Querfeldein

Staatsteppiche, Staatsfernsehen und Staatsdiener

Die Teppichwerke Nord GmbH in Malchow war zu DDR-Zeiten mit 4,7 Millionen produzierten Quadratmetern der größte Teppichbetrieb Europas.
Manche Sammler sind wild auf diese Produkte: Die Teppichwerke Nord GmbH in Malchow war zu DDR-Zeiten mit 4,7 Millionen produzierten Quadratmetern der größte Teppichbetrieb Europas. © dpa / picture alliance / Jens Büttner
Von Henry Bernhard, Michael Frantzen, Anke Petermann, Klaus Nothnagel |
In Thüringen darf sich Ministerpräsident Bodo Ramelow im Fernsehen selbst interviewen. In Köln sammelt man DDR-Teppiche, in Hessen müssen Richter ihren Müll selbst entsorgen. Und in manchen Schwellenländern gibt es Leute, die Deutschland beim Flughafenbau helfen könnten.
Die wichtigste Nachricht vorab: wir räumen unseren Müll selber weg. Gut gelaunt und mindestens einmal im Monat. Weniger gut gelaunt sind einige Staatsdiener in Hessen. Richter und Staatsanwälte, die seit Januar eben darum gebeten werden. Die das Büro selber ausmisten sollen. War die hessische Law-and-Order-Politik so erfolgreich, dass man schlicht neue Aufgaben für die Justiz suchte? Nein, es ist schnöde: eine Sparvorgabe. Andernorts spart man nicht an Müll – im privaten thüringischen Regionalfernsehen gibt es nun regelmäßig die Rubrik "Ramelow und Co", wobei das Co ebenfalls durch den Ministerpräsidenten besetzt ist, der sich selber kommentieren darf. Ist das schon Staatsfernsehen oder nur genial transparentes Politik-TV? Wir besuchen außerdem einen Kölner, der DDR-Teppiche sammelt, zum Leidwesen seiner Frau − und bitten Schwellenländer um Hilfe für die marode deutsche Industrie.
Dauerwerbesendung oder Staatsfernsehen? Ramelow & Co im Regional TV
Von Henry Bernhard
Staatsgelenkte Journalisten und Vertreter der Lügenpresse – unser Berufsstand leidet gerade unter diesen Vorwürfen. Dankenswerterweise kommt ein genialer Vorschlag aus dem thüringischen privaten Regionalfernsehen: Wenn der Journalist sich einfach vollständig zurückzieht, nix sagt und keine Fragen stellt, kann er ja weder lügen noch gelenkt werden. Und so darf sich der Ministerpräsident des Landes bei "Ramelow und Co" einfach selber fragen, selber antworten, selber kommentieren. Toll!
Marx, Engels und Co fürs Wohnzimmer − Ein Kölner sammelt DDR-Teppiche
Von Michael Frantzen
Die einen sammeln Briefmarken, andere guten Wein. Rolf Hirschberg, seines Zeichens Teppichhändler, sammelt: Teppiche. Allerdings nicht irgendwelche: Der Kölner sammelt DDR-Teppiche. Bild-Teppiche aus Plaste und Elaste: Marx, Engels, idealtypische Arbeiter in trautem sozialistischen Familienglück.
Wer bringt den Müll raus? Eine hessische Entsorgungsrevolution
Von Anke Petermann
Seit Jahresanfang bemühen sich Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte vor Dienstantritt höchstpersönlich zur Materialausgabe, um dort Mülltüten abzugreifen. Sodann versenken sie alles, was nicht Papier ist, in diesen Mülltüten. Und am Ende eines langen Werktags müssen sie ihre Hinterlassenschaften höchstselbst zur Sammelstelle bringen. Die Richtlinie zur Regelung des Reinigungsdienstes beendet das entsorgungsfreie Leben. Eine Revolution, die nicht jeden glücklich macht.
Wir sind nicht allein − Schwellenländer helfen Deutschland
Von Klaus Nothnagel
Flughäfen in Deutschland – ein Dauerbrenner für Spaß. Diesmal nicht Berlin-Brandenburg, dieses Mal: Lübeck. Verschuldet, aber durch einen chinesischen Investor gerettet. Und dieses Mal nur der Anlass, das Ganze weiterzudenken: Wer könnte uns bei was so helfen aus dem Ausland?
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