrat, ein Gremium hochrangiger Vertreter aus dem gesamten Bundesgebiet. Den Vorsitz speziell für die Aufgabe Klassik Stiftung hat Christian Mair, Professor für Anglistik von der Universität Freiburg.
Ob er sich derzeit zu den Querelen um Kosten und Posten in der Klassik Stiftung äußern möchte?

"Das fällt mir schwer, denn uns geht es um die Entwicklung der Institution in langfristiger Perspektive und nicht unbedingt zu konkreten Personalfragen, die in den letzten drei Wochen virulent geworden sind."

Seit heute tagt das Gremium in Weimar und - zugegeben – erhellend ist das nicht, wenn gleich am Morgen eine neue negative Schlagzeile zu lesen ist:

"Die Zeitungsmeldungen interessieren uns natürlich. Und die zehn bis zwölf etwas dramatischen Zeitungsartikel in den letzten Wochen. Wir nehmen beides wahr, aber wir wissen auch, was unsere Aufgabe ist."

Nämlich ein eigenes Bild über die Arbeit der Klassik Stiftung Weimar, so wie bereits vor sieben Jahren. Damals gab es kein gutes Zeugnis und die dringende Empfehlung an Land und Bund, die Stiftung finanziell besser auszustatten und neu zu strukturieren. Seitdem soll der "Kosmos Weimar" entstehen, mit zentralem Herz, dem modernen Stadtschloss in der Mitte, den Sammlungen, Museen, Archiven, Bibliotheken und Depots als Außenstellen. 90 Millionen Euro soll es von Land und Bund bis 2017 geben – und ab Frühjahr 2011 auch eine neue Person an der Spitze.

"Ich kann das nicht kommentieren", sagt Christian Mair knapp – ebenso wenig, ob es seines Erachtens noch mehr Veränderung geben wird:

"Ich lerne das Personal erst kennen."

Die Diskussionen und das Zerwürfnis mit dem Thüringer Wissenschaftsminister haben Hellmut Seemann deutlich zugesetzt. Sein Strahlen ist matter, das Auftreten dezenter, dennoch selbstbewusst mit Blick auf den Bericht des Wissenschaftsrates:

"Und dieser Bericht, mit dem sich unsere Zuwendungsgeber, die Politik, die Kulturpolitik, überlegen, braucht die Stiftung mehr Geld, braucht sie weniger Geld, wie soll man mit den Leitungspositionen umgehen etcetera pp was sich daraus alles ableiten lässt."

Im kommenden Frühjahr soll der Bericht vorliegen, dann möglicherweise als Arbeitsgrundlage für den neuen Präsidenten an der Spitze der Klassik Stiftung Weimar.
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